Iron Maiden (foto: rüger).

Live: Iron Maiden. Oder: Der Eisernen Jungfrau unter’n Rock gelugt

Iron Maiden live im Jahr 2013 – tut das noch Not? Unser Autor Christian Rüger hat in Frankfurt den Test gemacht.

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten ernsthaften, jedoch stark basslastigen Kontakt mit Iron Maiden. Mein älterer Bruder, ein großer Fan der „Eisernen Jungfrau“, drehte seine Anlage gerne zur Schlafenszeit auf, sodass ich besonders im Winter genervt mein warmes Bett verlassen und durch den kalten Flur laufen musste, um ihn zu bitten, den Lautstärkeregler ein wenig nach links zu drehen oder zumindest den Bass etwas zu mindern. Ich weiß nicht wie oft ich Mitte und Ende der 80er Jahre bei ihm im Türrahmen stand. Aber es reichte aus, um kein glühender Anhänger seiner Lieblingsband zu werden. Zumal ich auch die Stimme des Sängers äußerst nervig fand. Meinen Frieden schloss ich mit Bruce Dickinson erst bei seinen Solo-Alben. Und dies öffnete mir – zugegeben mit etwas Verspätung – die Tür zu Iron Maiden.

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Freunde von mir, die schon einmal auf einem Konzert der britischen Musiker waren, schwärmten von deren Performance. Konzerte würden zu einem wahren Chorerlebnis, bei dem Band und Publikum zu einer Einheit zerschmelzen, hieß es. Daher war die Erwartung vor meinem ersten Iron Maiden-Konzert recht groß. Umso größer jedoch auch die Enttäuschung. Doch mit den Tagen lässt nicht nur das Pfeifen in den Ohren nach, sondern auch die Erinnerung an einen fürchterlichen Sound. Und der gemeine Iron Maiden-Fan ist zum Glück ein dankbarer und genügsamer Zuhörer. Ausreichend Bier und die ersten Akkorde diverser Song-Klassiker reichen in der ausverkauften Frankfurter Festhalle schon aus, um ihn (friedlich) zu stimmen. Lauthals wird jede Zeile textsicher mitgesungen und diverse Gitarrenriffs phonisch begleitet. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass der Sound schwammig daherwabert und Sänger Bruce Dickinson kaum zu verstehen ist.

Am 11. und 12. Juni starteten die Urväter des New Wave of British Heavy Metal in der Metropole am Main ihre „Maiden England Tour 2013“, die an die „Seventh Son Of A Seventh Son“-Tour von 1988 angelehnt ist. Auf der Setlist stehen somit hauptsächlich Songs, die schon vor 25 Jahren Konzerthallen gefüllt haben und zu denen damals die inzwischen mit der Band gealterten Fans ihre Faust mit ausgestrecktem Zeige- und kleinem Finger gen Bühne reckten. Passend zum gespielten Konzeptalbum ist diese im Stile einer Eislandschaft gestaltet und Maskottchen Eddie sorgt für allgemeines Entzücken – beziehungsweise Zücken der Smartphones. Gilt es doch, die üblichen Beweismittel für den Konzertbesuch zu sichern. Doch zum Glück sind die hochgestreckten Mobiltelefone während des Konzertes eine Seltenheit. Der Maiden-Fan will schließlich mitklatschen und -singen. Und das ist schon vor dem Konzertbeginn zu spüren, als zur Einstimmung ein Medley bekannter Metal-Klassiker gespielt wird. Ein gellendes Pfeifkonzert und Buhrufe hallen durch die Festhalle als der Black Sabbath-Song „Iron Man“ einfach ausgeblendet wird. Doch schon kurze Zeit später ertönt die rituelle Einlaufmusik „Docter Docter“ der deutschen Band UFO.

Die Spannung steigt, Jubel brandet auf, als die sechs Musiker die Bühne entern. Und Maiden liefern ab! Auch wenn der Sound zu laut ist und Klarheit vermissen lässt. Maiden bieten eine Show, die schon nach den ersten zwei Songs „Moonchild“ und „Can I Play With Madness“ die Metal-Familie in Bewegung setzt. Bruce Dickinson scheint in einen Jungbrunnen gefallen zu sein. Er rennt und wirbelt über die Bühne als würde er höchstpersönlich von Horrormaskottchen Eddie verfolgt. Auf seinen Ausruf „Scream For Me, fuckin‘ Frankfurt“ erhält er die geforderte Antwort. Spätestens bei der Hymne „Fear Of The Dark“, die zwar nicht so richtig in den musikalischen Rahmen passen will, haben Maiden leichtes Spiel. Denn welcher Musiker darf schon unter lautem Beifall den Union Jack auf deutschen Boden in die Erde rammen. Maiden dürfen – und deren Maschinerie läuft.

Die Songs werden wie am Fließband durchgeprügelt, Zeit für Ansagen bleibt kaum und nach nur einer Zugabe ist Schluss. Zurück bleiben leicht enttäuschte Fans. Der Abend hat gezeigt, dass es eigentlich kein neues Iron Maiden-Album mehr braucht. Es gibt ja noch genug Klassiker, mit denen es sich lohnt auf Jubiläums-Tour zu gehen.

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