Das Wiener Duo Abor & Tynna hat dieser Tage mit „Seifenblasen“ eine neue Single vorgelegt. Der Clip dazu: unser Video der Woche.
Abor & Tynna lassen sich nur schwer und überhaupt ungern in Schubladen stecken. Ihre Musik ist ein hemmungsloser Mix aus 80er-Gefühl, heißem Elektro-Pop und HipHop, gern auch gepaart mit ein wenig Ironie. Irgendwie anders haben sich die Geschwister schon immer gefühlt. Mit der Mutter aus Siebenbürgen und einem musikalischen Vater mit ungarischen Wurzeln ging es in ihrer Familie in Wien traditioneller zu und einen Hauch strenger. Abor & Tynna waren nachts früher zu Hause, das Handy war nicht immer verfügbar und es wurde ein Instrument gelernt und täglich geübt.
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Was Teenager nicht immer super finden, macht die beiden heute aus: Sie fühlen sich ein bisschen als Einzelgänger, aber beziehen ihr Selbstwertgefühl aus einer verlässlicheren Ecke als der reinen Außenwirkung. Familie ist ihre Kraftquelle. Und die steckt voller Musik, erzählt Tynna: „Wir sind oft mit dem Auto in den Urlaub gefahren und haben die Tapes unseres Vaters gehört. Die Klassiker von Jackson, Wham oder Falco haben uns geprägt und sind eine wichtige Verbindung für uns – Abor und ich haben zum Beispiel einen unterschiedlichen Musikgeschmack, aber wir treffen uns auf der emotionalen Ebene: Gewisse Sounds lösen Erinnerungen aus und dann feiern wir dieselben Vibes.“
Antiserum gegen den Algorithmus
Entwickelt hat sich das Duo erstaunlich entspannt. „Ich habe mich immer für Technik interessiert und brauchte irgendwann ein Laptop für die Schule“, erinnert sich Abor. „Beim Experimentieren habe ich schnell Garage Band entdeckt. Dann kamen Logic und erste House-, EDM- und Dubstep- Instrumentaltracks. Nach einiger Zeit reichte mir das nicht mehr und ich hatte die Idee, Tynna darauf singen zu lassen.“ Als die Mutter stolz den ersten Song postet, denken sie sich nichts dabei – auch nicht, als ein befreundeter Producer sie ins Studio holt. „Es gab nie einen Plan, keine große Aufregung; außer vielleicht als das Label anrief. Aber auch das gehen wir langsam an. Abor ist in erster Linie für Beats und Arrangement zuständig und ich für die Lyrics, Raps, Vocals und Inspiration, aber die Grenzen sind fließend. Vor allem wollen wir weiter neue Dinge ausprobieren und uns die Freiheit nehmen, unsere musikalische Identität erst noch zu finden“, betont Tynna.
Abor & Tynna bringen Leichtigkeit rein und schlagen wilde Haken um Klischees. Für manche klingt das wie Trotz – für alle anderen sind ihre Tracks das beste Antiserum gegen den Algorithmus. Was für Abor & Tynnas musikalische Attitude zutrifft, ist natürlich auch auf ihrem neuen Track „Seifenblasen“ nicht zu überhören: Die Geschwister aus Wien kombinieren warm pulsierenden Discopop so nahtlos mit energischem Beat, dass man nirgends anders sein kann als im Jetzt. Aber genau da lauern auch unangenehme Fragen, wenn die rosarote Brille auf einmal ihre Farbe ändert.
Verbindungen sind wie Seifenblasen
„In ausgekühlten Beziehungen entstehen Ängste, wenn nicht alles perfekt läuft. Seifenblasen beschreibt den Moment, in dem man erkennt, wie fragil die Verbindung zwischen zwei Menschen eigentlich ist. Wie eine Seifenblase, die jeden Moment platzen kann. Liebe macht uns verletzlich. Nur wer Mut hat, kann leidenschaftlich lieben“, so die Band.
Abor & Tynna geben nicht vor Antworten zu haben. Das wollen sie auch nicht. Dafür lieben sie ihre Freiheit zu sehr. Aber sie streuen eine Prise Salz in die Wunde und versorgen uns gleichzeitig mit einer Bandage aus Ironie und Tanzbarkeit.
Vielleicht stellt sich am Ende ja heraus, dass in „Seifenblasen“ mehr Stärke steckt als man denkt und hinter der Akzeptanz eine ganz neue Befreiung wartet? Und falls nicht, haben wir uns zumindest gerade ungefähr zweieinhalb Minuten den Kopf freigetanzt …
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