Weihnachtsleider überschreiten meist mit Inbrunst die Grenze zum Kitsch. Das war bei Elvis Presley, der zu Lebzeiten gleich zwei Weihnachtsalben aufnahm, auch nie anders. RCA Records und Legacy Recordings haben nun das Album „Elvis Presley – Christmas With Elvis And The Royal Philharmonic Orchestra“ veröffentlicht – und den Kitsch-Faktor damit noch Mal deutlich erhöht.
Man muss Elvis ja schon irgendwie dankbar sein. Seine Interpretationen von Weihnachtsliedern waren schön und gut, aber beinahe wäre ja auch sein legendäres Comeback-Special 1968, das mehr oder weniger einen Schlussstrich unter seine Schauspiel-Ambitionen setzte und seine Rückkehr auf die Bühne markierte, ein Christmas-Special geworden. Hätte, ja, hätte der gute Elvis nicht sein Veto eingelegt und mehr eine schmutzige kleine Werkschau auf die Beine gestellt.
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Zwei Weihnachtsalben hat der Mann aber dann doch aufgenommen. „Elvis‘ Christmas Album“ (1957) und „Elvis Sings The Wonderful World Of Christmas“ (1971). Auf beiden Longplayern widmete er sich Klassikern des Genre, interpretierte diese neu und auf alle Fälle ernsthaft. Nun also hat man einige Songs aus diesen beiden Werken ausgewählt, um sie vom Londoner Royal Philharmonic Orchestra neu einspielen zu lassen und sie dann mit Elvis‘ Gesang zu versehen. Das ging in jüngster Vergangenheit schon ein paar Mal gut, die beiden Vorgänger-Alben, die sich vor allem den weltlichen Elvis-Hits widmeten („If I Can Dream: Elvis Presley with the Royal Philharmonic Orchestra“ und „The Wonder of You: Elvis Presley with the Royal Philharmonic Orchestra“) verkauften sich ganz gut.
Viel Zuckerguss
Dürfte auch diesmal wieder der Fall sein. Sicher, da ist viel Pomp, Zuckerguss und Kitsch. Gepresst in 13 Songs. Aber dennoch werden die Weihnachtslieder hier auch verhältnismäßig geschmackvoll arrangiert. Schön, dass man sich dafür entschieden hat, das mehr als doppelbödige, ja eigentlich geradezu schmutzige „Santa Claus Is Back in Town“ als Opener zu verwenden und das melancholische „Blue Christmas“ mit auf die Tracklist zu packen. Sicherlich zwei der stärksten Elvis-Weihnachtslieder. Auch die hervorragende Blues-Nummer „Merry Christmas Baby“ bleibt hängen.
Wünschenswert wäre noch ein Album des Royal Philharmonic Orchestra, das sich auf die Gospel-Tracks des guten Elvis fokussieren würde.
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