Home is where the heart is: Die australische Indie-Folk-Rock-Band The Paper Kites hat mit „At The Roadhouse“ ihr sechstes Studioalbum vorgelegt. Vorangegangen ist ein Besuch in der alten Heimat – und ein spannendes Roadhouse-Projekt.
Im Winter 2022 kamen The Paper Kites in der kleinen viktorianischen Stadt Campbells Creek an. In dem Örtchen, 140 Kilometer nordöstlich von Melbourne gelegen, hatte sich die Band eine spezielle Location ausgeguckt. Sie hatte vor, sich in ein altes, leerstehendes Gebäude einzumieten. „In den Tagen des viktorianischen Goldrausches war es ein Laden für Goldminenbedarf, dann war es, glaube ich, ein Hotel – mir wurde gesagt, dass es dort 1876 ein großes Feuer gab, das fast das ganze Gebäude zerstörte, aber es hat überlebt und steht heute noch. Es ist ein schönes, dramatisches, altes Gebäude am Rande der Straße“, erklärt Sänger Sam Bentley. „Ich glaube, wir haben alle gespürt, dass es etwas Besonderes war und sein könnte“.
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Und so begann die Kapelle, inspiriert durch diesen Ort, dort an ihrem neuen Album zu arbeiten. Sie hing einem kollektiven Traum nach. Ein Traum, der Realität werden sollte. Die Band wollte einen Ort schaffen, an den die Leute kommen und Musik hören können. Ziel war es, eine Kombination aus den besten Spelunken, in denen man je gewesen ist, aus Kneipen, die bis spät in die Nacht geöffnet haben, aus verrauchten Tavernen und Biker-Bars, zu kreieren. „Das gab es nicht, also mussten wir es bauen und dann versuchen, es zu füllen“, so die Band.
Aus dem Traum wird Wirklichkeit
Einen Monat lang verbrachten The Paper Kites in Campbells Creek. In dieser Zeit war der Laden voll mit Freunden und Künstlerkollegen, die daran arbeiteten, den Raum in einen lebendigen, atmenden Veranstaltungsort zu verwandeln. Ein Vorteil: Auf demselben Grundstück hatte der Besitzer Alex Bennett in einer Scheune hinter dem Veranstaltungsort ein altes, rein analoges Studio eingerichtet. Unter der Woche bastelte die Kapelle dort am Album, jeden Freitag- und Samstagabend standen die Türen von „The Roadhouse“ offen. The Paper Kites traten hier kostenlos und unangekündigt auf. Die Kunde der Konzerte in dem mysteriösen, rot beleuchteten Gebäude verbreitete sich rein über Mundpropaganda. Bald setzte ein starkes Gefühl der Gemeinschaft und der Verbundenheit rund um die Shows und den Veranstaltungsort selbst ein. Gitarrist Dave Powys meint dazu: „Was als Vorstellung begann, wurde zu eine Erfahrung, die von jedem im Raum realisiert wurde. Eine Art Magie, die aus der Verbindung von Menschen mit Musik und Freunden entstand.“
Hommage an den Heimatstaat
Als Hommage an ihren Heimatstaat Victoria verriet die Gruppe, dass ihre Zeit in Campbells Creek einer der erfüllendsten Monate in ihrer Karriere war. Nach fünf Studioalben und einer über zehn Jahre dauernden Karriere unermüdlichen internationalen und australischen Tourneen, genossen es The Paper Kites, wieder zu Hause vor einem intimen lokalen Publikum zu spielen.
Das Ergebnis kann sich ebenfalls hören lassen. 16 überaus atmosphärische Tracks sind in Campbells Creek entstanden, darunter jede Menge Killer, kaum Filler. Die Bandbreite ist groß, The Paper Kites beschränken sich nicht nur auf Indie-Folk („Pocketful Of Rain“) , sondern stellen sich recht breit auf. „Mercy“, „Black & Thunder“ und „June’s Stolen Car“ flirten beispielsweise mit Blues, Rock und Grunge. „Rolling On Easy“ versprüht einen gewissen Country-Vibe, bei „Midnight Moon“ werden derweil Erinnerungen an die Eagles wach. Und Balladen-Freunde kommen bei „Till The Flame Burns“, „Hurts So Good“ oder „Marietta“ auf ihre Kosten. Zu den Glanzlichtern gehört dabei sicherlich der Closer „Darkness At My Door“ mit seinem Gospel-Chor-Einsatz.
Ein Album, wie gemacht für die Zeit zwischen Spätsommer und Frühherbst.
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