Small Strides (foto: Timo Vogt)

Track By Track: Small Strides über „The Ground Beneath Our Feet“

Aufbruch und Stillstand, Hoffnungen und Zukunftsängste –in ihrer Musik setzt sich die Indie-Rock-Band Small Strides mit genau diesen Themen auseinander. Dabei vereinen die vier Düsseldorfer – Malin Weber, Manuel Tisch, Léon Gelin und Leo Bernard – Elemente aus Alternative Rock, Electro, Pop und Emo. Die stilistische Bandbreite von Death Cab for Cutie, die hymnische Zugänglichkeit der frühen Coldplay, sowie die Experimentierfreudigkeit Radioheads bilden dabei wichtige Eckpfeiler ihres Sounds. Davon kann man sich auch auf dem jüngsten Small-Strides-Album „The Ground Beneath Our Feet“ überzeugen. Welche Gedankenspiele hinter den einzelnen Songs stecken, verrät uns die Band in diesem Track-By-Track-Interview.

Roads

Malin: “Roads” ist der erste Song, den wir nach der “Crossings EP”-Ära geschrieben haben und fängt unseren Wunsch, neue Wege zu gehen, ziemlich gut ein. Insgesamt zeichnet “Roads” die klangliche Vielfalt durch viele Samples, Synths und kleine Details im Hintergrund aus – und der allmähliche Spannungsaufbau bis zum Endpart.

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Manuel: Ich denke gerne daran, wie Jon von ARTV den Track mal im Stream gehört hat und nach 2 Minuten meinte, er habe eine Vorahnung, dass das gleich noch richtig knallt. Tat es dann auch. Als Album-Opener perfekt und als erste Single dieser Ära vor allem ein Ausrufezeichen, dass wir uns noch mehr trauen und zutrauen als davor.

Fake Doors

Manuel: Kleiner Trick für alle Soundnerds! Beray [Habip] hat mich bei den Drumrecordings zu “Fake Doors” gefragt, wie ich diese Sologitarre denn so hingekriegt hätte. Der Punkt ist nur: Der Großteil davon ist einfach Léo, der mit einem iPad meine Sprachmemo nachspielt. Aber auch über die echten Gitarren bin ich sehr glücklich, weil ich es hier endlich geschafft habe, Akustikgitarren in unsere Songs einzubinden. Generell war “Fake Doors” für mich, da die “Crossings”-Tracks schon grob standen, als ich in die Band gekommen bin, die Chance, mich wirklich tief ins Songwriting einzubringen. Auch deshalb vermutlich einer meiner absoluten Lieblingstracks von uns – live sowieso!

Exits

Malin: “Exits” war ursprünglich als Bridge für “Fake Doors” gedacht, hat sich dort aber nicht so wirklich eingefügt und wurde von uns kurzerhand als Jam hinten an den Song drangehängt. Live bietet der Song einen sehr unerwarteten Moment in unserem Set, wenn wir das Energielevel nach “Fake Doors” nochmal hochjagen und uns ausgiebig Zeit zum Improvisieren nehmen. So klingt “Exits” bei jeder Show ein bisschen anders.

Hard To Know

Malin: “Hard To Know” geht zurück an die Anfänge der Band und ist bereits zu “Crossings”-Zeiten entstanden. Für uns hat sich der Switch zum Outro-Part damals unfassbar gewagt angefühlt und ich bin irgendwie immer noch beeindruckt, wie gut es dann mit dem Solo doch alles funktioniert hat.

Manuel: Ein Gitarrensolo dieser Länge ist für mich natürlich etwas Besonderes. Aber es gibt links und rechts davon Details, die mir mindestens genau so viel bedeuten: Beispielsweise die NASA-Samples, bei denen meine Pink-Floyd-Phase durchkommt, oder die Hallgitarre am Ende. Da hört man sogar noch den Lüfter meines Computers, der nach zehn Stunden Songwriting langsam in die Knie geht. Gut, dass er dafür noch durchgehalten hat!

Interlude

Malin: Ich glaube, es ist Léos Liebe für Filmmusik geschuldet, dass er uns manchmal Demos schickt, bei denen wir sagen: “Das kann man eigentlich so stehen lassen und braucht gar nicht mehr.”

Manuel: “Interlude” hat Léo schon 2018 in den Pausen der “Crossings”-Aufnahmen vor sich hingespielt, lange bevor wir es live als Übergang benutzt haben. “Interlude” gibt uns zwischen dem lauten Bombast immer einen Moment der Intimität, den ich sehr schätze. Das Klavier, das man hier hört, steht übrigens in Léos Wohnung. Den Homerecording-Vibe, den wir an der Stelle wollten, haben wir auf jeden Fall sehr wörtlich genommen.

