Brian Eno - Foreverandevernomore (foto: universal music)

Brian Eno – Foreverandevernomore

Erscheinungsdatum
Oktober 14, 2022
Label
Universal Music
Unsere Wertung
7.5

Ambient-Legende Brian Eno wandelt mal wieder auf Solopfaden. Nach mehreren Kollaborationen haut der Gute mit “Foreverandevernomore” mal wieder ein waschechtes Soloalbum raus. Die Überraschung: Eno singt auf einem Gros der Tracks höchstpersönlich.

Ja, lange hat man die Stimme des Ambient-Meisters nicht mehr auf einer Soloplatte vernommen. Stolze 17 Jahre, wenn man es genau nimmt. Das letzte Mal hörte man Enos Organ auf “Another Day On Earth” im Jahr 2005. Nun singt der Mitbegründer von Roxy Music auf den meisten der insgesamt zehn Tracks von “Foreverandevernomore” selbst. Der 74-Jährige: “Meine Stimme hat sich verändert, sie ist tiefer geworden, ich kann jetzt als eine andere Person singen. Ich will nicht wie ein Teenager singen; es kann nun melancholisch sein, auch ein bisschen wehmütig. Und dass ich wieder Songs schreibe – sie sind wie Landschaften, aber diesmal wandeln Menschen darin.”

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“Wir dachten, wir wären die Revolution”

Eno erhebt seine Stimme nicht ohne Grund. Er warnt auf dem Album vor dem Klimawandel. Er zeigt Haltung, so wie er es in den Jahren nach Trump und dem Brexit vermehrt getan hat. Für ihn waren diese politischen Zäsuren ein Weckruf. Ein Zeichen, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Dem “Guardian” sagte der Brite im Jahr 2017: Seit 40 Jahren befinden wir uns im Niedergang. Seit Thatcher, Reagan und die Ayn-Rand-Infektion die politische Klasse durchpflügten. Vielleicht sind wir nun am Tiefpunkt angekommen. Beim Brexit war ich nicht wütend auf andere, sondern auf mich selbst, weil ich es nicht habe kommen sehen. Ich dachte, dass all diese UKIP-Menschen und die National-Front-Leute in einer kleinen Blase leben. Plötzlich merkte ich: ‚Verdammt. Wir waren es, die in der Blase gelebt haben. Wir haben es nicht gemerkt.‘ Es hatte sich eine Revolution angebahnt und wir haben es nicht gemerkt. Weil wir immer dachten, dass wir diese Revolution sein werden.” Trump und der Brexit, so Eno, seien für ihn ein Arschtritt gewesen.

Die Musik speist sich aus aus diesen Erfahrungen, dem Gefühl, das sie Eno vermittelten – und aus einem etwas dystopischen Blick in die Zukunft. Eno sagt, es seien keine Propaganda-Songs, sondern musikalische Erforschungen seiner eigenen Gefühlswelt. Gefühle seien die Grundlage von Gedanken, so Eno, und insofern hoffe er, dass er durch seine Musik etwas wecken beziehungsweise anstoßen könne.

Besorgt und beruhigt

Eno wäre aber nicht Eno, wenn trotz der düsteren Perspektive dem ganzen Projekt nicht auch eine entrückte Ästhetik zugrunde liegen würden. Seine Musik – das Album wurde in Enos Studios in West London und Norfolk aufgenommen – hat etwas Beruhigendes.

Zu den Glanzlichtern der Platte gehören dabei “We Let It In”, ein atmosphärischer Track mit organischen Texturen und einer breit gefächerten Klangwelt, bei der Eno gesanglich von seiner Tochter Darla unterstützt wird. Und auch “There Were Bells” bleibt haften. Der Track wurde zuerst am 4. August 2021 von Brian, Roger und Cecily Eno sowie Leo Abrahams und Peter Chilvers aufgeführt im Rahmen des Epidaurus Festivals im Odeon des Herodes Atticus am südlichen Felshang der Athener Akropolis. Damals wüteten gerade schwere Waldbrände in Griechenland. Eno: “Ich dachte mir, hier sind wir also an diesem Geburtsort der westlichen Zivilisation, und erleben vielleicht gerade ihr Ende.”

Anspieltipps
We Let It In
There Were Bells
Garden of Stars
7.5
Ein Album mit Haltung.
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