Schaffenspause beendet: Nach vielen Jahren in der selbstgewählten Musikbiz-Abstinenz kehrt Eagle-Eye Cherry mit einem neuen Album zurück: „Streets Of You“ ist soeben bei Papa Cherry Records erschienen.
Ende der Neunziger war Eagle-Eye Cherry kaum aus dem Radio wegzudenken. Weltweit dröhnte sein Hit ”Save Tonight” aus den Lautsprechern. Zuerst in Schweden, seiner Heimat, veröffentlicht, schwappte der Song 1998 in die USA über und avancierte dort zur meistgespielten Single im Radio. Es folgten drei Studioalben, die sich über drei Millionen Mal verkauft haben, sowie eine ausgedehnte Welttournee. Irgendwann wollte der Gute – seines Zeichens Bruder von Neneh Cherry – aber einfach nur noch durchatmen. Abschalten. ”Einmal war ich kurz davor, ein Konzert abzusagen, weil ich mich komplett am Ende fühlte. Ich wurde davon überzeugt, es nicht zu tun, sprang in die Concorde nach New York und spielte die Show. Als ich auf der Bühne im Madison Square Garden stand, dachte ich ’wie hätte ich dazu nur nein sagen können?’. Kurze Zeit später realisierte ich, dass ich eine Pause brauchte”, erklärt Eagle-Eye Cherry heute.
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Und so zog sich der heute 50-jährige aus dem Rampenlicht zurück und gründete eine Familie. Die Lust an der Musik fand er erst vor kurzem wieder. Schuld war der Legende nach ein Besuch im legendären Black Bird Studio in Nashville. Mit ein paar Ideen im Gepäck kehrte Cherry zurück nach Schweden und schrieb gemeinsam mit Ollie Olson, David Lindgren Zacharias und Anders Petterson den (bereits im Frühjahr veröffentlichten) Herzschmerz-Song ”Streets Of You”.
Der Track gibt ganz gut die Richtung für dieses Album vor, das vornehmlich aus Balladen besteht. Das Ganze ist ziemlich aufs Mainstream-Radio hin angelegt. Sehr melodiös, stellenweise auch etwas seicht, keine Frage. Auf „Come What May“, „Best Of Us“ oder „While Away“ etwa fährt Cherry die gleiche Schiene wie auf der vorab veröffentlichten Single. Für sich genommen funktionieren die Songs auch, sind zielgruppenkompatibel. Zumal die Stimme Cherrys nichts von ihrer Wärme, ihrem Charme verloren hat. Auf Albumlänge ist dieser süffige, recht harmlose Singer-Songwriter-Pop, wie er seit Jahren im Radio gespielt wird, aber etwas ermüdend. Hier hätte etwas mehr Abwechslung sicher gut getan. Die kommt hier nur durch die Blues-Rock-Nummer „Rise Above“ rein, die Eagle-Eye Cherry mit kratzig-rauchiger Stimme vorträgt. Davon in Zukunft gerne mehr!
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