Aerosmith (foto: neon ghosts)

Live: Aerosmith in Köln

Knapp 13.000 Fans waren am Dienstagabend in der Kölner Lanxess-Arena dabei, als Aerosmith ihren deutschen Fans Lebewohl sagten. Der Auftritt in der Domstadt war der einzige bisher bekannte Termin ihrer „Aero-Vederci“-Tour, nach der sich die amerikanische Rock-Band verdientermaßen in die Rock-Rente verabschieden will.

Abschiede sind im Musik-Geschäft grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. So richtig ernst gemeint sind sie meistens nicht, oft geht nach dem vermeintlich finalen Abschiedskonzert recht schnell die Comeback-Pressemitteilung raus. Elton John beispielsweise sagte schon 1977 (!) das erste Mal Tschüss, die Scorpions haben auch schon mehrere Abschiedstouren hinter sich, und der Graf von Unheilig brachte nach seinem wirklich allerletzten Album dann doch noch mal eines raus.

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Nun verabschieden sich also Aerosmith. Ob es nur ein Marketing-Gag ist oder nicht, klar, das wird erst die Zeit zeigen. Zum jetzigen Zeitpunkt muss man jedenfalls davon ausgehen – und alles spricht ja auch dafür: 47 Jahre hat die Band um Frontmann Steven Tyler (69) mittlerweile auf dem Buckel. 47 Jahre, in denen die Gruppe alles durchlebt hat, was das Geschäft zu bieten hat. Höchste Höhen und tiefste Tiefen, grandiose Erfolge und gravierende Abstürze. In den siebziger Jahren – der große Durchbruch gelang der Band 1975 mit dem dritten Album „Toys in the Attic“ – waren Tyler und Gitarrist Joe Perry als „toxic twins“, als giftige Zwillinge verschrien, weil sie sich so ziemlich jede Substanz reinpfiffen, die sie in die Finger bekamen.

Nach dem großen Rausch ging es bergab, in den frühen achtziger Jahren wollte kaum jemand mehr Aerosmith hören, ehe die Rapper von Run-D.M.C. ihre Hard-Rock-Kollegen durch ein Cover von „Walk This Way“ musikalisch wiederbelebten. In den neunziger Jahren ging es dann für Aerosmith wieder bergauf, die Band fügte ihrem Katalog mit „Cryin'“ und „I Don’t Want To Miss A Thing“ weitere Klassiker hinzu.

Beide Hits waren an diesem Dienstagabend auch in Köln zu hören. Überhaupt hatten Aerosmith viele große Songs im Gepäck – und sichtbar auch wirklich Bock, sie vorzutragen. Gut, „Crazy“ fehlte, ansonsten gab es aber unter anderem „Janie’s Got A Gun“, „Love In An Elevator“, „Sweet Emotion“ und „Livin‘ On The Edge“ auf die Ohren – ein hervorragender Querschnitt aus dem Material jener Platten, von denen Aerosmith immerhin weltweit  weit mehr als 200 Millionen verkauften. Mit „Come Together“ (The Beatles) und „Stop Messing Around“ (Fleetwood Mac) befanden sich auch ein paar überraschende Cover im Programm.

Zwar ließ die Band einige Zeit auf  sich warten (das Konzert begann erst gegen 21.40 und nicht, wie angekündigt, um 20 Uhr), was sogar zu vereinzelten Pfiffen führte, dank der mitreißenden Show, welche die Band trotz der Hitze bot, waren die Fans am Ende aber dann versöhnt.

Tyler machte einen hervorragenden Eindruck. Stimmlich auf der Höhe, körperlich gut in Schuss, immer in Bewegung und stets mikrofonschwingend, mit schwarz lackierten Fingernägeln, buntem Schal und Leoparden-Shirt, ließ der Gute nicht erkennen, warum für ihn jetzt bald Rentner-Bank statt Rock-Bühne angesagt sein sollte. Lead-Gitarrist Joe Perry, der selbst auch mal ans Mikro durfte, stand seinem Sänger  in Sachen Coolness und Spielfreude in nichts nach – und würde die jüngeren Gitarristen-Semester wohl allesamt noch in die Tasche stecken.

Sieht man mal von einem bewegenden Karriere-Filmchen ab, das zu Beginn der Show über den Bildschirm flimmerte, war kein großer Platz für Sentimentalitäten. Publikumsansprachen gab es kaum, stattdessen hieß es knapp anderthalb Stunden  musikalisch voll auf die Zwölf.

Am Ende dann: „Dream On“ (mit Tyler am weißen Flügel), „Walk This Way“ (ohne Rap-Einlage). Konfetti. Aero-Vederci, Aerosmith. Oder besser gesagt: Bis bald?

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