Man kann den Chicago Blues nicht ohne Buddy Guy denken. Der gute Mann hat Generationen von Musikern beeinflusst, ist mittlerweile 85 Jahre alt – und immer noch schwer aktiv. Sein achtes Soloalbum „Feels Like Rain“ aus dem Jahr 1993 wird jetzt auf Vinyl wiederveröffentlicht.
Eric Clapton, Jimi Hendrix, Keith Richards, Jimmy Page, Jeff Beck, Stevie Ray Vaughan, Gary Clark Jr. – illustre Namen, die den Blues-Liebhaber mit der Zunge schnalzen lassen. Große Musiker, die Generationen von Künstlern als Vorbilder dienten. Wenn man Buddy Guy heißt, ist es aber umgekehrt: Der Mann aus Lettsworth/Louisiana, der wie Muddy Waters eine Galionsfigur des Chicago Blues ist, diente eben dieser Phalanx an Musiklegenden als Inspirationsquelle, wenn nicht sogar als Vorbild.
anzeige
Die Karriere von Buddy Guy begann in den 1950er Jahren, machte einige Höhen und Tiefen durch, was auch an seiner bockigen Plattenfirma Chess Records lag, bei der er zwar ein knappes Jahrzehnt unter Vertrag stand, die aber mit seinem innovativen Gitarrenspiel seinerzeit wenig anzufangen wusste. Sie war recht planlos, wie sie ihn vermarkten sollte – und so kühlte sich die Karriere des guten Mannes zwischenzeitlich leider etwas ab. Es war schließlich Eric Clapton, der Buddy Guy wieder ins Licht der Öffentlichkeit zerrte, indem er ihn 1991 in seine Show „24 Nights“ in der Royal Albert Hall einbaute. Das Timing war perfekt, der Blues erfuhr gerade wieder eine Renaissance – und Guy war wieder im Geschäft. Silvertone nahm ihn unter Vertrag, 1991 gelang ihm auf dem Label mit „Damn Right, I’ve Got the Blues“ ein gefeiertes Comeback. In den Augen der Kritiker, aber auch kommerziell.
Guy in Top-Form
Der Comeback-Platte ließ Guy 1993 das Album „Feels Like Rain“ folgen. Hierfür sicherte er sich die Dienste des britischen Produzenten John Porter. Auf den elf Tracks, die in Kalifornien und New York aufgenommen wurden, zeigt sich Guy in fantastischer Form. Die Strategie, auch auf bekannte Gäste zu setzen, die schon beim erfolgreichen Vorgänger gegriffen hat, geht auch hier wieder auf. Am eindrucksvollsten natürlich auf dem Glanzlicht des Albums, dem Titelsong. Bei dem soulig-gefühligen „Feels Like Rain“ hilft die großartige Bonnie Raitt aus. Die unter die Haut gehende Nummer ist ein Cover. Die Ursprungsversion erschien 1988 auf John Hiatts Album „Slow Turning“. Beileibe nicht das einzige starke Stück der Platte. Auch die Eigenkomposition „She’s A Superstar“ oder das eher poppige „Some Kind of Wonderful“ bleiben haften. Bei letztgenanntem Lied greift Guy der frühere Bad-Company-Sänger Paul Rodgers unter die Arme. Nichts für Blues-Puristen, klar, diese werden aber mit Songs wie dem Ray-Charles-Cover „Mary Ann“ oder dem Muddy-Waters-Tribute „She’s Nineteen Years Old“ ebenfalls bedient. Großes Kino.
Das Konzept Guys, sich ein wenig zu öffnen, ging auf. Für die Platte gab es einen Grammy (Best Contemporary Blues Album).
anzeige