The Beatles - The Beatles: Get Back (foto: droemer verlag)

The Beatles – The Beatles: Get Back

Erscheinungsdatum
Oktober 12, 2021
Verlag
Droemer Verlag
Unsere Wertung
8
8
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Um die Aufnahmen zu „Let It Be“, dem zwölften und letzten Studioalbum der Beatles, ranken sich viele Mythen. Zum 50. Wiegenfest der Platte kommen nicht nur diverse Sondereditionen auf den Markt, sondern auch eine Doku von Peter Jackson nebst begleitendem Buch. „The Beatles: Get Back“ will die Erzählung zu „Let It Be“ neu kalibrieren.

„Wenn ich an die Beatles denke – und das tue ich täglich, indem ich morgens vor der Arbeit einen ihrer Songs von vorne bis hinten höre und mich so in Stimmung bringe -, träume ich von Magie, Sternenstaub und Vielfalt, von Leichtigkeit, Charme und Lebensfreude“, schwärmt der britische Schriftsteller Hanif Kureishi in „Get Back“, um dann aber gleich hinterher zuschieben: „Will man verstehen, wie Menschen und Systeme zusammenbrechen, kann man sehr viel darüber erfahren, indem man kreative Partnerschaften wie die der Beatles betrachtet.“

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Denn letztlich ist auch diese große Band implodiert. Spannungen waren schon spätestens 1968, während der Aufnahmen zum sogenannten Weißen Album, aufgetreten. Ringo Starr hatte die Band sogar kurzzeitig verlassen. Die Beatles, das waren nicht nur vier herausragende Musiker, sondern eben auch vier Egos, die mit zunehmendem Alter immer weniger kompromissbereit wurden. So ein bisschen hoffte die Gruppe aber trotzdem noch, die Gräben wieder zuschütten zu können. Ein Rezept: sich wieder rückzubesinnen auf die frühen Tage der Band. Die Rock-and-Roll-Zeit. In der man einfach, nun ja, spielte. Ohne große Experimente, ohne groß Firlefanz. So begab sie sich 1969 wieder gemeinsam ins Studio, und ließ sich dabei sogar von einem Kamerateam begleiten. Am Ende dieses noch nicht näher definierten Projekts sollte etwas Besonderes, etwas Großes stehen. Ein Konzert vielleicht. Eine Tournee. Oder eine TV-Show. So richtig handelseinig war man sich da zwar noch nicht, legte aber dennoch los.

„Get Back“ ist kein trauriger Film

Am Ende stand weder ein Konzert noch eine Tournee noch eine TV-Show. Dafür ein Album: „Let It Be“. Und aus dem Wust an Tonmitschnitten und Filmaufnahmen wurde damals eine gleichnamige Doku veröffentlicht. Die zeichnete ein eher düsteres Bild des Entstehungsprozesses des Albums, in dem ja George Harrison kurzzeitig die Segel strich und beinahe durch Eric Clapton ersetzt worden wäre. Paul McCartney sagte später, dass er „Let It Be“ für einen traurigen Film hält, der der Sache nicht ganz gerecht wurde.

Zum Geburtstag des Albums ließ man Regisseur Peter Jackson sich daher durch 150 Stunden unveröffentlichtes Tonmaterial und 60 Stunden unveröffentlichtes Filmmaterial wühlen. Aus der Essenz formte die „Disney+“-Originalserie „The Beatles: Get Back“, zu der begleitend das vorliegende Buch erschien. Natürlich fangen auch Serie und Buch die nicht zu leugnenden Spannungen innerhalb der Band ein. Dennoch ist da kein Hass zu spüren, keine große Aggression. Vielmehr entsteht der Eindruck von vier Jungs, die sich eigentlich mochten, dabei aber immer größere Schwierigkeiten hatten, ihre Ideen unter einen Hut zu bekommen. Trotzdem blieben sie produktiv. Vielleicht war es ja gerade diese Reibung, die ihre Kreativität so richtig befeuerte. „Wenn man sich streitet, sollte man sich mit den richtigen streiten“, schreibt Kureishi treffend.

Harrisons Angst vor lauter Arschgesichtern

Zu den Highlights des Buchs, das vornehmlich aus wunderbaren Fotografien (meist von Ethan A. Russell und Linda McCartney) und Transkriptionen der Dialoge besteht, gehört etwa der Wortwechsel um die Debatte, ob man bei einer etwaigen TV-Show Publikum braucht. Denn inwiefern dieses dazu beitragen könnte, das Projekt zu verbessern, wollte Paul McCartney nicht einleuchten. „Das setzt voraus, dass wir vier nicht genug hergeben, (deshalb) musst du auf den Briefträger schwenken“, sagte McCartney da etwa zu „Let It Be“-Regisseur Michael Lindsay-Hogg. Und als man dann ausdiskutierte, warum Zuschauer einer Band auch Auftrieb geben können und man durchaus in Betracht ziehen sollte, am Ende des Projekts vor Menschen zu spielen, befürchtete Harrison: „Wie ich uns kenne, haben wir Pech und es sind lauter Arschgesichter dabei.“

Geradezu unheimlich mutet an, wie John Lennon über den Tod von Martin Luther King spricht, der – wie Lennon selbst Jahre später – erschossen wurde. Nachdem McCartney den Mord an King mit dem an Kennedy vergleicht („… und auch von einem Irren, weißt du, von einem weißen Irren“), sagt Lennon unheilvoll: „Aber das ist nicht irre, Mann. Das gehört zum Geschäft“.

Er sollte auf tragische Art und Weise Recht behalten.

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