Bob Spitz - Led Zeppelin (foto: Reclam)

Bob Spitz – Led Zeppelin: Die Biographie

Erscheinungsdatum
Oktober 11, 2024
Verlag
Reclam
Unsere Wertung
8

Sie sind Pioniere des Hard Rock, Wegbereiter des Heavy Metal, kurzum: absolute Legenden. Die Rede ist von Led Zeppelin. US-Autor Bob Spitz, der unter anderem schon über Bob Dylan und die Beatles geschrieben hat, widmet sich den britischen Rockern nun in einer ausführlichen Biographie. Die ist gehaltvoller als ihr recht simpel geratener Titel: „Led Zeppelin: Die Biographie“ es vermuten lässt. Übersetzt wurde sie übrigens von Heinz Rudolf Kunze – Im Gegensatz zu Spitz ein Fan der Band.

Led Zeppelin waren eine Band, die gerne mit Konventionen brach. Interviews? Gab die Band nur selten. Das vierte Album der Band? Bekam keinen Namen, sondern wurde mit vier Symbolen beschriftet. Singles? Veröffentlichte man auch nur ungern und wenn, dann nur, weil die Plattenfirma gerade mal wieder Dampf gemacht hatte. „Stairway To Heaven“ etwa, der absolute Überhit der Band, ist nie als Single ausgekoppelt worden.

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Keine Frage: Led Zeppelin haben die Rockmusik (und viele ihrer Ableger, von Heavy Metal bis Grunge) geprägt. So unterschiedliche Bands wie Nirvana und Guns N’Roses bezogen sich auf sie, ließen sich von Page, Plant & Co inspirieren. Und auch die Fans zogen mit, mehr als 300 Millionen verkaufte Alben sprechen da eine deutliche Sprache.

Led Zeppelin auf 798 Seiten

Grund genug für den Journalisten Bob Spitz, der unter anderem für die „Washington Post“ und „The New York Times Magazine“ schreibt, sich der Band in einer Biografie ausführlich zu widmen. Die Betonung liegt hier auf „ausführlich“, denn die nun bei Reclam erschienene deutsche Fassung des Werks zählt stolze 798 Seiten. Das lässt Raum, ins Detail zu gehen.

Zu erzählen gibt es ja genug, auch wenn in der Vergangenheit schon viel erzählt wurde. Wohl kaum eine andere Band hat das Rockstar-Klischee so sehr gelebt wie Led Zeppelin. „Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll“ lautete das Motto, und das nicht zu knapp. Spitz versucht aufzuarbeiten, was Wahrheit und was Legendenbildung ist, beleuchtet dabei auch die schmutzigen Seiten, weshalb das Buch die Bandmitglieder und ihr Umfeld nicht sympathisch, sondern eher ekelhaft erscheinen lässt. Das Buch erzählt viel von Drogenmissbrauch; von Anschuldigungen (Sex mit minderjährigen Groupies; Vergewaltigungsversuche; Anekdoten wie den berüchtigten „Edgwater Inn Incident“); von Demütigungen, von Misogynie, von Gewalt und sonstigem Fehlverhalten abseits der Bühne. #MeToo lässt grüßen. Ein Wunder, dass keine dieser Anekdoten und Geschichten mit einem Gefängnisaufenthalt endete.

Wegbegleiter aufgespürt

Spitz ist dabei aber kein Enthüllugsjournalist, sondern greift vornehmlich auf bereits veröffentlichte Informationen zurück, auf Bücher, Statements und Zitate. Spannend wird es vor allem dann, wenn er Infos aus Gesprächen mit Wegbegleitern und Zeitzeugen der Gruppe einbaut, um die gesammelten Infos mit der Realität abzugleichen. Spitz hat viele Jahre gebraucht, um diese Menschen aufzuspüren. Die verbliebenen Bandmitglieder selbst standen ihm nicht Rede und Antwort …

Bahnbrechend Neues gibt es in dem Buch aber nicht. Die Kunst von Spitz liegt hier eher in der Zusammenführung und Aufarbeitung, wenn man so will. Er ist ein fantastischer Storyteller. Und auch Erkenntnisse, die die Musik von Led Zeppelin betreffen, sind eher rar. Spitz interessiert mehr das Drumherum. Wahrscheinlich zu Recht.

Ärgerlich sind aber die vielen kleinen Fehler und Ungenauigkeiten (etwa: Bildbeschriftungen, Jahreszahlen), die sich in das Buch eingeschlichen haben.

Lesezeichen

Bob Spitz – Led Zeppelin: Die Biographie. Deutsche Erstausgabe; Übers. von Heinz Rudolf Kunze
Geb. mit Lesebändchen. Format 13,5 × 21,5 cm; 798 S. · 59 Abb.; ISBN: 978-3-15-011465-0; Reclam 2024

8
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