The Cranberries - To The Faithful Departed (foto: Island Music/Universal Music)

The Cranberries – To The Faithful Departed

Erscheinungsdatum
Oktober 13, 2023
Label
Island Records / Universal Music
Unsere Wertung
8

The Cranberries waren weit mehr als nur „Zombie“. Das zeigt auch der Erfolg des dritten Albums der Band: „To The Faithful Departed“, am 30. April 1996 erschienen, verkaufte sich seinerzeit mehr als sechs Millionen Mal. Nun erfährt dieser 1990er-Jahre-Meilenstein eine Wiederveröffentlichung als erweiterte Deluxe-Edition.

Wenn es um The Cranberries geht, ist man hierzulande oft ein bisschen ungerecht. Den meisten fällt „Zombie“ ein – und dann lange nichts. Der Erfolg dieses Nummer-Eins-Hits und des Albums „No Need To Argue“ (1994) überstrahlt in der Rückschau alles. Dabei waren The Cranberries bei weitem kein One-Hit-Wonder. Denn die irische Rockgruppe blieb noch viele weitere Jahre erfolgreich – auch hierzulande.

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Klar, „No Need To Argue“ war ein Brett, ein weltweiter Erfolg, den es mit einer langen Welttournee zu feiern galt. „Noch während der Tour begannen wir damit, uns über die Aufnahme des Nachfolgeralbums zu unterhalten“, erinnert sich Drummer Fergal Lawler im Waschzettel zur Wiederveröffentlichung an die Entstehung des Longplayers. „Wir hatten mit Island Records darüber gesprochen, ob wir mit einem anderen Produzenten ins Studio gehen könnten, und sie schlugen uns Tim Palmer vor, der davor mit Tears for Fears gearbeitet hatte. Also fassten wir den Entschluss, als Test ein paar Demos mit ihm aufzunehmen. In Paris hatten wir ein paar freie Tage, und so nahmen wir dann mit ihm ‘When You’re Gone’, ‘Free to Decide’ und ‘I Just Shot John Lennon’ auf. Tim war wahnsinnig nett, und die Aufnahmen klangen auch super, aber insgesamt fanden wir, dass der Sound eher dem von Stephen Street ähnelte [jenem Producer, der die beiden Vorgängeralben der Band produziert hatte] – wo wir doch eigentlich etwas ganz anderes ausprobieren wollten. Da wir so viel auf Tour gewesen waren, schwebte uns eher so ein richtig wuchtiger Live-Sound vor.“

Zusammenarbeit mit Fairbairn

So landete die Band schließlich bei Bruce Fairbairn, der sonst eher deutlich härtere Bands wie Aerosmith, AC/DC und Van Halen produziert hatte. „Nach der Tour machten wir kurz Pause und trafen uns dann mit Bruce und seinem grandiosen Toningenieur Mike Plotnikoff im Windmill Lane Studio in Dublin“, erinnert sich Lawler weiter. „Es war nicht nur für uns, sondern auch für Bruce etwas vollkommen Neues! Er war es schließlich gewohnt, mit richtig harten Heavy-Rock-Acts zu arbeiten, und wir kannten ja davor eigentlich nur die Arbeit mit Stephen (Street). Aber es hat von Anfang an extrem gut funktioniert. Bruce und Mike schafften es, genau diesen massiven, druckvollen Live-Sound einzufangen, der uns vorschwebte – besonders bei Liedern wie ‘Salvation’, ‘Hollywood’ und ‘Electric Blue’. Aber auch bei den ruhigeren Songs wie ‘When You’re Gone’, ‘The Rebels’ und ‘Bosnia’ machten die beiden einen fantastischen Job.“ 

Tatsächlich klingen The Cranberries auf der Platte deutlich druckvoller als gewohnt, hinzu kommt das die Platte in der Neuauflage gut gemastert wurde. Der Opener „Hollywood“ ist klanglich ein „Zombie“-Aufguss, da wollte die Band den Erfolg des Überhits kopieren. Geschenkt, ein Versuch war es sicherlich wert. Inhaltlich knüpfen Songs wie „Bosnia“ und „Warchild“ an „Zombie“ an, wird doch auch hier gegen das Leid eines Krieges angesungen. The Cranberries waren stets eine politische Band.

Erinnerungen an Dolores

Besonders gut gelingen das rockige „Salvation“ und „I’m Still Remembering“, eine hübsche Hommage an Kurt Cobain und John F. Kennedy. Überhaupt wird schwer, aber hörenswert getrauert: „Joe“ ist Dolores O’Riordans Großvater gewidmet, „Cordell“ dem britischen Musikproduzenten Denny Cordell, der mit Procol Warum, Joe Cocker, aber eben auch den Cranberries zusammenarbeitete und im Jahr vor Veröffentlichung des Albums an Krebs starb. Sehr gefühlig auch „Electric Blue“.

Stichwort Gefühle. „Viele dieser Songs hatte ich davor länger nicht mehr gehört, aber im letzten Jahr habe ich dann ganze Tage damit verbracht, mich wirklich intensiv und aufmerksam mit diesen Aufnahmen zu befassen“, berichtet Fergal Lawler. Gewiss seien dabei immer auch Trauer und Schmerz hochgekommen – nach dem tragischen Tod der Sängerin Dolores O’Riordan im Jahr 2018. „So schwer es zum Teil auch war, Dolores’ Stimme zu hören; da kamen auch ganz viele Erinnerungen zurück, die einfach nur schön sind“, so der Schlagzeuger. „Ich war fast schon etwas schockiert, wie viel Kraft in diesen Songs steckt … und was für starke Emotionen sie wecken können.“ 

Verschiedene Formate erhältlich

Hierzulande erreichte das Album Platz zwei der Charts, in sechs weiteren Ländern gar Platz eins, und in den US-Billboard-200 war es der erfolgreichste Longplayer der Band (Platz vier). So viel zum Thema One Hit Wonder. Für die Deluxe-Neuauflage von „To The Faithful Departed“ wurde das komplette Originalalbum von John Dent bei Metropolis neu gemastert. Es erscheint in der Remastered-Variante in der Originalkonfiguration (als 1LP) sowie als erweiterte 2LP- und als 3CD-Edition (mit identischer Tracklist auch digital).

Zu den vielen Bonustracks der erweiterten Editionen (2LP, 3CD) zählen unter anderem drei bislang unveröffentlichte Album-Demos, die The Cranberries mit Tim Palmer in Paris aufgenommen hatten. Zu den Sleeve-Notes von Eoin Devereux haben alle noch lebenden Bandmitglieder etwas beigesteuert; dazu gibt es reichlich Auszüge aus den Archiven – inklusive früheren Interviews mit der verstorbenen Sängerin. 

Die 3CD-Edition und deren digitales Pendant enthalten darüber hinaus auch bislang unveröffentlichte Outtakes und frühe Mixes der Albumtracks – sowie gleich zwölf seltene Live-Aufnahmen, die während der „Free to Decide“-Welttournee im Jahr 1996 aufgenommen wurden. 

Anspieltipps
Hollywood
Salvation
I'm Still Remembering
Electric Blue
I Just Shot John Lennon
8
Unterschätzt.
Hier kaufen

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