Kylie Minogue ist zurück: Die australische Pop-Queen hat mit „Golden“ gerade ihr erstes Album seit vier Jahren vorgelegt, ihr 14. Studioalbum überhaupt. Und diesem hat sie einen besonderen Anstrich verpasst: Minogue vermischt hier ihren klassischen Kylie-Pop mit Nashville-Country.
Mit fast 50 Lenzen muss Minogue eigentlich niemandem mehr etwas beweisen. Im Laufe der Jahre hat sich die Australierin vom belächelten Pop- und Soap-Sternchen zu Down Unders unumstrittener Pop-Queen entwickelt. Und so nötigt es doch einen gewissen Respekt ab, wenn man in dem Alter dann noch mal etwas Neues probiert. Kylie ist, wie schon so viele Künstler und Künstlerinnen vor ihr, dem Ruf Nashvilles erlegen, der legendären amerikanischen Country-Hochburg. Scheint unter Pop-Stars gerade irgendwie in Mode zu sein, die Kollegen Miley Cyrus und Justin Timberlake hatten es in den beiden vergangenen Jahren ja vorgemacht.
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Für Minogue waren die Reisen nach Nashville dem Vernehmen nach eine Premiere, und so hat die Stadt natürlich ihren Eindruck auf dem Machwerk hinterlassen. „Wir haben definitiv ein Stück Nashville mit uns zurückgebracht“, so Minogue im Waschzettel zum Album, „Wir fanden einen Weg, einen Hybrid aus Country und dem zu machen, was ich meinen ‚normalen Sound‘ nenne. Es musste poppig genug und für mich authentisch sein, doch auch Country genug, um einen neuen Sound zu schaffen.“
Mehr Pop als Country
Das trifft es doch ganz gut. Auch wenn die Vermarktung der Platte schon sehr countryesk ist, handelt es sich hier doch zweifellos um ein Pop-Album. Da darf man sich nichts vormachen. Eben garniert, oder besser, verziert mit typischen Country-Elementen. Und das funktioniert oft ganz gut: Etwa auf dem Opener „Dancing“, das auch direkt als erste Single veröffentlicht wurde. Eine Tanzhymne, die einem direkt ins Ohr geht und sich dort auch erstmal festsetzt. „Dancing“, nahm Kylie mit Nathan Chapman auf, der Mann, der maßgeblich für Taylor Swifts Wandel vom Country- zum Pop-Megastar verantwortlich ist. Auch „Stop Me From Falling“ vermag es, den Hörer mitzureißen. Dass ihr auch der ruhigere Ton liegt, beweist die Gute dann mit einer Nummer wie „Radio On“ – eine schöne Akustik-Ballade.
Minogues Trip nach Nashville involvierte zwei wichtige Schreiber, die auch beide in der Stadt leben: den in Großbritannien geborenen Steve McEwan (der bereits große Countryhits für Keith Urban, Kenny Chesney und Carrie Underwood schrieb) sowie die ebenfalls britisch stämmige Amy Wadge, die besonders für ihre Zusammenarbeit mit Megastar Ed Sheeran bekannt ist. Jeder Song wurde aber von Minogue co-geschrieben. Neben dem afrikanisch-deutschen Produzenten Sky Adams arbeiteten auch Jesse Frasure, Eg White, Jon Green, Biff Stannard, Samuel Dixon, Danny Shah und Lindsay Rimes auf „Golden“ mit. Außerdem enthält es ein Duett mit dem britischen Singer-Songwriter Jack Savoretti (die wunderbar melancholisch-zuckrige Ballade „Music’s Too Sad Without You“).
Nicht genial, aber gelungen
Sorge, dass ihre Fans den neuen Weg nicht mitgehen würden, hatte Minogue nicht. „Mein Publikum ist mit mir schon vor langer Zeit auf die Reise gegangen, also warum sollte ich diesmal Angst haben, dass sie auf diesen Teil davon nicht mitkommen wollen? Ich hatte Spaß damit und bin sicher, sie werden ihn auch haben.“
Und genau darum geht es hier ja letztlich. Klar, Minogue fügt dem Country-Genre oder dem Pop hier nichts Wesentliches bei. Stellenweise wirkt der ganze Country-Glitter auch etwas überstrapaziert und überreizt (wie etwa bei dem vom Banjo geprägten „A Lifetime To Repair“). Aber: Die meisten Songs gehen hier obszön leicht ins Ohr – und bereiten dem Hörer Spaß.
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