Nakhane in Heidelberg (foto: neon ghosts)

Live: Nakhane in Heidelberg

Das südafrikanische Multitalent Nakhane hat am Mittwochabend vor kleiner Kulisse einen großartigen Auftritt beim Queer Festival im Heidelberger Karlstorbahnhof hingelegt.

Nakhane ist in Flirtlaune. „Do You Feel Sexy?“, ruft er dem Heidelberger Publikum von der Bühne aus frech entgegen. Die Antwort ist ein kollektives „Ja“, das aber so schüchtern-zögerlich daher kommt, dass es eigentlich mehr nach einem „Vielleicht“ klingt. Und selbst das ist noch euphemistisch umschrieben. „Germany …“, sagt Nakhane sichtlich amüsiert und widmet sich dem nächsten Song.

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Eine Szene, die den Abend auf den Punkt bringt. Der Mann hatte gute Laune. Auf den Auftritt beim Queer Festival hatte er sich gefreut. Dort oben auf der Bühne, das merkt man, dort kann er er selbst sein. Es ist dann nichts mehr zu spüren von dem Selbsthass, der ihn erfüllte, als er in der südafrikanischen Provinz aufwuchs. Dort musste er sich als schwuler Mann in einem extrem konservativen Umfeld behaupten. In einem Land, in dem Homosexualität verfolgt und bestraft wurde. „Jeden Tag meines Lebens habe ich verzweifelt versucht, alles zu tun, um wie die anderen Menschen zu sein und heterosexuell zu fühlen. Ich habe mich sogar irgendwie davon überzeugen lassen, es wäre möglich, meine Homosexualität zu heilen. Ich habe ständig in Angst gelebt, meine Gefühle eines Tages nicht mehr kontrollieren zu können“, erzählte Nakhane mal in einem Interview.

Seit seinem Coming Out und dem Ablegen seines christlichen Glaubens fühlt sich der Musiker, der von vielen als Erretter des Neo-Soul gefeiert wird, befreit. Das spiegelt sich in seiner Performance wider. Auf der Bühne lässt er sich in keine Schublade pressen und wirkt mal stark, mal zerbrechlich, mal androgyn-kühl und dann wieder offensiv, männlich. Doch egal, wie er sich gerade gibt, eines bleibt dabei immer gleich: dieses geradezu unheimliche Charisma, diese makellose Eleganz – und diese unglaubliche Stimme, die live noch mehr beeindruckt als auf Platte.

Stichwort Platte: Die Setlist an diesem Abend generierte sich wenig überraschend ausschließlich aus Songs seines jüngsten Albums „You Will Not Die“, auf dem er experimentelle elektronische Elemente mit Soul, Gospel und afrikanischen Klängen verquickte. Ein Konzept, das auch live bestens funktionierte. Balladen wie „Interloper“, „Fog“, „Presbyteria“, „You Will Not Die“ oder „Star Red“ sorgen auch auf der Bühne für Gänsehaut, diesen Beweis hat Nakhane auf jeden Fall angetreten. Mit der Gospel-Nummer „Teen Prayer“ machte er aus dem Queer Festival kurzerhand einen musikalischen Gottesdienst. Wer es beschwingter mochte, wurde mit tanzbaren Songs wie „Clairvoyant“ bedient.

Keine Frage: Der Mann hat ein größeres Publikum verdient. Das gilt auch für seinen Support Act: Tobias Siebert (Klez.e) aka And The Golden Choir. Siebert hatte unter anderem Stücke aus seinem neuen Album „Breaking With Habits“ am Start und bot dem Auditorium eine wunderbare Mischung aus experimenteller Elektronik, Indierock, Gospel, Avantgarde und orchestralen Klängen, wobei der Multiinstrumentalist selbst als sein eigenes Orchester fungierte.

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