„Stillness, Stop: You Have A Right To Remember“ – so heißt das dritte Album von Any Other – jenem Projekt der italienischen Singer-Songwriterin, Multiinstrumentalistin und Produzentin Adele Altro. Eine Platte, die sich mit Themen wie Selbstfindung, Familie, Beziehungen und Geschlechtsidentität auseinandersetzt.
Any Other exisitiert schon eine ganze Weile. Das Debütalbum erschien “Silently. Quietly. Going Away” (2015) und war mit seinem Indie-Rock-Sound gerade in Italien ein Erfolg. Die folgenden drei Jahre nutzte Adele Altro, die hinter dem Projekt steht, dann vor allem damit, als Session-Musikerin zu arbeiten und andere Künstler zu produzieren, ehe 2018 dann mit „Two, Geography“ das Nachfolge-Album auf den Markt kam. Das war dann schon deutlich gereifter, komplexer.
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Nun also: Studioalbum Nummer drei. Der etwas sperrige Titel der LP spiegelt Adeles Reise wider, auf der sie Erinnerungen wiedererlangt, die aufgrund traumatischer Erfahrungen im Leben verloren gegangen sind. „Ich habe das Gefühl, dass das Auslöschen von Erinnerungen mir irgendwie geholfen hat, aber ich glaube auch, dass ich mir irgendwann Zeit nehmen musste, um mich zu erinnern. Ich hatte das Recht, mich zu erinnern“, sagt Adele. „Was in meinem Leben passiert ist, hat mich als Person geformt und ich sage nicht, dass ich dankbar bin, dass alles passiert ist. Aber ich muss mich daran erinnern, dass ich die Person bin, die es durchgemacht und überwunden hat.“
Wie sich Adele geöffnet hat
Die neuen Songs wurden im Januar 2023 in einem Studio in Mailand aufgenommen. Autodidaktin Adele, bekannt für ihre DIY-Attitüde, stand bei den Aufnahmen ihr bester Freund Marco Giudici als Koproduzent zur Seite. Für die Gute natürlich Neuland. „Ich habe den Produktionsprozess meiner Musik immer ziemlich kontrolliert und so unbedeutend es auch klingen mag – für mich war es eine ziemlich große Sache, mich zu öffnen und jemand anderem zu vertrauen. Es hat mich herausgefordert, mir aber auch sehr geholfen!“, sagt Adele.
Herausgekommen ist ein kurzes, knackiges Album, bestehend aus acht Songs mit einer Gesamtspielzeit von 30 Minuten. Adele verbindet hier akustische und elektronische Instrumente zu einem warmen und eindringlichen Klangerlebnis.
Ein Glanzlicht: die vorab veröffentlichte Single “If I Don’t Care”. Ein Song übers Loslassen, über Dinge, die Adele wütend machen, sowohl auf persönlicher als auch auf privater Ebene. Und auch die Leadsingle „Awful Thread“ bleibt haften, eine unverblümte und ehrliche Reflexion über Adeles Beziehung zu ihren Eltern. „Es geht um meine Erkenntnis, dass sie, sagen wir mal, die meiste Zeit über keine guten Eltern waren“, erzählt Adele. „Sie haben mir lange Zeit das Gefühl gegeben, fehl am Platz zu sein – und jetzt mache ich diese Phase einer gesunden Wut durch, in der ich mir sage: ‘Hey, ihr hattet wirklich Glück, mich als Sohn/Tochter/was auch immer zu haben, und ihr habt es trotzdem vermasselt’“.
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