Benjamin Fiege (foto: bfi)

The Beat: Lost in Translation

Sie sind zu lang, ohne Sinn oder einfach nur zum Schreien komisch. Deutsche Namen englischer Filme haben selten etwas mit der Vorlage zu tun. Eine Sammlung. 

Wie oft schon blieb ein guter Film ungesehen, weil man hinter einem platt anmutenden Titel einen ebenso flachen Film vermutete. Und das nur, weil ein Übersetzer den Künstler in sich entdeckt hatte. Meist beschleicht einen das Gefühl, dass bei der Frage nach dem Sinn einer Übersetzung grundsätzlich die falsche Entscheidung getroffen wird. Und das mit einer beeindruckenden Zielsicherheit.

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Vor allem dann, wenn man mit jenen Absurditäten konfrontiert wird, bei denen man sich bis heute fragt, was den Übersetzer denn da wohl geritten haben mag. Und ob er den Film, dessen Titel er da bearbeitet hat, auch vorher gesehen hat. Wie sonst ist es zu erklären, dass aus „Quigley Down Under“ (1990) in der deutschen Übersetzung „Quigley, der Australier“ wurde? Die in dem Western von Tom Selleck gespielte Hauptfigur ist schließlich Amerikaner! Warum die Militärkomödie „Stripes“ (1981) mit Bill Murray und Harold Ramis zu „Ich glaub’ mich knutscht ein Elch“ wurde, ist ebenfalls ein gut gehütetes Geheimnis. Und hätte sich der zuständige Übersetzer „Zwei glorreiche Halunken“ (1966) von Sergio Leone wirklich angeschaut, hätte er festgestellt, dass es eigentlich derer drei waren.

Nahezu alle fremdsprachigen Filme und Serien werden hierzulande deutsch vertont. Das führt letztlich auch dazu, dass hiesige Film-Verleiher sich immer wieder mit unliebsamen Fragen konfrontiert sehen: Sollen sie den (zumeist) englischen Filmtitel beibehalten, weil dieser lässiger klingt? Kann man das dem deutschen, durchschnittlich sprachbegabten Zuschauer wirklich zumuten? Oder sollte man den Filmnamen nicht doch lieber übersetzen?

Es sind grundlegende Fragen, schließlich ist der Titel ein wichtiges Marketinginstrument, er soll einen Anreiz bieten, sich den Film anzusehen, er soll Atmosphäre schaffen und ein Gefühl für den Ton des Films vermitteln, auch ohne dass der Zuschauer Näheres über den Streifen weiß. Ein guter Titel kann für den Erfolg oder Misserfolg eines Films entscheidend sein.

Nicht immer liegen die Übersetzer bei Filmnamen daneben. An manche Titel hat man sich im Laufe der Jahre gewöhnt, eventuell hat man sie nie hinterfragt, weil sie einfach passend oder attraktiv gewirkt haben. „Der weiße Hai“ für „Jaws“ (1975) ist so ein Beispiel. „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993) übertraf den Originaltitel „Groundhog Day“ um Längen, „Der Stadtneurotiker“ (1977) stach deutlich „Annie Hall“ aus.

Aber das sind die Ausnahmen. Richtig schlimm wird es für Film-Fans, wenn die Titel eins zu eins übersetzt werden. Vor allem, wenn Slang im Spiel ist. Zu versuchen, „Mo’ Money“ (1992) mit „Meh’ Geld“ zu übersetzen – aua. Kein Meisterstück. Die direkte Übersetzung ist auch bei der „Die Hard“-Reihe verkorkst worden. „To die hard“ bedeutet nämlich so viel wie „schwer totzukriegen sein“ oder „nicht aufgeben“. Mit „Stirb langsam“ hat das auf jeden Fall nichts zu tun. Da war der Übersetzer „lost in translation“.

Einige Verleiher versuchen einen Kompromiss: Das heißt, der englische Titel wird beibehalten, jedoch durch einen deutschen Zusatz ergänzt. Eine Zwitterlösung mit oft hanebüchenen Folgen. Ob „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ (2008), „About A Boy: Oder der Tag der toten Ente“ (2002), „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979), „Beverly Hills Cop – Ich lös’ den Fall auf jeden Fall“ (1984) oder „Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis“ (2007) – die Liste des Schreckens ist lang. Der Leidtragende ist dabei immer der Kinogänger.

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