Culture Club (foto: dean stockings)

Live: Culture Club in Köln

Ikonen der achtziger Jahre auf Comeback-Tour: Am Dienstag machten Boy George und Culture Club im Kölner Palladium Station. Es sollte eine große Party werden.

Man hatte in den vergangenen Tagen ja schon so ein bisschen Muffensausen in Köln. Würden sie wirklich kommen? Ende November hatten Boy George und Culture Club ihre Gigs in Antwerpen und Amsterdam kurzfristig abgesagt. „Scheduling conflicts“, schrieb George entschuldigend auf Twitter – viele wähnten das als einen Code für „zu wenig Tickets verkauft.“

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In Köln gingen augenscheinlich genug Karten über den Tresen. Das Palladium war zwar nicht ganz ausverkauft, aber doch ziemlich gut gefüllt. Und die Zuschauer hatten wirklich Bock auf Culture Club, die nach langer Zeit mal wieder in Originalbesetzung von 1981 auftraten. Also mit Sänger Boy George, Gitarrist und Keyboarder Roy Hay, Drummer Jon Moss sowie Bassist Mikey Craig. Anfang der achtziger Jahre war dieses Quartett eine Speerspitze der gerade ausklingenden, britischen New Romantics-Welle. Die hatte damals unheimlich polarisiert: Viele sahen in ihr den Ausverkauf des New Wave. Ihre Präsentation einer nostalgisch-romantischen Popwelt stand im krassen Gegensatz zur Lebensrealität der Jugendlichen in Großbritannien der 1980er Jahre, die geprägt war von Arbeitslosigkeit und einem harten sozial- und wirtschaftspolitischen Reformkurs der Thatcher-Ära, bringt es das „Handbuch der populären Musik“ (Peter Wicke, Wieland und Kai-Erik Ziegenrücker) auf den Punkt. Hinzu kommt, dass Frontmann Boy George das konservative und immer noch homophobe England mit seinem weiblichen Kleidungsstil und wildem Make-Up provozierte.

Musikalisch bewegte sich die Band immer im Bereich New Wave, den sie aber mit Elementen aus Soul und Reggae verband. Hier und da durfte es sogar etwas Country, Salsa oder Calypso sein. Einen Stil, den Culture Club auch weitgehend auf ihrem neuen Album „Life“ fahren, das im Oktober erschienen ist. Gleich mehrere Songs aus dieser neuen LP haben die Briten an diesem Abend im Programm – und sie fügen sich ziemlich gut in den Bandkatalog ein. Das funkige „God And Love“ darf gleich den Opener geben und die Stimmung anheizen. Funktioniert. Auch die Reggae-Nummern „Let Somebody Love You“ und „What Does Sorry Mean?“ nehmen die Fans an. „Runaway Train“, das als Country & Western-Song komponiert wurde, ist dann ein willkommener stilistischer Bruch. Zu den besten neuen Nummern gehört aber sicher „A Different Man“, das auf einem Interview mit dem US-Musiker Sly Stone basiert, der darin erzählt, wie er in einem Auto lebte. Ein Stück darüber, wieder auf die Beine zu kommen.

Klar aber natürlich auch, dass die Fans vor allem bei den alten Hits steil gehen. Beim wunderbaren „Everything I Own“ etwa. Oder der epischen Version von „Do You Really Want To Hurt Me?“. Nicht nur dieser Song gewinnt durch die neuerdings leicht rauchig-kratzige Stimme Boy Georges nochmal gewaltig. Der Culture-Club-Chef ist an diesem Abend in Top-Form. „I’m George. And everything you read about me, is absolutely true. And completely false“, witzelte die ewige Skandalnudel zwischen den Songs. Der Boy schillert wieder.

Am Ende: zwei Coverversionen. David Bowies „Let’s Dance“ und „Get It On“ (T. Rex) bringen das Publikum nochmal zum Kochen. „Life“ darf dann nochmal seine frohe Botschaft verbreiten, ehe mit „Karma Chameleon“ die Show ihren furiosen Abschluss findet.

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