DIY – dieser Gedanke stand beim dritten Album von Royal Blood im Vordergrund. Auch pandemiebedingt. Und so haben Mike Kerr und Ben Thatcher ihre neue Platte „Typhoons“ komplett selbst produziert. Das gute Stück erscheint morgen.
Gut, einer hatte initial doch so seine Finger im Spiel: Josh Homme, der Frontmann von Queens of the Stone Age. Beide Bands lernten einander kennen, als Royal Blood sie auf einer Nordamerikatour supporteten. Homme bestärkte Kerr und Thatcher mal auszuloten, was es denn für die Musik der Gruppe bedeuten könnte, wenn sie ihr nächstes Album selbst produzieren würde. Komplett in Eigenregie. Ein Gedanke, der verfing. Als Mike Kerr und Ben Thatcher sich zusammensetzten, um über die Aufnahme eines neuen Albums zu sprechen, hatten sie denn auch schon eine Idee. Es sollte eine Rückkehr zu ihren Wurzeln werden. Eine Rückkehr zu jener Zeit, als sie Musik machten, die von Daft Punk, Justice und Philippe Zdar von Cassius beeinflusst war.
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Will heißen: Royal Blood erweitern ihren Rock-Sound um Elemente aus der französischen, elektronischen Musik – und laden auf den Dancefloor ein. Auf dem darf man sich in Lockdown-Zeiten zwar nur alleine bewegen, aber man muss die Feste feiern wie sie fallen. Das fällt besonders leicht zu Songs wie dem Opener „Trouble’s Coming“, auf dem Royal Blood ihre bewährten schweren Bass- und Drum-Hämmer mit ein bisschen Funk und Disco mischen. Ein Track, der deutlich aufzeigt, wohin die Reise auf diesem Album geht, und auch in „Limbo“ spiegelt sich die Idee hinter der Platte sehr gut. Das gelungene „Mad Visions“ mit seinen Synthie-Sound zieht ebenso auf die Tanzfläche wie der stärkste Track der Platte, „Boilermaker“, der einzige Song hier, den Homme erdacht und produziert hat. Hier kommen auch die Royal-Blood-Puristen auf ihre Kosten, ohne dass das Konzept hier verraten wird. Auch stark: der eher ruhige, keyboardlastige Closer „All We Have Is Now“. Eine schöne Überraschung zum Schluss.
Der letzte Martini
Und inhaltlich? Ein immer wieder kehrendes Thema des neuen Albums, ob direkt oder in Anspielungen: die Erkundung der Kehrseiten des Erfolges, den Royal Blood erlebten. Die Situation rief nach Besinnung und Veränderung, was Kerr in Las Vegas in Angriff nahm. Er leerte einen Espresso Martini und erklärte ihn zu seinem letzten Drink. Eine Entscheidung mit positiven Konsequenzen. Auch kreativ, ganz offenbar.
Der eine oder andere mag der Band zwar eine gewisse Anbiederung an den Zeitgeist vorwerfen – Disco ist halt gerade in Mode. Aber das würde der Gruppe nicht gerecht. Für die beiden Briten ist das Ding eine willkommene Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und das eigene Klangspektrum zu erweitern. Eine Gelegenheit, die sie genutzt haben.
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