Eric Martin (foto: fiege)

Live: Eric Martin (Mr. Big) in Mannheim

Eric Martin hat in den frühen 1990er-Jahren mit seiner Band Mr. Big weltweit die Charts gestürmt und große Arenen bespielt. Nun erlebte man die Hard-Rock-Legende im 7er Club in Mannheim mal in ganz anderem Kontext.

Gestern Grandezza, heute gediegen: Eric Martin hat am Wochenende die komplette Bandbreite des Musikerdaseins durchlebt. Noch am Samstag war der US-Amerikaner, der zu seinen Hochzeiten mit Mr. Big  die legendäre Budokan in Tokio ausverkaufte,  Teil der bombastischen Rock-Oper „Avantasia“. Bei einem Festival in der Schweiz, vor großer Kulisse, mit viel Tamtam auf der Bühne. Ein Tag später: Mannheim, Industriestraße, 150 Zuschauer, kleiner Club, intime Atmosphäre. Statt großem Aufgebot nur Eric Martin und seine Akustikgitarre. Der größtmögliche Kontrast also, und das binnen 24 Stunden. „In der Schweiz war es so wie hier, nur mit 10.000 mehr Menschen. Aber wenn ich meine Brille abnehme, seid ihr nicht nur das schönste Publikum aller Zeiten, sondern ich sehe auch Menschen, so weit das Auge reicht“, scherzte Martin. Und so weit ist das mit der Sehkraft bei dem 61-Jährigen tatsächlich auch nicht mehr her, konnte er doch die kleine Schrift auf seiner  Setlist kaum entziffern. Martin machte sich einen Spaß daraus, ließ den nächsten Song immer von jemandem aus dem Publikum vorlesen. Schnell wurde klar: Da geht einer mit dem Alter äußerst entspannt um, ist erfrischend uneitel. Und obendrein auch noch ziemlich witzig.

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Vom Grunge verdrängt

Mr. Big waren seinerzeit das, was man  gerne eine Supergroup nennt. Also eine Gruppe aus Musikern, die jeweils schon bei anderen bekannten Bands prominent gewirkt und sich zu einem Ensemble zusammengefunden haben. Mr.-Big-Bassist Billy Sheehan spielte vorher  bei  David Lee Roth, Gitarrist Paul Gilbert griff für Racer X in die Saiten, Drummer Pat Torpey trommelte für The Knack und Eric Martin sang in seiner  nach ihm benannten Band. Mr. Big, 1989 gegründet, galten lange als Geheimtipp, als außergewöhnliche Live-Kapelle, die vielleicht nicht  viele Platten verkaufte, aber  von Musikerkollegen und Kritikern sehr geschätzt wurde. Der kommerzielle Durchbruch gelang der US-amerikanischen Band schließlich mit der Single „To Be With You“, ein Welthit, Nummer eins in 15 Ländern, darunter in den USA, Australien und in Deutschland. 1991 war das und damit wahrscheinlich auch zu spät. Denn Hard-Rock-Bands wie Mr. Big, die optisch  noch an den Hair-Metal der 1980er angelehnt waren, wurden kurz darauf von der Grunge-Welle weggespült. Von Bands wie Nirvana, Soundgarden oder Pearl Jam. Raus aus der öffentlichen Wahrnehmung. Auch wenn mit „Wild World“ noch mal ein Hit gelang, sollten Mr. Big nie wieder in „To Be With You“-Sphären vorstoßen.

Ritt durch die Historie

Das interessierte an diesem Abend in Mannheim herzlich wenig. Eric Martin hat sie noch, seine loyalen Fans von Mr. Big. „Euch kenne ich doch aus den 1990er-Jahren. Ihr habt euch kaum verändert“, zwinkerte er dem Publikum breit grinsend zu. Los legte er aber nicht mit Mr.-Big-Songs, sondern mit Solomaterial. „Have I Been Here Before“, textete er  Mannheim-kompatibel um, danach ließ er „Wink and a Smile“ folgen. Die erste Mr.-Big-Nummer gab es mit der Ballade „Just Take My Heart“ aus dem Erfolgsalbum „Lean Into It“, das an diesem Abend natürlich auch den Schwerpunkt bildete. Danach setzte Martin zu einem Ritt durch die Mr.-Big-Historie an, von „Superfantastic“ über „Take Cover“, „Daddy, Brother, Lover, Little Boy“ bis hin zu „Alive and Kicking“ (großartig!). Beeindruckend, wie die Hard-Rock-Nummern trotz der minimalistischen  Instrumentierung – Martin war mit seiner Akustikgitarre meist allein auf der Bühne – nicht an Wumms verloren. Was natürlich auch daran liegt, dass Martins Stimme  nichts eingebüßt hat. Verblüffend, wenn man ihn mit  Kollegen wie Jon Bon Jovi oder Axl Rose vergleicht. 

Später griff Martin  aber doch auf Verstärkung zurück. So holte er sich zwei örtliche Gitarristen, Ekki Bock (von der Mannheimer AC/DC-Tribute-Band AC/ID) und einen gewissen Thommy auf die Bühne. Er hatte sie erst an diesem Tag kennengelernt. Sie unterstützten ihn bei den großen Hits, „Wild World“ und „To Be With You“, verliehen diesen so mehr Wucht. Danach: zwei Zugaben – und jede Menge Autogramme und Selfies. Ein Weltstar zum Anfassen. Eben herrlich uneitel.

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