Why We Are

Malin: “Why We Are” sticht aus allen Songs, die ich losgetreten habe, immer noch am meisten raus, da ich für gewöhnlich eher für die rockigeren Tracks verantwortlich bin. 

Manuel: Deshalb war eine Fusion-Funk-Indie-Rock-Ballade auch das Letzte, womit ich gerechnet hatte. Bei mir kamen sofort Assoziationen zu den Sommern am Phönixsee in Dortmund auf, insbesondere zu einem bestimmten Abend. Auf dieser Basis haben wir dann den Rest geschrieben, inklusive Naturgeräuschen, die wir direkt am See aufgenommen haben und die man bereits bei “Interlude” hört, sowie diesem 2000er Latinpop-Part in der Mitte des Songs. Auch der Text dreht sich primär um diesen Sommerabend und den surrealen Widerspruch zwischen der fast schon unwirklichen Idylle vor Ort und einer Außenwelt, die 2016 gefühlt immer tiefer in eine Gewaltspirale stürzte.

The Shore

Malin: Wie auch bei “Why We Are”, habe ich bei “The Shore” zwei verschiedene Ideen zusammengebracht – in diesem Fall die Strophengitarre mit dem Clap-Sample. Der Song hat von Anfang an einen sehr post-punkigen Sound versprüht, der mich schon früh auf die Idee gebracht hat, unsere Freunde von Carpet Waves für ein Feature ranzuholen. Ihre beigesteuerten Gitarren und Benny’s Gesang haben wirklich entscheidend zum Song beigetragen!

Your Arms

Malin: “Your Arms” ist ein Song, mit dem wir uns gleichzeitig den Wunsch erfüllt haben, einen Song in 6/8 und einen Song mit Swing-Groove zu schreiben. Lyrisch handelt “Your Arms”, wie auch schon “Fake Doors”, vom Festhalten an einer toxischen Beziehung – ein Thema, dass sich hier aber schon über den Chorus erschloss, den Léo in der ersten Demo mitgeschickt hatte.

Manuel: Ein orchestraler 6/8-Swing mit Streicherfinale wäre auf unserer letzten EP noch undenkbar gewesen. Der zweite Refrain ist für mich auch Léos beste Vocal-Performance auf dem Album, die Stelle hat man schon bei der Aufnahme richtig gefühlt.

Sleep

Malin: Ich erinnere mich noch ziemlich genau, was für eine Herausforderung “Sleep” gewesen ist. Dutzende Male haben wir die Struktur umgeschmissen, das Tempo erhöht, den generellen Ton des Songs geändert … Erst wenige Tage vor unserem Studioaufenthalt haben wir die erste echte Version fertiggestellt.

Manuel: Wir wussten die ganze Zeit, dass wir hier einen unserer größten Refrains hatten und auch, dass “Sleep” deshalb unsere damals nächste Single werden würde. Das hat die Messlatte ziemlich hoch gelegt, an die wir uns erst Schritt für Schritt ranarbeiten mussten. Am Ende war es das alles mehr als wert, allerspätestens bei den ersten Liveperformances.

Gone

Manuel: Was sollen wir zu “Gone” sagen? Es ist DER Livesong. Unser “Angels”, unser “Knights of Cydonia”, unser “Give It Away”. Seit Tag eins das Finale all unserer Konzerte und seitdem wächst er mit uns mit. Dass wir den Endpart bei unseren Gigs mittlerweile mit dem kompletten Publikum schreien können und wir für diesen massiven Chormoment auf dem Album extra 45 Sänger*innen dazugeholt haben, dafür sind wir sehr dankbar.

Malin: Manchmal muss man einfach im passenden Moment an das Richtige zurückdenken. Die Zeile “Coming, Going, Never Knowing” ist unserem allerersten Song entnommen, den wir ansonsten bis auf einen Drumgroove komplett verworfen haben. Als wir an der Bridge rumgefeilt haben, kam ich spontan auf die Idee, die Zeile als zweite Stimme wiederzuverwenden. Auch von der Thematik her passte das einfach perfekt.

Into Grey

Malin: “Into Grey” ist kurz nach “Roads” entstanden und das hört man in jedem Fall. In dieser Phase ist unsere Vorliebe für Post-Rock sehr präsent gewesen und bei “Into Grey” haben wir das Ganze definitiv auf die Spitze getrieben, indem wir vollständig auf Vocals verzichtet haben. Ich mag es, wie der letzte Song Elemente aus dem Rest der Platte wieder aufgreift, wie zum Beispiel das NASA-Sample aus “Hard To Know”, die iPad-Gitarre von “Fake Doors”, oder meinen Spoken-Word-Part aus “Roads”.

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