Der Titel mutet in Zeiten wie diesen fast zynisch an: Kacey Musgraves legt mit „Golden Hour“ ein neues Album vor.
Eine „Goldene Stunde“? Zur jetzigen Zeit? Verschließt da jemand die Augen? Oder haben wir es hier mit einer waschechten Trump-Befürworterin zu tun? Nein, weder noch. „Ich war immer ein Beobachter und Kommentator der Gesellschaft“, sagt die 29-jährige Musgraves. Da ist was dran. In ihren Songs hat die gute Kacey immer wieder Ungerechtigkeiten thematisiert; seien es Intoleranz, Diskriminierung von Randgruppen und Minderheiten oder Rassenbarrieren. Damit hat sie sich nicht nur Fans erspielt. Ganz im Gegenteil. Manch konservativer Country-Radiosender boykottierte die liberale Musik der Texanerin.
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Doch die Frage muss erlaubt sein: Wie mag diese Attitüde, dieses politische Bewusstsein zu einer Unbeschwertheit verheißenden „Goldenen Stunde“ passen? „Was gerade politisch und gesellschaftlich passiert, ist wirklich gruselig“, erklärt Musgraves. Es wäre deshalb ein Leichtes, sich nur auf die negativen Dinge des Lebens zu konzentrieren. „Aber ich wollte mit meiner Musik der Welt etwas Hoffnung, Liebe und Farbe schenken. Mein aktuelles Leben gestattet es mir, die Magie in der Welt zu erkennen.“ Kann man so sagen. Beruflich wie privat läuft es derzeit rund für die gute Kacey, die seit kurzem mit ihrem Musiker-Kollegen Ruston Kelly verheiratet ist.
Und so hat die Dame allen Grund für jenen optimistischen Tonfall, den sie auf „Golden Hour“ anschlägt, für jene süßlich-verträumten Melodien, die sie ihren Hörern in jenen 13 Folk-Pop- beziehungsweise Country-Rock-Nummern kredenzt. Sie sind diesmal eben persönlicher als sonst – und daher inhaltlich klassischer. Es geht vornehmlich um neue Lieben („Butterflies“) und um alte („Space Cowboy“). Dann und wann blitzt aber das „Aktivistische“ dann doch durch. Etwa in „Rainbow“, das sich direkt an ihr junges LGBTQ-Publikum richtet, oder „Wonder Woman“, eine beinahe schon feministische Ballade. Für Nashville so wunderbar und erfrischend untypisch.
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