Eine moderne muslimische Musikerin: Die Marokkanerin Oum beschäftigt sich auf ihrem dritten Album „Daba“ mit Themen wie Umweltzerstörung, Flüchtlingen und der Stellung der Frau.
Keine Frage: Oum war schon immer eine besondere Künstlerin. Die 1978 in Casablanca geborene, aber in Marrakech aufgewachsene Musikerin gilt als weltoffene Botschafterin ihres Heimatlandes. Als eine Art Aushängeschild, als charismatische Freidenkerin, ja, als eine Vorzeige-Vertreterin der modernen, selbstbewussten muslimischen Frau. Oum ist eine, die keine Scheu hat, ihre Meinung zu sagen – und sie dann auch künstlerisch zu verarbeiten. So widmete sich ihr zweites Album „Zarabi“ (2016) beispielsweise ganz konkret den Frauen in der arabischen Kultur.
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Auch auf ihrer dritten Platte beweist Oum (bürgerlich: Oum El Ghait Benessahraoui) wieder Haltung. Nicht selbstverständlich für eine Musikerin aus einem Land, in dem ja immer noch Zensur herrscht. In dem es eben nicht an der Tagesordnung ist, seine Meinung öffentlich zu vertreten. Doch die Künstlerin nimmt mal wieder kein Blatt vor den Mund. Im Titelsong selbst nimmt sie explizit die marokkanische Regierung in die Kritik. Ansonsten singt sie von Umweltzerstörung, dem Schicksal der Flüchtlinge, ja, auch wieder dem gesellschaftlichen Stand der Frauen. Aber auch von der Notwendigkeit, voll und ganz in der Gegenwart zu leben.
Eine Melange aus Tradition und Moderne
Letzteres schlägt sich auch im Titel nieder. „Daba“ – das ist Marokkanisch und bedeutet übersetzt so viel wie “jetzt“. Oum verbindet mit diesem Titel die ganze Erfahrung der Vergangenheit mit der Gegenwart. Musikalisch bedeutet das: Oum vermischt auf ihrer dritten Platte, die in Berlin aufgenommen wurde, gekonnt traditionelle arabische Elemente mit der Musik der Westsahara und nimmt dabei Anleihen aus Soul, Jazz und elektronischer Musik. Kann man mal so machen. Die elektronischen Spielereien sind tatsächlich neu im Oum-Kosmos. Stehen ihr gut.
„Ich hoffe, Sie werden Wörter, Töne, Rhythmen und Bilder finden, mit denen Sie sich wohlfühlen“, schrieb Oum zum Album-Release auf ihrer Facebook-Seite. Da braucht die Singer-Songwriterin keine Sorge zu haben. Selten klang Protest so schön.
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