Als „El Hotzo“ gehört er zu den schillerndsten deutschen Social-Media-Größen: Sebastian Hotz. Jetzt hat der gebürtige Franke seinen ersten Roman geschrieben. Mit „Mindset“ beweist er, dass er nicht nur in der Kürze eines Tweets zu unterhalten weiß, sondern auch Buchlänge kann.
Nur echt mit Sonnenbrille und Vokuhila – das Profilbild von „El Hotzo“ in den sozialen Netzwerken ist längst sein Markenzeichen geworden. Sebastian Hotz, so der bürgerliche Name des Satirikers, der auch für Jan Böhmermann schreibt, ist eine der deutschen Comedy-Größen auf Twitter. Der Mann bringt mit seinen Tweets und Posts Millionen zum Lachen, das schaffen in Deutschland nicht viele. Und als der Humorist da im vergangenen Oktober ankündigte, dass er einen Roman geschrieben habe, ging die deutsche Twitter-Community dementsprechend natürlich steil. „Hallo, ich habe einen Roman geschrieben. Er heißt „Mindset“ und erscheint am 5. April 2023. „Es geht um belegte Brötchen, Finanztipps, Hoffnungslosigkeit und Männer in Slim Fit-Anzügen“, schrieb „El Hotzo“ dazu.
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Wem das nicht reicht, dem sei hier kurz der Inhalt umrissen: Held des Hotz’schen Debütromans ist Mirko. Mirko ist ein junger Informatiker aus Gütersloh, der ein unscheinbares Leben führt und irgendwie ständig übersehen, übergangen oder ignoriert wird. Kein Gewinnertyp, weder beruflich noch privat. Von Selbstzweifeln geplagt, versucht Mirko sein Schicksal zu ändern. Er stößt online auf die Seminare des Lifestyle-Coachs und Success-Advisors Maximilian Krach. Der hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Schlüssel zum Erfolg mit aufgeschlossenen und zahlungswilligen Menschen zu teilen. Die, nun ja, Erfolgsprinzipien, die Krach in den Seminarräumen mittelgroßer und kleiner Städte vermittelt: „Mindset“, „Disziplin“ und „Ego“. Krach will aus Schafen Wölfe machen. Und Mirko möchte ein solcher Wolf werden. Aber es stellt sich schnell heraus, dass Krach auch nur mit ganz lauwarmem Wasser kocht – und seinen Schützlingen ähnlicher ist als man denkt.
Ein hochaktuelles Thema
Keine Frage: „Mindset“ greift ein hochaktuelles Thema auf. Die Social-Media-Timelines werden überflutet mit den Werbeanzeigen irgendwelcher halbseidener Möchtegern-Erfolgscoaches, die einem mit perlweißen Zähnen, sonnengegerbter Haut und viel zu enge Klamotten tragend weismachen wollen, dass es doch eigentlich nur ihr Seminar braucht, um vom ewigen Loser zum absoluten Winner-Typen zu werden. Von der Raupe zum Schmetterling.
Es ist natürlich kein Zufall, dass Hotz ausgerechnet dieses Thema für seinen Debütroman wählt, an den Auswüchsen von Neoliberalismus und Kapitalismus arbeitet sich der Satiriker ja auch auf Twitter mit Vorliebe ab. Und ein paar autobiografische Züge stecken wohl auch in der Figur des Mirko, wie Hotz in mehreren Interviews verriet. Auch er habe mal beruflich und privat unter der ewigen Gleichförmigkeit gelitten, sei zwar dann keinem dieser Lifesytle-Gurus auf den Leim gegangen, aber es hätte ihm durchaus passieren können, gibt er zu.
Der Plot mag hier zwar nicht sonderlich komplex sein, aber Hotz ist ein scharfsinniger Beobachter mit Witz und davon lebt dieses (doch recht kurze) Buch, das in seiner Unterhaltsamkeit doch überraschend viel Tristesse beschreibt. Der Stil, den Hotz auf Twitter pflegt, schimmert dann und wann natürlich durch. Aber hier zeigt der junge Autor, dass er viel mehr als schnelle Punchlines kann. Da steckt viel Potenzial drin.
Lesezeichen
Sebastian Hotz – Mindset; Verlag: Kiepenheuer&Witsch; Erscheinungstermin: 05.04.2023; 288 Seiten; ISBN: 978-3-462-00284-3
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