Drangsal - Exit Strategy (foto: Virgin Music)

Drangsal – Exit Strategy

Erscheinungsdatum
August 27, 2021
Label
Virgin Music
Unsere Wertung
8

Wer bin ich? Wer war ich und wer will ich sein? Auf seinem neuen Album „Exit Strategy“ verhandelt Drangsal Themen wie Liebe und Schönheit, Zweifel und Unzufriedenheit sowie Identität. Die Platte ist soeben via Virgin Music erschienen.

„Exit Strategy“. Ein Ausweg aus dem Stillstand. Einen besseren Namen könnte ein neues Album von Max Gruber alias Drangsal kaum haben. In den fünf Jahren seit seinem Erstling „Harieschaim“ hat der Musiker aus der Pfalz schon so einige Wandlungen durchgemacht. Auf seinem Debüt widmete sich Gruber, 1993 geboren und in Herxheim an der Südlichen Weinstraße aufgewachsen, noch vor allem dem Post-Punk, klang schwer nach The Cure, sang auf Englisch. An die größeren Pop-Gesten wagte sich der Pfälzer dann auf „Zores“, dem Nachfolger, im Jahr 2018, auf dem Drangsal dann auch auf Deutsch sang.

anzeige

Der Mann macht unerschrocken sein Ding. So hat er sich für sein drittes Album den Produzenten Patrik Majer (Wir Sind Helden, Rosenstolz, Lemonbabies) an die Seite geholt. Ein Kniff, der sagt: Hier ist alles möglich. Stilistische Grenzen verwischen, spielen keine Rolle mehr. Mit Majer dreht Drangsal seine musikalische Entwicklung radikal weiter. Zu Beginn wird der Hörer mit vertrauten Geräuschen konfrontiert, den klingelnden Postpunk-Gitarren, wie man sie aus Drangsals frühen Werken kennt. Dann aber verschwinden sie. Stattdessen: Streicher und Tomtoms im tockerndem Fünf- Viertel-Takt. Zeit zum Atmen bleibt keine, das Titelstück bricht unverhofft herein, verbindet hysterisch gellende Eurodance-Synthie-Fanfaren mit Stadionchören, kratzt dabei mal eben an den 200 Beats per Minute. 

Harmonierende Kontraste

In „Rot“ flirtet Drangsal mit dem Metal, „Ein Lied geht nie kaputt“ ist Gothrock,“Schnuckel“ und „Urlaub von mir“ sind dann wiederum fast schon Schlager. Das letzte Stück auf dem Album, „Karussell“, geht einem als irre Abfolge country-esquer Pedal-Steel-Gitarren mit melodramatischem Gesang, besoffenem Jahrmarktsgedengel und schließlich Lautsprecher-sprengenden Bumsbeats ins Ohr. Kontraste, die bei Drangsal erstaunlich gut auf einer Platte funktionieren. Sie spiegeln das chaotische innere Flackern, auf das man bei der Suche nach seinem wahren Kern durchaus mal stoßen kann.

Einzelne Refrains komponierte Drangsal mit Live-Gitarrist Oliver Heinrich, für einige Zeilen holte er Rat bei Podcast-Partner Casper oder Dirk von Lowtzow ein. In den Chören sind unter anderem Ilgen-Nur und Mia Morgan zu hören, die wiederkehrenden Violinen Sam Vance-Law zuzuschreiben. Bei einem Studiobesuch steuerte Max Rieger dem Opener ausuferndes Gitarren-Feedback bei.

Drangsal, der gesanglich immer noch manchmal verblüffend wie Farin Urlaub klingt, hat Musik und Text selbst geschrieben, bedient auch die meisten Instrumente. Und so ist „Exit Strategy“ der Arbeitsnachweis eines gereiften, immer mutiger werdenden Musikers, der sich anschickt, ein großer, schillernder deutscher Pop-Star zu werden, weil er das Indie- und das Mainstream-Publikum gleichermaßen anzusprechen weiß.

Anspieltipps
Exit Strategy
Mädchen sind die schönsten Jungs
Liedrian
Urlaub von mir
8
Drangsal bleibt unberechenbar.
Hier kaufen

anzeige

Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.

Zeen Subscribe
A customizable subscription slide-in box to promote your newsletter
[mc4wp_form id="314"]
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner