Cold Specks in Mannheim (foto: alexander "dark soul" fiege)

Live: Cold Specks in Mannheim

Nö, so wahnsinnig groß war der Andrang in der Alten Feuerwache nun nicht, beim Konzert von Cold Specks am vergangenen Montag. Das verwundert, schließlich wird die kanadische Singer-Songwriterin Al Spx von der euphorisierten Fachpresse als upcoming sensation gefeiert. Hat sich aber offenbar nicht bis nach Mannheim herumgesprochen und so bot sich vor der Bühne ein eher trauriges Bild. So traurig, dass Cold Specks nach einer knappen Stunde erst die Segel und schließlich ohne Zugabe von dannen streicht. Schade.  

Tja, so ist das leider im Musikgeschäft heutzutage. Während ernstzunehmende Künstler ihre Fans bei Auftritten oft einzeln per Handschlag begrüßen können, füllen hierzulande krakeelende  Big-Brother-Dschungelcamp-Castingshow-Marionetten die Clubs und grüßen regelmäßig von der Charts-Spitze. Bei so einer Gemengelage kann man es Cold Specks fast schon nicht übel nehmen, da keine großen Böcke drauf zu haben. Doof halt nur für die, die bezahlt haben.

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Mit der kleinen Zuhörerschar in Mannheim wird die Sängerin von Beginn an nicht wirklich warm. Die intime Atmosphäre und der große Platz zum Nebenmann sorgen dafür, dass die Zuschauer eher zurückhaltend agieren und trotz ersichtlichen Wohlgefallens relativ stumm bleiben. Das  bleibt auch der Künstlerin nicht verborgen, die das aufmerksame Publikum ein ums andere Mal zum Steilgehen animieren will, aber da haben es sich die meisten mit ihrem Rotweingläschen schon sitzend vor der Bühne bequem gemacht. Al Spx ist sichtlich irritiert.

Sie liefert trotzdem, zumindest eine Stunde lang. Gospel, Gothic und Blues nämlich. Der Soul liegt dabei in jeder gesungenen Note, oder besser: der „Doom Soul“, wie ihn die Künstlerin selbst nennt.  Spx‘ Stimme erinnert dabei an Legenden wie Nina Simone oder Erykah Badu. Im Gepäck hat die Band sowohl Songs aus ihrem neuen Album „Neuroplasticity“ als auch ältere Stücke.  Dazwischen mischte sich ein  Nick-Cave-Cover oder auch mal ein Traditional wie „Peace in the Valley“. Gerade bei solchen Gospel-Songs kommt Als Stimme voll zur Entfaltung, die Stücke trägt sie ohne jegliche Instrumentierung vor. Momente, in denen klar wird, warum die Kanadierin in aller Munde ist. Warum Moby sie verpflichtet hat, die Swans unbedingt mit ihr zusammenarbeiten wollten und Joni Mitchell ihrer trauernd-betenden Stimme (NY-Times) verfallen ist. Kurz: Warum Cold Specks auf Händen getragen wird.
Nur nicht in Mannheim. Da waren’s zu wenig Hände.

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