Rikas - Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet (foto: Nettwerk)

Rikas – Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet

Erscheinungsdatum
Februar 7, 2025
Label
Nettwerk
Unsere Wertung
7

Ja, der Titel der neuen Rikas-Platte kommt etwas sperrig daher. Und damit steht er im deutlichen Kontrast zur Musik, die sich auf dem neuen Machwerk der Indie-Pop-Band befindet. Denn „Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet“ kommt ultimativ zugänglich daher.

Rikas – hinter diesem Namen verbergen sich Sam Baisch (Gesang, Bass), Chris Ronge (Gitarre, Gesang), Sascha Scherer (Gesang, Gitarre, Keyboard) und Ferdinand Hübner (Gesang, Schlagzeug, Keyboard). Seit 2016 machen die Vier schon zusammen unter diesem Moniker Musik, hauten damals auch direkt eine erste EP unter dem Namen „Bedroom Tapes“ raus. Die Band landete anschließend bei Sony Music, veröffentlichte dort auch ein erstes Album („Showtime“, 2019). Mit über 300 Auftritten, darunter beim Fusion Festival oder dem MS Dockville in Hamburg, und als Support für Kollegen wie Milky Chance, alt-J oder Alice Phoebe Lou, erwarb sich die Kapelle schnell einen guten Ruf. Doch nach der Veröffentlichung des Debüts und einer verschobenen Tour befanden sich Rikas plötzlich in einer Schaffenskrise.

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Ende 2020 überwand die Kapelle diese. Und nach Sessions in Amsterdam mit Benny Sings und einem Besuch bei Jonathan Rado (Whitney, Father John Misty, Weyes Blood) in Los Angeles, fanden Rikas den Sound für ihr zweites Album, das sie gemeinsam mit Daniel Schaub in den Berliner Hansa Studios produzierten. Dieses neue Album, so Sascha Scherer, ist das erste bewusst homogene Projekt von Rikas. Mit vier Multiinstrumentalisten und Songwritern sei es der Band bisher oft leicht gefallen, vielfältige Songs zu schreiben. Aber diesmal hätten sie sich das Ziel gesteckt, ein einheitliches, aber dennoch abwechslungsreiches Klangbild zu schaffen.

Vom ständigen Unterwegssein und der Verlorenheit danach

“Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet“ umfasst zwölf recht kurze Tracks. Es geht vornehmlich um Bewegung und Dynamik. Dazu wurde die Band auf langen Fahrten in ihrem Tourbus inspiriert. “Wir hatten dieses Gefühl von Unterwegssein, das ‚go, go, go‘-Gefühl, das einen nie ganz zur Ruhe kommen lässt, aber auch Verbundenheit vermittelt“, so Sascha Scherer, und weiter: „Ich glaube, viele Bands haben Probleme, stillzuhalten. Wenn man aufhört zu touren und jeden Tag in eine neue Stadt zieht, fühlt man sich verloren. Ich habe das Gefühl, dass unser neues Album dieses Gefühl von ‚los, los, los‘ einfängt”.

Was vielleicht zunächst düster klingt, kommt musikalisch leichtfüßig daher. Das Unterwegssein mag seine Schattenseiten haben, hier überwiegt aber das Abenteuer. Was ja nicht heißt, dass man dabei nicht nachdenklich sein kann. “Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet“ ist eine Art musikalischer Road Movie. Der Opener, „Bike In LA“, lässt direkt die südkalifornische Sonne scheinen. Die Mid-Tempo-Ballade mit Klavierbegleitung beschreibt auch die Verblüffung darüber, wie wenig Strecke ein Zweirad in Los Angeles zurücklegen kann. Ohne Auto geht in L.A. nichts.

Von L.A. nach Spanien: Der lichtdurchflutete, tanzbare Keyboard- und Gitarrenttrack „Barcelona (Learning To Love Myself“ beschäftigt sich mit der Idee der Flucht und des Neuanfangs – vielleicht in einer spanischen Kunststadt. Das fröhliche, mit Synthesizern versehene „Where Do You Go“ ist dann wieder vom japanischen City-Pop der 70er/80er Jahre inspiriert – und ein bisschen von den Pointer Sisters. Die Reise um die Welt endet am Ende bei sich selbst: „It’s A Beautiful World (When I’m On My Own)“. Es verwundert nicht, dass der psychedelisch-groovende Song „Passenger“ am Ende noch den Weg auf die Platte fand, um das große Reise-Thema abzubinden.

Hommagen an Celeste und David Hasselhoff

Nicht nur vor Sehnsuchtsorten, sondern auch vor Personen verneigen sich Rikas auf dem neuen Album. „Strangers“ etwa ist nicht nur vom Funk und R&B der 1970er Jahre beeinflusst, sondern auch eine direkte Hommage an Celestes Soul-Single „Strange“ aus dem Jahr 2019. Das bittersüße, eher langsame „Heartbreak Big Mac“ wurde hingegen von David Hasselhoff und dessen Versuch, im alkoholisierten Zustand einen Burger zu essen, inspiriert. Etwas erhabener ist da schon „Jude Bellingham“ mit seiner üppigen Moll-Akkord-Melodie, gewidmet dem gleichnamigen Fußballspieler von Real Madrid. Warum ausgerechnet dieser nun nicht für die von ihnen beklagte Kommerzialisierung des Fußballs stehen soll, bleibt allerdings das Geheimnis der Band.

Auf dem skurrilen, beschwingten Disco-Jam „Just Like Ice Cream“ lassen Rikas ihre strukturierte Herangehensweise los und geben sich der Freiheit hin, einfach zu jammen. „Textlich gesehen symbolisiert die Idee, dass Eiscreme schmilzt, eine Midlife-Crisis oder das Gefühl, an einem Tag eine Menge Temperatur- oder persönliche Veränderungen zu durchlaufen“, sagt Sam.

Einfach loslassen

„Opposite Opinions“, ein knackig produziertes, rhythmisches Überbleibsel aus dem Jahr 2020, besteht wiederum aus flirrenden Drumbeats und klimpernder Akustikgitarren, während es auf eine Welt voller globaler Konflikte und polarisierter Standpunkte blickt. „Ich glaube, bei diesem Song waren wir immer ziemlich schüchtern“, sagt Sam. “Denn er hat auch einen anderen Beat und ein anderes Gefühl. Er entstand sehr schnell und einfach, aber wir waren uns nicht sicher. Wir haben ihn lange für uns behalten, aber jetzt sind wir an dem Punkt, an dem wir ihn loslassen.“  

Keine Frage: Rikas sind in den sechs Jahren, die seit der Veröffentlichung von „Showtime“ ins Land gezogen sind, spürbar gereift. Hoffen wir, dass es bis zum nächsten Longplayer der Band nicht wieder so lange dauert.

Anspieltipps
Bike in L.A.
Barcelona
Heartbreak Big Mac
It's A Beautiful World
7
Gereift.
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