Ian Gittins - The Cure: Dunkelbunte Jahre (foto: hannibal verlag)

Ian Gittins – The Cure: Dunkelbunte Jahre

Erscheinungsdatum
Juni 10, 2021
Verlag
Hannibal Verlag
Unsere Wertung
7
7
Lesenswert.
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Sie ebneten den Weg für Außenseiter in den Mainstream: The Cure, in den 1980er Jahren eine regelrechte „Goth Hit Machine“, um es mit den Worten des legendären „NME“ zu beschreiben. Der Musikjournalist Ian Gittins widmet der britischen Rock-Formation um Frontmann Robert Smith nun die Biografie „The Cure: Dunkelbunte Jahre“. Sie ist soeben im Hannibal Verlag erschienen.

Schwarze Klamotten, knallroter, verschmierter Lippenstift, eine verwuschelte Vogelnest-Frisur, dazu ein bisschen Kajal – der Look von The-Cure-Frontmann und Mastermind Robert Smith ist ikonisch. Der Look eines Außenseiters, irgendwann millionenfach kopiert, in der Londoner Vorstadt genauso wie auf dem bayerischen Land. Wer in dem Aufzug in den 1980er Jahren in der Dorfdisco erschien, musste damit rechnen, von den einheimischen Dumpfbacken eins aufs Maul zu bekommen, wie der frühere MTV-Moderator Markus Kavka einst in seinen „Zeit“-Kolumnen schrieb. Die 1980er Jahre, das Jahrzehnt der Subkulturen. Und das Jahrzehnt, in der diese Subkulturen auch den Weg in den Mainstream fanden.

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The Cure waren daran nicht unschuldig. Fühlten sich zunächst vor allem die Mitglieder der Goth-Szene, in Deutschland auch Grufties genannt, von den melancholischen, beklemmenden Soundscapes der 1979 gegründeten Formation angezogen, so erweiterte die Band ab Mitte der 1980er ihr Publikum. Spätestens mit dem Album „Disintegration“ (1989) gelang es den Briten, mittlerweile längst MTV-Darlings, selbst in Amerika die Stadien zu füllen. Und mit dem Album „Wish“ und der Hit-Single „Friday I’m In Love“ wagte sich die Gruppe so weit und so erfolgreich in den Mainstream, den Pop vor, dass die Tür für viele düstere Alternative Bands, die da folgen sollten, ganz weit aufgestoßen wurde.

Ian Gittins zeichnet den Weg der Band nun nach. Der Musikjournalist ist dabei kein reiner Schreibtischtäter, sondern hat die Band in seiner eigenen 35-jährigen Karriere viele Male getroffen und interviewt. Der Mann arbeitete immerhin für renommierte Zeitungen und Magazine wie „Melody Maker“, „Q“ und „The Guardian“ und auch Bücher hat der Gute schon geschrieben. So verfasste er zusammen mit Nikki Sixx dessen Autobiografie „Tagebuch eines Heroinsüchtigen: 365 höllische Tage im Leben eines Rockstars“.

Von Anti- zu Weltstars

Gittins beschreibt in „Dunkelbunte Jahre“ wie Smith und seine Kollegen von Anti-Stars zu Weltstars wurden. Den Weg aus der Londoner Vorstadt-Tristesse und Banalität, vom Schulbus, in dem sich Smith und der spätere The-Cure-Drummer Lol Tolhurst kennenlernten, in die großen Stadien der Welt. Wer hätte den schon vorausgesagt, nachdem sich die Band nach Veröffentlichung ihrer Debütsingle „Killing an Arab“ erstmal Rassismus-Vorwürfe anhören musste. Dabei bezog sich der Songtitel eigentlich auf Albert Camus. Gittins zitiert Smith, der über den Song sagte: „Es geht nicht darum, Araber zu töten … die Hauptfigur in dem Buch (Der Fremde) tötet einen Araber, aber es könnte genauso gut ein Skandinavier oder Engländer sein.“ Heute gäbe es wohl dennoch einen amtlichen Shitstorm, damals sorgte der „Skandal“ dafür, dass die Single nach zwei Wochen ausverkauft war. The Cure empfanden den Song dennoch als Belastung und nahmen in schließlich aus dem Programm. Auch, weil er Fans aus dem falschen Lager anzog.

Interessant auch, wie Smith die Immer-mal-wieder-Hinwendung zum Pop der Band, erklärt. „Bei ‚Wish‘ hatte ich richtig gute Laune. Und das hört man auch. Wie du siehst, haben wir alle zwei oder drei Jahre mal eine Gute-Laune-Phase. Immer, wenn wir eine neue Droge entdecken. Dann sind wir eine Zeitlang glücklich. Und dann geht es wieder zurück in den Morast. Man muss für Ausgewogenheit sorgen“, so Smith über diese Phasen der Band.

Klar, wahnsinnig viel Neues ist in dem Buch nun nicht zu erfahren. Gittins greift vornehmlich auf bereits bekannte Informationen zurück; Quellen sind dabei Bücher, Zeitungsartikel und eben seine eigenen Interviews. Der Wert des Buchs liegt aber in seiner Aktualität, der ansprechenden Aufmachung (das Buch ist opulent illustriert) und der interessanten Einordnung. Gittins ist der Band zwar merklich zugetan, spült aber nicht weich. Ein Pluspunkt sind auch die Playlists und Literaturtipps, die Gittins in manchen Kapiteln feilbietet.

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