Musik, die direkt aus dem Hirn gestreamt wird? Unser Autor Benjamin Fiege hat sich in seiner Kolumne Gedanken über Elon Musks neusten Vorstoß gemacht.
Ja, zugegeben, meine Leidenschaft für Musik ist vielleicht etwas außer Kontrolle geraten. In meiner Wohnung stapeln sich CDs und mittlerweile auch Schallplatten zu Türmen, die im Grunde wohl eine Baugenehmigung bräuchten. Eigentlich wollte ich nach dem Kauf eines Plattenspielers vor wenigen Jahren nur meine Lieblingsalben auf Vinyl nachkaufen, mittlerweile bewegen wir uns hier aber schon im oberen dreistelligen Bereich und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Wenn die Nachbarn mir nicht bald den Gefallen tun, auszuziehen und mir damit ermöglichen, mein Plattenzimmer durch einen Wanddurchbruch zu vergrößern, wird mir die Raumknappheit sammlungstechnisch irgendwann Grenzen setzen. Eine natürliche, klar definierbare Obergrenze sozusagen – einem Horst Seehofer hätten an dieser Textstelle vor Jahren noch die Freudentränen im Augenwinkel gestanden.
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Wie dem auch sei: Die drohende Raumknappheit sorgt dafür, dass ich mich mit alternativen Formen des Musikhörens beschäftigen muss. Streaming, klar, das nutze ich auch schon, weil ein Plattenspieler unterwegs natürlich denkbar unhandlich ist.
Gruselige Vorstellung
Nun weiß ich nicht, was Elon Musk dazu bewegt, sich über alternative Formen des Musikhörens Gedanken zu machen. Raumknappheit dürfte bei dem Mann, der über ein geschätztes Vermögen von 69,4 Milliarden US-Dollar verfügt, wohl nicht das große Problem sein. Jedenfalls hat der Tesla-Gründer die Idee ins Spiel gebracht, Musik künftig nicht mehr über das Handy zu hören, sondern direkt aus dem eigenen Gehirn zu streamen. Ein Chip, den sein Start-Up Neuralink entwickelt, soll’s möglich machen. Als netter Nebeneffekt soll dieser es Menschen ermöglichen, künftig mit künstlicher Intelligenz Schritt halten zu können. Auch Suchtprobleme und Depressionen sollen so laut Musk bekämpft werden können.
Gut, die letzten beiden Features wären natürlich interessant, insgesamt muss man aber sagen: Gruselige Vorstellung! Nicht nur, wenn man sich ausmalt, wie derlei Technik missbraucht werden könnte. Sondern auch ganz praktisch. Was, wenn der Chip der Kollegin oder des Kollegen mal wieder aussetzt? Neustart? Erst mal runterfahren? Beim technischen Support nachfragen, ob da das neue Update schon aufgespielt wurde? „Das wird bei diesem Modell leider nicht mehr unterstützt.“ Technik, die entgeistert. Da bleibe ich lieber bei meinem Plattenspieler.
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