Berührendes Coming-of-Age-Drama: Der überaus melancholische Streifen „Mellow Mud“ über geschwisterlichen Zusammenhalt und das oft perspektivlose Erwachsenwerden in der lettischen Provinz liegt nun fürs Heimkino vor.
Der Vater ist tot. Die Mutter? Auf und davon. Und so müssen die 17-jährige Raya (Elina Vaska) und ihr kleiner Bruder (Anzejs Lilientals) bei ihrer ungeliebten Großmutter auf dem Land leben. Als die alte Dame dann auch noch das Zeitlich segnet, ist guter Rat teuer. Niemand darf von ihrem Tod erfahren. Um dem Waisenhaus zu entgehen, vergraben die beiden Geschwister die Frau im Garten der heimischen Apfelplantage. Raya organisiert alleine das tägliche Überleben für sich und ihren Bruder und setzt alle Hoffnung in die nach England ausgewanderte Mutter.
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Bei einem Film wie „Mellow Mud“ muss man sich erst einmal reinfuchsen. Erzählart- und tempo sind natürlich etwas anders, als man es vom amerikanischen oder deutschen Film gewohnt ist. Es gibt auch recht wenig Dialoge. Aber obwohl der Film recht „langsam“ ist, gibt es da keinen Hang zum Auswalzen. Alles ist sehr auf Effizienz bedacht. Alles Überflüssige wird weggelassen. So erreicht das Gezeigte durchaus eine emotionale Tiefe. Manchmal ist dieses Coming-of-Age-Drama, das Regisseur Renārs Vimba da geschaffen hat, geradezu depressiv. Aber indem er seine entschlossene Protagonistin (stark: Elina Vaska) unerschütterlich auf eine bessere Zukunft hoffen lässt, bricht doch ab und zu etwas Licht durch die dunklen Wolken.
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