Oi Va Voi - The Water's Edge (foto: Parallel Skies Records)

Oi Va Voi – The Water’s Edge

Erscheinungsdatum
Mai 2, 2025
Label
Parallel Skies Records
Unsere Wertung
8

Hoffnung und Schmerz sind die bestimmenden Themen, die Oi Va Voi auf ihrem fünften Studioalbum verhandeln. „The Water’s Edge“ ist eine bewegende Sammlung neuer Songs, veröffentlicht über das bandeigene Label Parallel Skies Records, die gerade zur rechten Zeit kommt. Das neue Album erscheint im Vorfeld einer großen Europa- und UK-Tour der Kapelle.

Oi Va Voi (Yiddisch für „Oh mein Gott“ oder „Meine Güte!“ ) gibt es schon seit 25 Jahren. 2000 wurde die Band in London gegründet. Die Gründungsmitglieder Josh Breslaw (Drums) und Steve Levi-Kallin (Gesang, Klarinette) sind auch heute noch am Start. Das Gespann formiert immer wieder spannende internationale Musiker um sich herum, mit denen sie Konzerte geben oder Platten aufnehmen. Auch KT Tunstall gehörte mal zum Dunstkreis der Kapelle. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Brücke zwischen westlicher Musik und Musik aus dem Nahen Osten sowie Osteuropa zu schlagen. Klezmer-Crossover, wenn man so will.

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Oi Va Voi haben bereits vier Alben veröffentlicht, beginnend mit ihrem Debütalbum “Laughter Through Tears” (2003, Outcaste Records), das mit einem BBC World Music Award ausgezeichnet wurde. Die Band hat weltweit ausverkaufte Shows gespielt. Darunter: Headliner-Auftritte in Venues wie Shepherd’s Bush Empire, KOKO und Roundhouse (London), Paradiso (Amsterdam) und Botanique (Brüssel), sowie Festival-Auftritte beim Glastonbury (UK), Sziget (Ungarn) und Lowlands (Niederlande).

Erstes neues Album seit 2018

Obwohl das letzte Album „Memory Drop“ aus dem Jahr 2018 wirklich gut war, gab es seither kein neues Material auf die Ohren. Das ändert sich jetzt. Natürlich ist die neue Platte inspiriert von den Ereignissen der letzten Jahre. Dem wieder mehr und mehr um sich greifenden Antisemitismus. Nach Oktober 2023 hatte die jüdische Identität in Europa plötzlich eine neue, tiefgreifende Dimension. Eine Phase des gesellschaftlichen Umbruchs und der Unsicherheit. Für Josh Breslaw und Steve Levi-Kallin war es eine beunruhigende Zeit. „Wir hatten bereits die Hälfte des Albums fertig, als sich die Welt, in der wir es schrieben, plötzlich vollkommen veränderte“, erinnert sich Josh. „Jüdische Menschen wurden dazu aufgefordert, sich ruhig zu verhalten und nicht aufzufallen. Plötzlich war alles polarisiert. Wir machten weiter Musik, aber wir waren nicht bereit, sie zu veröffentlichen. Es fühlte sich an, als hätten wir als Band unsere Stimme verloren.“

Doch anstatt sich in der hitzigen digitalen Debatte zu verlieren, suchte die Band nach einer menschlichen Antwort. Steve: “Wir wollten kein politisches Album schreiben. Aber wir wollten ein Zeichen der Solidarität setzen – für die Betroffenen und für all jene, die sich verloren oder ängstlich fühlten.“

Das Thema der Platte also: Optimismus durch Schmerz. Das erinnert etwas an den Titel des ersten Albums der Band: „Laughter Through Tears“. Wie schon auf „Memory Drop“ ist es unter anderem Sängerin Zohara Niddam, die uns diese Gefühle mit ihrer Stimme nachvollziehen lässt. Gleich auf drei Titeln ist sie hier mit von der Partie, „Shine A Light“, „Lay Your Head“ und „Wave“.

Ebenfalls dabei: die Komponistin, Geigerin und Sängerin Sarah Anderson, die an sieben Titeln des Albums mitgewirkt hat, mit ihren ergreifenden Texten, dem vielschichtigen Gesang und den erbaulichen Geigenparts. Der Gitarrist John Matts und der Trompeter David Orchant kehren ebenfalls zurück.

Trauer und Hoffnung

Eines der vielen Glanzlichter der Platte: das überaus eingängige „Strangers“. Und: der Opener. „Sad Dance“ wurde nach dem verheerenden Erdbeben geschrieben, das Anfang 2023 die Türkei und Syrien erschütterte und viele Menschen aus dem näheren Umfeld der Band traf. Als sie sich am Tag nach der Tragödie im Studio wiederfanden, suchte sie nach Möglichkeiten, zu reagieren. Sarahs trauernde, pulsierende Geigen schaffen eine sich ständig verändernde Klanglandschaft, über der ihre eigene Stimme und Steves erdige Klarinette Trauer und Hoffnung ausdrücken. Sarah: “Es geht um menschliche Verbundenheit. Eine metaphorische Hand, die durch ein Trauma hindurch gehalten wird, und die Bewahrung ‚alter Welten‘ durch Relikte, die uns daran erinnern, woher wir kommen.“

Dem gegenüber stehen die eher poppigeren Nummern, bei denen wieder Produzent Mike Spencer (Rudimental, Tom Walker, Ellie Goulding) die Finger im Spiel hatte, der die Gruppe schon auf ihrem zweiten Album unterstützte. „Shine a Light“ etwa beginnt wie eine Robbie-Williams-Nummer. Kommt live sicher gut rüber. Gemeinsam mit Nummern wie „Lay Your Head“ oder „Josephine“ eines der Lieder, die hier als Hoffnungsstifter agieren.

Keine Frage: „The Water’s Edge“ ist eine Platte, die in diesen düsteren Zeiten Musik Trost spenden kann – und vielleicht auch ein bisschen Hoffnung macht. Der Albumtitel steht dafür symbolisch: „The Water’s Edge” bezieht sich auf eine Tradition des jüdischen Neujahrs, bei der man ans Wasser geht, um symbolisch die Lasten der Vergangenheit loszulassen – und sich mit dem Fluss der Zeit weiterzubewegen.

Anspieltipps
Sad Dance
Oceans
Strangers
Dance Again
8
Starkes Statement.
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