Eins vorweg: Nein, es ist kein Schreibfehler. Die Band heißt wirklich Karl die Große. Die aus sechs Mitgliedern bestehende Leipziger Kapelle hat nach zwei EPs (2013/2015) und ungezählten Gigs mit „Dass ihr Superhelden immer übertreibt“ nun ihr lang erwartetes Debütalbum vorgelegt.
Sechs Köpfe – das bedeutet: unheimlich viele Ideen. Und man merkt es dieser Platte auch an, dass sie da aus einem unheimlich großen Fundus an musikalischem Wissen gespeist wurde. Da wird der Hörer durch eine komplexe, vom Jazz beeinflusste Pop-Landschaft geführt, eine Landschaft, die einen immer wieder mit Überraschungen konfrontiert und die daher nie langweilig wird.
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Auch inhaltlich können Karl die Große Großes liefern: Die zumeist düsteren, melancholischen Lyrics sind weit entfernt von Einheitsbrei und Befindlichkeit. Man spürt: Sängerin und Songschreiberin Wencke Wollny, mit einer fantastischen Stimme gesegnet, legt Wert auf Einordnung, die richtigen Fragen und vorallem auf Relevanz und ein breites Spektrum von Themen. Der Blick ist weiter, ist aufgefächert, nimmt poetische persönliche Perspektiven genauso ein, wie den gesellschaftlichen Blick über den Tellerrand.
Ein Album, das voller Geheimnisse steckt – und das gerade dann seinen schwächsten Moment hat, in dem es zu radiotauglich zugeht. Das Duett „Cowbody & Indianer“ mit Moritz Krämer (Die Höchste Eisenbahn) wirkt in dem Kontext deplatziert, ja, schlicht überflüssig. Das Geheimnisvolle steht der Band einfach besser.
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