Neun Jahre machen Slowdive schon wieder gemeinsame Sache. Mit „Everything Is Alive“ ist nun erst das zweite Album der britischen Shoegazer seit der Wiedervereinigung erschienen. Das fünfte insgesamt. Das Motto: Qualität statt Quantität. „Everything Is Alive“ bietet alles auf, was Slowdive auszeichnet.
Es hat etwas gedauert, ehe die heimische Musikpresse Slowdive in ihr Herz schloss. Am Anfang war da vor allem eins: Ablehnung. Wie das eben so ist: Bei den ersten EPs war die Welt für die 1989 gegründete Gruppe aus Reading noch in Ordnung, als das Debütalbum „Just for a Day“ (1991) erschien, nicht mehr. Woran das lag? Die Band selbst glaubt, dass ihr Sound damals als zu feminin und soft wahrgenommen wurde, wie sie dem „Guardian“ verriet. Ein Kritiker des einflussreichen „Melody Maker“ habe damals geschrieben, er würde lieber in einem Bad voller Porridge ersticken als nochmal die Musik von Slowdive zu hören. Slowdive, so der Tenor damals, seien eine Bande von Middle-Class-Kids, die nichts Spannendes zu erzählen hätten. Auch das Aufkommen des Britpop machte Slowdive das Leben schwer.
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Die Musik traf nicht den Zeitgeist, wurde aber zum Glück wiederentdeckt. Die Musik von Slowdive wird im Nachhinein gewürdigt, unzählige Musiker ließen sich von der Gruppe inspirieren, auch die Musikpresse ist mittlerweile umgeschwenkt. Das alles führte dazu, dass sich Slowdive 2014 wieder zusammentaten. Zum Glück. Denn die Band ist so stark wie eh und je.
Für die Zukunft gemacht
Das neue Album begann mit Sänger Neil Halstead in der Rolle des Autors und Produzenten, der zu Hause an Demos arbeitete. Halstead experimentierte mit modularen Synthesizern und stellte sich die neue Platte “ursprünglich als ein “minimaleres elektronisches Album“ vor. Die kollektive Entscheidungsfindung von Slowdive führte die Band schließlich zurück zu ihren charakteristischen, mit Hall durchtränkten Gitarren, aber dieses erste Konzept sickerte in die Kompositionen ein. “Wenn wir als Band alle damit zufrieden sind, ist das tendenziell das stärkere Material. Wir sind immer aus leicht unterschiedlichen Richtungen gekommen, und die besten Stücke sind dort, wo wir uns alle in der Mitte treffen“, sagt Halstead.
Mit seinen psychedelischen Klanglandschaften, pulsierenden 80er-Jahre-Elektronik-Elementen und John Cale-inspirierten Reisen wirkt das Album sofort wie etwas, das für die Zukunft gemacht ist. “everything is alive“ ist Rachel Goswells Mutter und Scotts Vater gewidmet, die beide im Jahr 2020 gestorben sind. “Es gab einige tiefgreifende Veränderungen für einige von uns persönlich“, sagt Goswell. Diese Kreuzungen spiegeln sich im vielschichtigen emotionalen Tenor der Musik von Slowdive wider; “everything is alive“ ist schwer von Erfahrung, aber jede Note ist ausgeglichen, weise und unbedingt auf Hoffnung ausgerichtet. Melancholie und Optimismus gehen hier Hand in Hand.
Auf Tour in Deutschland
Eigentlich ist „Everything Is Alive“ eine Platte, die man ob ihrer Atmosphäre am besten am Stück hört. Dennoch wollen wir uns nicht davor drücken, ein paar Highlights zu benennen. Das instrumentale „Prayer Remembered“ gehört dazu, hätte auch gut und gerne von The Cure stammen können. Auch „Shanty“, das mit Synthie-Sound beginnt und dann doch in Richtung krachender Gitarren abbiegt, nimmt einen schnell für sich ein. Die Dream-Pop-Nummer „Kisses“ ist ein Liebeslied der besseren Sorte und bei „The Slab“ ist gegen Ende überraschend viel Geschwindigkeit für Slowdive drin. Gefällt.
Übrigens: Im kommenden Jahr gehen Slowdive auf Tour, kommen dabei für ein paar Shows auch nach Deutschland. Konzerte in Köln, Hamburg, Berlin und München sind angekündigt, der Vorverkauf läuft.
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