Rod Stewart in Mannheim (foto: fiege)

Live: Rod Stewart in Mannheim

Rod Stewart feiert eine Party. Und Mannheim feiert mit. Die Show des Briten am Donnerstagabend in der SAP-Arena war dabei kein bloßes Runterrattern eines Best-Ofs, sondern auch die Feier der eigenen Jugend. Eindrücke eines Spätgeborenen.

Mittdreißiger pflegen zu Rod Stewart ein eher eigentümliches Verhältnis. Wer nämlich Anfang der 1980er Jahre geboren wurde, der hat den britischen Musiker in seiner Jugend  ja vornehmlich als Gast bei „Wetten, dass …?“ erlebt.   Dort gehörte der Gute in den Neunzigerjahren sozusagen zum Inventar und war gefühlt immer dann da, wenn Peter Maffay (war insgesamt 17 mal zu Gast!) oder Chris de Burgh gerade mal keine Zeit hatten. Achtmal trat Rod The Mod  bei Thomas Gottschalk und Kollegen auf, war aber aus Sicht eines Teenagers eigentlich damals schon zu alt, um neben den Kurt Cobains, Axl Roses oder Liam Gallaghers dieser Welt noch als cool bestehen zu können.Und gleichzeitig war er noch zu jung, um schon als absolute Legende, als musikalischer Elder Statesman, der über dem Zeitgeist schwebt, durchgehen zu können. Zumal  ja die späten Neunziger kommerziell gesehen auch nicht gerade die heißeste Phase in Stewarts illustrer Karriere waren.

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Dennoch: Der Name Rod Stewart ist bei Millennials positiv besetzt. Er weckt Erinnerungen an die Kindheit, an samstägliche Fernsehabende im Schlafanzug auf der  Couch im elterlichen Wohnzimmer. Als die Welt noch in Ordnung war und die Wochenenden ewig lang.

Mittlerweile ist er natürlich dieser Elder Statesman. 74 Jahre jung ist der Brite mittlerweile. Mittdreißiger waren aber  am Donnerstagabend freilich nur wenige am Start, als Rod Stewart in Mannheim Station machte. Und die, die da waren, saßen vornehmlich im Pressebereich. Nicht wenige hatten ihre Mutter im Schlepptau. Aus dieser Alterskohorte setzte sich auch das Gros des Publikums zusammen. Die meisten dürften Stewarts Anfänge, die  1960er und frühen siebziger Jahre, noch live miterlebt haben. Songs aus dieser Zeit waren an diesem Abend aber natürlich  eher Mangelware.

Stewart  kam  mit einem Best-Of nach Mannheim, vornehmlich souligen Pop-Rock-Nummern aus den späten 70er, 80er Jahren und den frühen 90er Jahren, die bei Radiosendern üblicherweise irgendwo zwischen Queen und Phil Collins gespielt werden.

Dabei sind es gerade die alten Sachen, in denen Stewart zeigen kann, was für ein großartiger Soul- und Blues-Sänger in ihm steckt. Immer noch. Seine Version des Etta-James-Klassikers „I’d Rather Go Blind“, ursprünglich 1972 auf seinem Album „Never A Dull Moment“ veröffentlicht, gehört zu den großen Glanzlichtern dieses Abends. „Als wir diesen Song aufgenommen hatten, brauchten wir dazu zwei Takes und zwei Flaschen Wein“, erinnert sich Stewart.

Es war einer der  ruhigeren Momente in einer ansonsten wilden, energiegeladenen Show, in der sich Stewart immer noch als junggebliebener  Derwisch inszeniert, flankiert von hübschen Frauen in kurzen Kleidern (ihrerseits aber zweifellos hochtalentierte Musikerinnen und Backgroundsängerinnen), als ewiger Schelm, als Charmeur. Dabei wirkt der 74-Jährige immer noch unheimlich fit und hält die knapp zwei Stunden ohne Pause problemlos durch. Stimmlich spielt der Mann eh immer noch in einer eigenen Liga. Bewundernswert, wenn man bedenkt, dass er um die Jahrtausendwende an Schilddrüsenkrebs erkrankte und nach einer OP das Singen praktisch erst wieder ganz neu lernen musste. Seither ist seine Stimme eine Oktave tiefer.

Von seinem jüngsten Album „Blood Red Roses“ (2018), seinem insgesamt dreißigsten,  hat Stewart an diesem Abend den glamrockigen Stampfer „Hole In My Heart“auf der Setlist. Kommt live ganz gut, besser als auf der Platte, tut nicht weiter weh. „Neue Sachen zu spielen, ist immer schwierig“, sagt Stewart, und lässt es dann eben.

Gänsehaut erzeugt er mit anderen Nummern, das weiß er. „Maggie May“, „The First Cut Is The Deepest“, „Rhythm Of My Heart“ und vor allem „Sailing“, Sie wissen schon. Dass es dabei auch mal kitschig wird – geschenkt. Verzeiht man ihm. Am Ende ist es eben eine große Show. Eine gelungene Feier der eigenen Jugend. Von Künstler und Publikum gleichermaßen.

Übrigens: Im Mai 2020 kehrt „Wetten, dass …?“ zumindest für eine Nacht zurück. Zum 70. Geburtstag von Thomas Gottschalk. Sicher wird da auch der eine oder andere Wegbegleiter der Show neben ihm auf dem Sofa sitzen. Vielleicht ja auch der gute Rod? Der gehört zu der Show doch einfach dazu – wie Gottschalks bizarre Outfits, Baggerwetten und ja, Chris de Burgh und Peter Maffay.

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