Mit „Let Yourself Be Loved“ verneigt sich die großartige Sängerin Joy Denalane vor dem klassischen Motown-Sound – und veröffentlicht als erste deutsche Künstlerin überhaupt ein Album bei dem legendären Label. Das Resultat ist ein Soul-Statement, das retro, aber dennoch ziemlich frisch daherkommt.
Motown. Bei dem Namen wird jedem Soul-Fan wohlig warm ums Herz. Wer hat bei diesem legendären, ursprünglich in Detroit ansässigen Label in den vergangenen 61 Jahren nicht alles veröffentlicht? Smokey Robinson, Diana Ross und ihre Supremes, Michael Jackson und die Jackson Five, Stevie Wonder, die Temptations, Marvin Gaye, Erykah Badu – sie alle wurden bei Berry Gordy Jr. und seiner Plattenfirma groß. Der dem Pop-Mainstream zugewandte „Motown Sound“, mit prägnanten Saxophon-Breaks, orchestralen Streicher- und Bläsersektionen, melodischen Bassgitarren-Läufen, ausladendem Tamburin-Einsatz und Call-and-Response-Hintergrundchören, hatte Wiedererkennungswert, wurde über viele Jahre zum Gütesiegel.
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Dass nun Joy Denalane auf diesem altehrwürdigen Label veröffentlichen darf: Es ist auch ein Ritterschlag für die 47-jährige Berlinerin, die schon früh durch die Plattensammlung ihres Vaters mit dem Motown-Sound in Berührung kam. Schön zu beobachten, dass Denalane ihre Chance hier denn auch voller Selbstbewusstsein nutzt. Im zweiten Anlauf quasi, denn an dem Machwerk hat Denalane bereits seit fünf Jahren gebastelt, einen ersten Entwurf zwischenzeitlich wieder in der Schublade verschwinden lassen. Der zweite Versuch hingegen, er sitzt.
Liebe in all ihren Schattierungen
„Let Yourself Be Loved“ hat die Gute ihr neues Album genannt, es will zu gleichen Teilen Selbstbehauptung, Ahnenforschung und Hommage an die großen Klassiker des Genres sein. Der Titel ist dabei Programm. Es geht um Liebe. Nicht nur um romantische Liebe, sondern auch um die Liebe zu Freunden, Familie und zu sich selbst. Und auch mal um ihre Abwesenheit dieses Gefühls. Kurzum: Es geht um Liebe in all ihren Facetten und Schattierungen.
Zu den Glanzlichtern unter den elf – zum großen Teil herausragenden – Songs gehören dabei sicherlich das vorab als Single veröffentlichte „I Believe“, das gemeinsam mit dem Grammy-nominierten R&B-Sänger BJ The Chicago Kid entstanden ist, das sinnlich-zärtliche „Hey Dreamer“ sowie der geniale Closer „Put In Work“. Die Nummern atmen den Geist der späten sechziger und frühen siebziger Jahre, sind mal aufgeregt, mal sinnlich-verträumt. Keine Frage: Denalane und ihr Produzent, der Jazzpianist Roberto Di Gioia, haben hier den richtigen Ton getroffen.
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