Ein bisschen Disco, ein bisschen Psychedelia und eine Prise Rock: Auf ihrem ersten Album seit 2015 wagen sich Tame Impala in neue Soundgefilde vor. „The Slow Rush“ ist soeben via Caroline International erschienen.
Ja, die Erwartungen waren groß. Immerhin ließ Kevin Parker die Fans nach „Currents“ auf Studioalbum Nummer vier stolze fünf Jahre lang warten. Wobei man ja bei Parker irgendwie immer das Unerwartete erwarten muss. Schon auf seiner bis dato letzten Platte änderte er ja den Sound, versuchte sich nach seinem Trademark-Hippie-Rock im Indie-Synthie-Pop-Bereich.
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Nun also ein weiterer stilistischer Wandel, der allerdings nicht ganz so krass ausfällt. Die Synthesizer hat Parker behalten; das Standbein in den siebziger Jahren ebenfalls. Neu sind die R&B- und House-Elemente („Breathe Deeper“). Inhaltlich geht es dabei vor allem um das Thema „Zeit“ und den ewigen Kampf, den man mit ihr führt, während sie unaufhaltsam verrinnt. Parker erzählte der New York Times dieses Jahr in einem Interview: “A lot of the songs carry this idea of time passing, of seeing your life flash before your eyes, being able to see clearly your life from this point onwards. I’m being swept by this notion of time passing. There’s something really intoxicating about it.” Schön aufgenommen wird dieses Thema auch im Cover des Albums, das in Zusammenarbeit mit Fotograf Neil Krug entstand. Es zeigt, wie die gesamte Menschheitsgeschichte in einem Wimpernschlag von ihrer Umwelt verschluckt werden könnte.
Kevin Parkers One-Man-Show
“The Slow Rush” wurde zwischen Los Angeles und in Kevin Parkers Studio in Fremantle, seiner australischen seiner Heimatstadt, aufgenommen. Die zwölf Albumtracks wurden von Parker selbst aufgenommen, produziert und gemischt. Zu den Glanzlichtern gehören unter anderem die Single „Lost In Yesterday“, in der Parker die Auswirkung voranschreitender Zeit auf die emotionale Empfindung von Erinnerungen untersucht. Auch „Tomorrow’s Dust“ mit seinen Anleihen im 70s-Soul und die Yacht-Rock-Psych-Disco-Bop-Nummer „Borderline“ bleiben haften. Allerdings: ein wirklicher Hit findet sich unter den neuen Tracks wohl eher nicht. Hier steht eindeutig das Gesamterlebnis, die Vielschichtigkeit der Platte, im Vordergrund.
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