Faye Webster - Underdressed At The Symphony (foto: Secretly Canadian)

Faye Webster – Underdressed At The Symphony

Erscheinungsdatum
März 2, 2024
Label
Secretly Canadian
Unsere Wertung
8

Mit „Underdressed At The Symphony“ legt die großartige Faye Webster ihr nunmehr fünftes Studioalbum vor. Bei den Aufnahmen an der Grenze zwischen den USA und Mexiko hat die US-amerikanische Singer-Songwriterin ein zurückgenommenes, eher auf akustische Klänge setzendes, subtiles Album geschaffen. Eines, das ohne viel Worte auskommt – und dennoch seine Botschaften passgenau rüberbringt

Wer gerne mal live vor Ort dem Atlanta Symphony Orchestra lauscht, hat durchaus die Chance, dort Faye Webster über den Weg zu laufen. Die Gute mischt sich nämlich dort mit Vorliebe unter die Konzertbesucher – und das gern underdressed. Für viele eine Horror-Vorstellung, für Webster nicht. Sie fand dort Gesellschaft und Ablenkung, fühlte sich in der Menschenmenge auch eine gewisse Anonymität. „In die Symphonie zu gehen, war für mich fast wie eine Therapie“, sagt sie. „Ich war in der Symphonie buchstäblich underdressed, weil ich mich erst im letzten Moment entschied, dass ich das tun wollte. Ich hatte das Gefühl, eine beschissene Zeit in meinem Leben hinter mir zu lassen und für eine Minute in einer anderen Welt zu sein. Ich mochte es, dass ich nicht das Gefühl hatte, dazuzugehören”.

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So erklärt sich auch der Titel ihres neuen Albums, das gerade via Secretly Canadian erschienen ist. Aufgenommen in den texanischen Sonic Ranch Studios mit ihrer langjährigen Band, schwelgt „Underdressed At The Symphony“ in Verspieltheit. Vocoder, orchestrale Elemente und gespenstische Harmonien und Synthesizer kommen hier zum Einsatz, im Fokus stehen aber akustische Klänge. Matt „Pistol“ Stoessels Pedal Steel-Klänge fügen genau den richtigen Schimmer hinzu, während Nels Cline von Wilco seine gefühlvollen Fingerfertigkeiten zu einer ganzen Reihe von Songs beisteuert. Alle Songs auf diesem Album sind Live-Aufnahmen, oft sind es die First- oder Second-Takes, die uns hier kredenzt werden.

Textlicher Minimalismus und große Präzision

Inhaltlich ist „Underdressed At The Symphony“ im Grunde ein Trennungsalbum, aber eines, das sich vor allem mit dem „aus der Asche empor steigen“ beschäftigt. Mit der Phase, in der man sein Leben Stück für Stück wieder zurückgewinnt. Faye Webster braucht dafür wie immer nicht allzu viele und große Worte, eine große Storytellerin ist sie bekanntlich nicht. Wie immer bringt sie es eher kurz und knapp auf den Punkt, transportiert dabei aber genau die Emotionen, die sie transportieren will. Diese Präzision ist eine Kunst für sich.

Zu den Glanzlichtern der Platte gehört etwa das großartige „Thinking About You“, das exemplarisch für den textlichen Webster-Minimalismus steht. Die Gute besingt hier die Auflösung einer Beziehung und verhandelt dabei die einsamen Momente, in denen ihr Gehirn mit sich selbst in Konflikt gerät. Könnte man sich auch gut in einem Film vorstellen.

Wenn der Schmerz verschwimmt

Das romantische „But Not Kiss“ gefällt derweil ebenso wie „He Loves Me Yeah!“ mit seinen Fuzz-Gitarren, das jazzige „Lifetime“ oder auch das melancholische „Lego Ring“, bei dem Lil Yachty als Gaststimme mit von der Partie ist. Webster, die als Hip-Hop-Fotografin begann, und Yachty sind seit Schulzeiten befreundet, wodurch sich diese auf den ersten Blick überraschende Kollaboration erklärt.

„Underdressed At The Symphony“ ist ein Album, das vielleicht wenig Antworten liefert, aber eines, aus dem man Hoffnung schöpfen kann. Hoffnung auf Heilung. Indem man sich einfach entscheidet, zu leben, Herzschmerz und lächerliche Momente direkt nebeneinander zuzulassen, bis sie dann anfangen zu verschwimmen.

Anspieltipps
Lifetime
He Loves Me Yeah!
Thinking About You
But Not Kiss
Lego Ring
8
Auf den Punkt.
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