Es zählt zu den populärsten Live-Alben aller Zeiten: „Roseland NYC Live“ von Portishead. Bis heute hat es sich über eine Million Mal verkauft. Zum 25. Jahrestag erscheint nun – mit leichter Verspätung – eine Jubiläumsedition in physischer Form.
Keine Frage: Portishead gehören zu den Wegbereitern des Trip-Hop. Die britische Gruppe, bestehend aus Beth Gibbons, Geoff Barrow und Adrian Utley, 1991 im englischen Bristol gegründet, entwickelte einen Sound, der Rock-, Hip-Hop- und Jazz-Elemente mit Gibbons schmachtender, zerbrechlicher Stimme und cinematografischen Klängen verband. Das Debütalbum „Dummy“ aus dem Jahr 1994 zählt zu den wegweisenden Trip-Hop-Alben.
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Für den Nachfolger „Portishead“ (1997) bastelten die Briten dann etwas am Sound, schraubten das Sampling deutlich zurück und setzten mehr auf die eigene Stärke und Live-Instrumentierung. Mit Erfolg: Auch das zweite Album der Band wurde geschätzt, von Publikum und Kritik gleichermaßen. In den UK Album Charts sprang sogar Platz zwei raus. Kann man mal so machen.
„Portishead“ schloss sich eine ausgiebige Tournee an. Ein Gig führte die Kapelle noch im Jahr 1997 in den Roseland Ballroom in New York City. Die legendäre Veranstaltungshalle in Manhattan, einst auf dem Gelände einer ehemaligen Eislaufbahn errichtet, wurde mittlerweile abgerissen. Geblieben ist aber der nun vorliegende Mitschnitt „Roseland NYC Live“, der ausschließlich Material aus dieser einen Show enthält.
Nicht bloß ein Gimmick
Portishead spielten damals mit einem 28-köpfigen Orchester, ließen den Auftritt auch filmen. Die Setlist enthielt Titel aus ihrem bahnbrechenden Debütalbum, aber auch aus dem selbstbetitelten zweiten Album. Es war ein grandioses Konzert. Das Zusammenspiel zwischen Band und Orchester ließ keine Wünsche offen, hier wirkt das Konzept, Pop auf Klassik treffen zu lassen, mal nicht einfach nur als bloßes Gimmick. Die Kombi verlieh den Songs eine neue, ungeahnte Tiefe.
Portishead zeigten mit dieser Show, dass in ihnen eine hervorragende Live-Kapelle steckte. Der Abend gebar unheimlich viele Perlen: Das düstere, verträumte „Only You“ geht auch nach mehr als 25 Jahren immer noch unter die Haut. Die gesangliche Performance von Gibbons bei Tracks wie „All Mine“ – immer noch der Wahnsinn. Und da haben wir „Glory Box“, „Roads“ oder „Over“ ja noch gar nicht erwähnt. Der Sound des Mitschnitts: überragend. Auf Vinyl kommt Gibbons Stimme dabei sogar noch den Tick besser zur Geltung.
Die neue Edition
Diese Jubiläumsedition erschien ursprünglich am Tag der Veröffentlichung des Originalalbums (2. November) über Streaming-Dienste. Jetzt ist sie als limitierte Doppel-LP in rotem Vinyl mit Klappcover, doppelseitigem Klapp-Poster und einer Reproduktion des beim Konzert verwendeten Backstage-Passes erhältlich. Zusätzlich gibt es eine CD im Digipak, die den Backstage-Pass der Konzertgäste und ein zwölfseitiges Booklet enthält. Alle Versionen dieser Veröffentlichung enthalten die gleiche Titelliste.
Die neu gemasterte Version enthält eine erweiterte Titelliste mit „Undenied“ und „Numb“ aus dem Konzertfilm sowie die komplette Version von „Western Eyes“, die im Abspann des Films zu hören ist. Auch die Songs „Sour Times“ und „Roads“ sind jetzt in den Originalversionen vom Auftritt in Roseland zu hören. Sie waren auf dem Album durch Aufnahmen von anderen Konzerten ersetzt worden.
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