Guns-N‘-Roses-Bassist auf Solo-Pfaden: Der ebenso großartige wie umtriebige Duff McKagan hat mit „Lighthouse“ sein nunmehr viertes Soloalbum vorgelegt. Darauf beweist der mittlerweile 59-Jährige, dass in ihm ein begnadeter Singer-Songwriter mit einem ausgeprägten Gespür für Authentizität und Introspektion steckt.
Duff McKagan ist vielleicht das unterschätzteste Mitglied von Guns N‘ Roses. Der blonde Bassist stand immer ein wenig im Schatten von Frontmann Axl Rose, Gitarren-Legende Slash und – zu Anfangszeiten – auch von Izzy Stradlin. Lead-Vocals übernahm er seinerzeit selten, vier mal beispielsweise auf dem Cover-Album „Spaghetti Incident“ (1993). Im selben Jahr veröffentlichte er allerdings auch sein erstes Soloalbum „Believe Me“. Zwei weitere – „Beautiful Disease“ (1999) und „Tenderness“ (2019) – sollten folgen. Irgendwie zog es ihn dann aber doch immer zurück in das Gefüge einer Band. Wenn er gerade nicht für Guns N‘ Roses in die Saiten griff, dann für Velvet Revolver, Alice in Chains, Loaded oder Jane’s Addiction. Und auch als Autor machte sich der Gute zwischenzeitlich einen Namen.
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2019 zog Duff McKagan in sein eigenes Aufnahmestudio, was ihm die lang ersehnte Möglichkeit gab, Songs weiterzuentwickeln, die er vielleicht in der Nacht zuvor geschrieben hatte, oder an alten Riffs von vor Jahren weiterzuarbeiten. Er verbrachte einen Großteil der folgenden zwei Jahre damit, mit seinem langjährigen Produzenten Martin Feveyear an einer Reihe von sehr persönlichen neuen Songs zu arbeiten.
Stilistisch vielfältig
„Lighthouse“ ist nun also das erste Album, das komplett in McKagans Studio entstanden ist. Es ist ein wunderbar oldschooliges Machwerk geworden und auf jeden Fall das bis dato stärkste in Duffs Solo-Katalog. Der countryeske Vibe von „Tenderness“ ist verschwunden. Duff kredenzt hier stattdessen ein stilistisch recht vielfältiges Werk, bei dem sich seine Liebe zum Punk aber immer wieder Bahn bricht (siehe etwa „Just Another Shakedown“) und das auch trotz seiner Vielschichtigkeit zusammenhängend wirkt.
Die Highlights? Der abwechslungsreiche Titeltrack gehört natürlich dazu. Ebenso wie das folgende „Longfeather“, eine wunderbare Heartland/Hard-Rock-Nummer, die voll auf die Zwölf geht. „Holy Water“ groovt wunderbar, und „I Saw God On 10th St.“ geht dann schon mehr in Richtung Folk-Punk. Auch in den ruhigeren Momenten – etwa auf der Ballade „Fallen Ones“ – kann Duff glänzen. Dessen Stimme wirkt gereift, stark wie noch nie.
Abgerundet wird das Projekt durch Auftritte diverser Gast-Stars. Bei „Hope“ ist Paul-McCartney-Schlagzeuger Abe Laboriel Jr. ebenso mit von der Partie wie McKagans GnR-Kollege Slash. Auf dem geradezu philosophischen „I Just Don’t Know“ ist Duffs langjähriger Kumpel Jerry Cantrell von Alice in Chains zu hören. Und, last but not least, Punk-Altmeister Iggy Pop schaut auf der zweiten Aufnahme des Titeltracks vorbei, die den perfekten Closer für ein mehr als gelungenes Album markiert.
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