Die erfolgreichste Boyband aller Zeiten meldet sich zurück: Mit „This Life“ legen Take That ihr nunmehr neuntes Studioalbum vor. Darauf geben sich die Briten ganz entgegen dem Zeitgeist ziemlich optimistisch.
Die 1990er gelten hierzulande als vergleichsweise unbeschwerte Zeit. Doch weibliche Teenager erlebten seinerzeit ein kollektives Trauma: die Trennung von Take That im Jahr 1996, der der Abgang von Robbie Williams vorausgegangen war. Williams‘ Weggang und Split schockten die jungen Fans damals so sehr, dass eigens Telefon-Seelsorge-Hotlines eingerichtet wurden. Das 1990 gegründete britische Quintett hatte in den sechs Jahren seiner Existenz also offenbar mächtig Eindruck hinterlassen. Die Zeit war damals nicht gerade arm an Boybands, Take That aber hatten nochmal etwas ganz Besonderes an sich, das sie von den Mitbewerbern unterschied. Sie wurden irgendwie immer ein bisschen ernster als die Konkurrenz genommen, galten als wirklich gute Live-Performer und dank des Zutuns von Gary Barlow, der viele Songs der Band selbst schrieb, gestand man ihnen auch eine gewisse Musikalität zu.
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Kurz vorgespult: 2005 hatten sich Take That wiedervereinigt, 2010 stieß Robbie mal wieder kurz zur Band dazu, mittlerweile ist er aber wieder weg und auch Jason Orange hat die Gruppe längst verlassen. Aus dem Quintett ist längst ein Trio geworden. Der Erfolg ist aber ungebrochen.
Pop mit Sepia-Filter
Nun legt die Band mit „This Life“ ihr nunmehr drittes Studioalbum vor, die erste neue Platte der Band seit dem 2017er Machwerk „Wonderland“. Auf der neuen Platte spielen Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen ihre Stärken aus. Hübsche Melodien, klingende Harmonien und eingängige Refrains zeichneten die Musik der Band schon immer aus, und das haben die Jungs auch im fortgeschrittenen Boyband-Alter – die Jungs sind mittlerweile immerhin Anfang 50 – nicht verlernt. Nur klingt das alles noch eine Spur reifer und erwachsener, als hätte jemand einen Sepia-Filter über die Musik der Band gelegt.
Es ist eine Platte, die Hoffnung versprüht. Optimismus. Nach den vorausgegangenen drei Jahren, mit der Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und nun in Israel, ja irgendwie auch mal eine nette Abwechslung. Musik wie ein Lichtstrahl, der durch eine dunkle Wolkendecke bricht. Songs wie die Uptempo-Nummer „This Life“ oder das gemächlichere „Brand New Sun“ mögen zwar textlich nah am Kalenderspruch sein, dennoch erfüllen sie ihren Zweck. Auch ein Zeugnis davon, wie sehr wir nach positiven Botschaften lechzen. „Days I Hate Myself“ mit seinen Ska-Anleihen ist eine formal überraschende, aber doch gelungene, Musik gewordene Danksagung ans eigene Publikum. „Windows“ ist zwar eindeutig eine Barlow-Nummer, kommt aber mit einem gelungenen Crosby, Stills & Nash-Anstrich daher. Kann man mal so machen.
„This Life“ ist ein Ausdruck einer gewissen Demokratisierung innerhalb der Band. Haupt-Songschreiber Gary Barlow lässt nun auch Material der Kollegen zu, die dann bei „ihren“ Songs auch den Leadgesang übernehmen. Das tut nicht nur dem Innenleben der Band gut, sondern gestaltet das ganze Projekt auch für den Hörer abwechslungsreicher und spannender.
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