Midnight Oil melden sich zurück. 18 Jahre nach ihrem letzten Album „Capricornia“ veröffentlicht die australische Rock-Kapelle mit „The Makarrata Project“ mal wieder neues Material. Und das trägt auch eine starke politische Botschaft in sich.
Es gehörte ja schon immer zum Markenkern der 1972 gegründeten Kapelle („Beds Are Burning“), den Finger in Wunden zu legen. Den Mund aufzumachen und politisch Stellung zu beziehen. Midnight Oil beschäftigten sich in ihrer Musik schon oft mit sperrigen Themen. Amerikanischer Militarismus, Imperialismus, Atomkraft, Konsum und Umweltbedrohungen beispielsweise. Bands wie Pearl Jam, R.E.M., U2 oder Green Day wurden durch Midnight Oil maßgeblich beeinflusst.
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Auch den ungerechten Umgang mit indigenen Gruppen in Australien machten sich Midnight Oil immer wieder zum Thema. „The Makarrata Project“ schlägt nun in dieselbe Kerbe. Die vorab veröffentlichten Singles „Gadigal Land“ und „First Nation“ gaben ja einen ersten Vorgeschmack. Und sie zeigten auf, dass Midnight Oil jede Menge Mitstreiter auf dem neuen Album hatten. Hier ging es der Band aber nicht um Name Dropping, sondern auch um ein politisches Statement. Neben in Australien bekannten indigenen Musikern der jüngeren Generation wie Jessica Mauboy, Alice Skye, Tasman Keith, Leah Flanagan oder Troy Cassar-Daley waren auch Altstars wie Kev Carmody, Sammy Butcher und Frank Yamma an der Entstehung des Albums beteiligt. Auf einem der Songs ist sogar die Stimme des legendären, bereits verstorbenen Gurrumul zu hören.
Starkes politisches Statement
Am Ende des Mini-Albums verlesen verschiedene Stars des fünften Kontinents, darunter indigene Australier wie Stan Grant, Ursula Yovich, Pat Anderson und der ehemalige AFL-Profi Adam Goodes, gemeinsam das sogenannte „Uluru Statement From The Heart“. Dieses fordert die verfassungsmäßige Anerkennung indigener Australier und die Schaffung einer ‘Makarrata Kommission’. Letztere soll die Vereinbarungen überwachen, die zwischen der Regierung auf der einen sowie Aborigines und Torre-Strait-Insulanern auf der anderen Seite getroffen werden und sicherstellen, dass diese eingehalten werden. Midnight Oil, so heißt es im Waschzettel zum Album, werden ihren Anteil an den Einnahmen aus „The Makarrata Project“ an Organisationen spenden, die das „Uluru Statement From The Heart“ unterstützen.
„Gemeinsam ins Reine kommen“
Midnight-Oil-Frontmann Peter Garrett, der ja sogar den Weg in die Politik gefunden hat, erklärt: „Als James Cook vor 250 Jahren landete, begann auch der Raub an Aborigines und Insulanern. Man nahm ihnen ihre Kinder, ihr Land, den Zugang zu Wasser und die Auswirkungen dieser Enteignungen sind bis heute zu spüren. Wir müssen im Versöhnungsprozess den Einsatz erhöhen und die im wegweisenden Uluru-Statement festgehaltenen Ziele weiter verfolgen. Unsere Songs handeln davon, dass wir mit unserer gemeinsamen Geschichte ins Reine kommen und zusammen eine bessere Zukunft schaffen müssen. So, wie im Statement From The Heart formuliert.“
Die Message stimmt also. Aber wie sieht’s musikalisch auf diesem Mini-Album aus? Auch hier passt’s. Midnight Oil präsentieren sich über sieben Tracks hinweg breit aufgestellt. Von Punk („Gadigal Land“) und Folk-Gospel („Change the Date“) über Balladen („Terror Australia“) und Pop („Come On Down“) bis hin zu Acoustic-Folk („Desert Man, Desert Woman“, „Wind in My Head“) reicht die Produktpalette, bei der wohl jeder fündig wird. Die Pop-Rock-Nummer „First Nation“ überrascht sogar mit einem Rap-Part, der aber nicht anbiedernd wirkt. Und keine Frage: Bei den vielen Gastmusikern ist es schon fast ein Kunststück, dass man doch immer diesen typischen Midnight-Oil-Vibe spürt.
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