Modern English - 1 2 3 4 (foto: InKind Music / The Orchard)

Modern English – 1 2 3 4

Erscheinungsdatum
Februar 23, 2024
Unsere Wertung
7

Mit „1 2 3 4“ legen Modern English nach acht Jahren Veröffentlichungspause mal wieder ein neues Studioalbum vor. Darauf begeben sich die Briten back to the roots und kredenzen einen Sound zwischen Post Punk und New Wave, klingen dabei aber trotzdem zeitgemäß.

Sicher, ein paar Pausen und Umbesetzungen gab es. Dennoch sind Modern English echte Dinos im Musikgeschäft. Mit Unterbrechungen besteht die Kapelle aus Colchester, Essex, schließlich schon seit 1977 – und das mehr oder weniger mit der gleichen Kernmannschaft: Sänger Robbie Grey, Gitarrist Gary McDowell, Bassist Mick Conroy und Keyboarder Stephen Walker sind der Nukleus der Kapelle.

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Die Älteren werden sich erinnern: Modern English entsprangen der britischen Post-Punk-Bewegung der späten 1970er Jahre. Das erste Konzert fand in einer Reihe mit Siouxsie and the Banshees und Adam and the Ants statt. Die Band nahm hernach ein Demotape auf und schickte es an einige Labels. Angebissen hatte schließlich das legendäre Label 4AD. 1981 erschien das Debütalbum der Band, „Mesh & Lace“ – eine düstere, atmosphärische Song-Sammlung, mit schabenden Gitarrenriffs, sehnsüchtigem Gesang und dunklen Klangeffekten. Bekannt wurden die Post-Punker aber letztlich durch Hits wie „I Melt With You“ (1982), „Hands Across The Sea“ (1984) und „Ink and Paper“ (1986).

Mit „1 2 3 4“ legt die Gruppe nun ein neues Album vor. Es ist das nunmehr neunte. Darauf orientieren sich Modern English an ihrem Sound früher Tage, ohne dabei aber abgehangen zu wirken. Vielleicht liegt’s auch daran, dass der Klang der 1980er derzeit ja auch wieder en vogue ist. Produziert von Mario McNulty, abgemischt von Cenzo Townsend und gemastert in der Abbey Road, umfasst die Platte ein paar bissige Punk-Perlen („Long in The Tooth“, „Plastic“), keyboardlastige Melodic-Rocker („Not Fake“, „Crazy Lovers“) und brodelnde Darkwave-meets-Post-Punk-Nummern („Exploding“, „Out to Lunch“). Das das Album abschließende „Voices“ ist derweil eher gedämpft, unterstützt von hallenden, Doppler-artigen Soundeffekten und Greys düsterem Gesang.

In der Pandemie ging’s los

Die Saat für „1 2 3 4“ wurde schon in der Pandemie gelegt. Conroy und Grey begannen im Frühjahr 2020 mit der „Entwicklungsarbeit“ und tauschten damals ihre Ideen über die Distanz aus. „Uns war allen stinklangweilig, weil wir nichts tun konnten“, erinnert sich Grey. „Die Musik begann sehr schnell zu entstehen.“ Conroy richtete sich ein provisorisches Heimstudio in Suffolk, England, ein, dessen Ausrüstung in einer winzigen Küche untergebracht war („Sobald ich mich eingerichtet hatte, konnte man die Kühlschranktür nicht mehr öffnen“, sagt er). Inspiration holte er sich vom ersten Album von Siouxsie And The Banshees und den David Bowie-Platten mit Mick Ronson.

Nach einiger Zeit, nachdem sie einen Haufen neuer Songs angehäuft hatten, lockerten sich die Beschränkungen soweit, dass Modern English sich zusammensetzen und die neue Musik durchgehen konnten. Die Band entschied sich bewusst für eine „roh klingende Angelegenheit“, die „energiegeladener“ war, so Conroy, und nahm das Album in nur wenigen Takes mit minimalen Overdubs in einem Wohnstudio im Norden von New York auf. Grey fügt hinzu: „Wir wollten eine gewisse Schärfe haben – Live-Schlagzeug und das Gefühl, von Strophe zu Refrain zu kommen, wenn alle mitspielen.“ Ist ihnen gelungen.

Inhaltlich ist das Ganze auch recht typisch Modern English. Bei Greys Texten bekommen Politiker gerne mal ihr Fett weg, so auch diesmal. Über „Not My Leader“ sagt er, es sei von der Tatsache inspiriert, dass „jeder, der in der Welt das Sagen hat, völlig inkompetent zu sein schien“. Wem das zu platt und undifferenziert erscheinen mag, dem hält Grey entgegen: „Ich erinnere mich, wie ich in den frühen 80er Jahren nach Amerika kam. Wir hatten Margaret Thatcher und Ronald Reagan – und dann spulen wir vor bis heute und Donald Trump und Boris Johnson. 40 Jahre später ist es dasselbe; es ist derselbe alte Scheiß.“

Anspieltipps
Long in the Tooth
Plastic
Not Fake
Crazy Lovers
7
Gelungenes Alterswerk der Post-Punker.
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