Wenn es um die Frage nach den größten deutschen Bands aller Zeiten geht, kommt man an ihnen nicht vorbei: Die Ärzte. Die beste Band der Welt sind sie sowieso. Nun haben Belafarinrod mit „Nackt im Wind: Berlin Tour MMXXII“ mal ausnahmsweise keinen neuen Tonträger, sondern ein Buch veröffentlicht.
Es ist ein großer Bogen, den Ex-Nachrichtensprecher Ulrich Wickert („Tagesthemen“) da im Vorwort von „Nackt im Wind: Berlin Tour MMXXII“ schlägt. Der Journalist holt mächtig aus, um die Relevanz der besten Band der Welt zu erklären. Er taucht tief ein in die deutsche Geschichte, versucht, das kulturelle Wurzelwerk der Ärzte zu entwirren, es geht dabei um Thomas Mann, Richard Wagner, Kurt Tucholsky und Christian Morgenstern. Und am Ende steht die Feststellung: „Die Ärzte gehören mit ihren Texten zum demokratischen Kulturgut in Deutschland“. Recht hat der Mann.
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Und weil derlei Kulturgüter dieser Tage immer seltener werden, solche, auf die man sich beinahe generationenübergreifend einigen kann, sind die Ärzte mittlerweile lebenden Legenden. Solche will man natürlich wenigstens einmal in seinem Leben live gesehen haben, zumal man ja immer das Gefühl hat, die Band könnte sich jederzeit auflösen. Was gar nicht so einfach ist, weil Tickets für die Ärzte reißenden Absatz finden, Konzerte binnen kürzester Zeit ausverkauft sind. Ein bisschen Linderung kann da nun wenigstens das Buch „Nackt im Wind: Berlin Tour MMXXII“ schaffen. Ein fotografisches Tour-Tagebuch, wenn man so will, das einem beinahe das Gefühl vermittelt, dabei gewesen zu sein.
Dokumentiert wird in dem umfangreichen Werk der Sommer 2022. Die Ärzte waren damals in Berlin unterwegs, ihrer Heimatstadt. Dabei ging es vom kleinsten Club mit einerHandvoll Leuten im Publikum bis hin zum ganz großen Flugfeld mit Zehntausenden Zuschauern. Zwölf Mal Lärm, Quatsch, Schweiß und Freudentränen.
Es finden sich wunderbare Bilder von allen Auftritten in dem großformatigen Bildband, geschossen hat sie der Fotograf Jörg Steinmetz. Er hat die Band auf Tour begleitet, zuletzt gestattete diese das dem Kollegen Olaf Heine Ende der Neunziger Jahre bei den Aufnahmen für das Album „13“, damals ging es aber durch die USA und Japan, nicht durch Berlin. So nah wie Jörg Steinmetz war lange keiner mehr und der Mann hat den ganz normalen Wahnsinn der Tour hervorragend eingefangen. Der lässt sich dabei sogar akustisch nachvollziehen: Tonschnipsel aus Ansagen, Songausschnitten und Kuriositäten sind per QR-Code abrufbar.
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