Tasmin Archer (foto: john hughes/quiverdisc)

Tasmin Archer

Dass Pop auch tiefgründig sein kann, diesen Beweis hat Tasmin Archer zu Beginn der Neunziger Jahre mit ihrem gesellschaftskritischen Hit „Sleeping Satellite“ angetreten. Die britische Sängerin mit der samtenen Soul-Stimme ist eine dieser hochtalentierten, spannenden Künstlerinnen, deren Karriere mit dem richtigen Label-Support wohl allerhöchste Höhen hätte erreichen können. Doch auch so kann sich der Katalog der guten Tasmin durchaus sehen und hören lassen.

Die frühen Jahre

Keine Frage: Denkt man an die britische Musiklandschaft, dann kommen einem zuallererst Städte wie London, Liverpool oder Manchester in den Sinn. Aber: Auch Yorkshire, die größte ehemalige Grafschaft im Norden Englands, hat viele berühmte Musiker hervorgebracht. Def Leppard, Ed Sheeran, Soft Cell, Robert Palmer, The Cult, Zayn Malik, Prefab Sprout, Smokie, Chris Rea, James Arthur, Joe Cocker, Pulp, Dire Straits oder Sting beispielsweise.

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Auch Tasmin Archer hat hier am 3. August 1963 als Tochter jamaikanischer Eltern das Licht der Welt erblickt. Genauer: In Bradford, einer Stadt mit heute etwas mehr als 200.000 Einwohnern, früher Zentrum der industriellen Wollverarbeitung, mit einem hohen Anteil an muslimischen Zuwanderern. Auch Archer, das jüngste von vier Geschwistern, arbeitete dort zunächst in der Textilindustrie, später im Büro des Leeds Magistrates Court.

Schon früh bewegte sich die Gute allerdings in der lokalen Musikszene, sang vor allem in Cover-Bands, mal als Lead-, mal als Background-Sängerin. Gleichzeitig schrieb sie selbst eigene Pop-Songs, in der Hoffnung, eine Band zu finden, die mit ihr diesen Weg weiter beschreiten würde. Dabei wurde sie von Phil Edwards, einem Geschäftsmann aus Leeds, entdeckt, der gerade im Begriff war, ein Plattenlabel aufzubauen. Edwards war es auch, der Archer mit dem Keyboarder John Beck und Songwriter John Hughes (mit dem Tasmin Archer bis heute ein Paar bildet) zusammenbrachte. Bei dem Trio klickte es sofort. Es begann, gemeinsam Songs zu schreiben und hatte schnell ein Vier-Track-Demo beieinander, auf das irgendwann Mike Smith (MCA Publishing) aufmerksam wurde. Im Jahr 1990 nahm EMI das Trio schließlich unter Vertrag.

Great Expectations

Es dauerte ein bisschen, ehe das Trio den richtigen Ton bei EMI traf. Zwei Singles sollten es zunächst sein, ein paar Produzenten wurden verschlissen, ehe das Label schließlich doch bereit war, ein größeres Projekt mit Tasmin und ihren Jungs auf den Weg zu bringen. Verantwortlich für das Umdenken der Plattenbosse: der Erfolg der ersten Archer-Single „Sleeping Satellite“ (1992). Ein Nummer eins-Hit in England, der auch international durch die Decke ging. Die zeitlose Pop-Soul-Ballade funktioniert auch heute noch. Archer kritisiert in diesem Hit den arroganten Umgang des Menschen mit dem Planeten – und hängt das Ganze an der Mondlandung auf. Ein Song, der zum Nachdenken anregte.

Der Erfolg von „Sleeping Satellite“ ebnete also den Weg für Archers Debütalbum „Great Expectations“, das im Oktober 1992 auf den Markt kam. Neben „Sleeping Satellite“ umfasste es auch die Singles „In Your Care“ (#16 UK), „Lords Of The New Church“ (#26 UK) und „Arienne“ (#30 UK). Die von Julian Mendelsohn produzierte Platte verkaufte sich rund 300.000 Mal und erreichte so Platin-Status.

Bloom

Nach „Great Expectations“ sollte es stolze vier Jahre dauern, ehe Tasmin Archer neues Material auf den Markt brachte (sieht man mal von der Elvis-Costello-Cover EP „Shipbuilding“ ab, die 1994 erschien). Die Arbeit rund um das Debütalbum hatte Körner gekostet, außerdem verließ John Beck das Trio und man musste sich neu orientieren. Dafür traf Archer auf den Produzenten Mitchell Froom, mit dem sie und Hughes quasi still und heimlich an neuen Songs bastelten. Der Schaffensprozess war diesmal um einiges entspannter. Das Ergebnis: das Album „Bloom“, das schließlich 1996 auf den Markt kam.

So geräuschlos die Arbeit an der Platte verlief, so sehr knarzte es aber dann bei der Veröffentlichung. EMI stellte sich zunächst quer, weil sich der Sound doch ziemlich von „Great Expectations“ unterschied. Ein Jahr lang bearbeiteten Archer und Hughes EMI, ehe sich das Label erweichte und die Platte endlich herausbrachte. Allerdings gab es sich bei der Vermarktung des Albums wenig Mühe, kommerziell war „Bloom“ folgerichtig auch kein großer Erfolg. Nur Platz 95 in den Album-Charts, auch die Lead-Single „One More Good Night With The Boys“ und das später veröffentlichte „Sweet Little Truth“ liefen unter dem Radar. Von ihrem Label enttäuscht, kehrten Archer und Hughes dem Musikbusiness erstmal den Rücken.

On

2002 meldete sich Archer nach einer überstandenen Schreibblockade zurück. Zunächst im Web, wo sie auf ihrer eigenen Webseite ihren Fans neue Songs vorstellte, darunter etwa „Sedan“. 2006 mündete die Arbeit dann im Release eines neuen Albums. Das überaus atmosphärische „On“ erschien aber nicht mehr bei EMI, sondern bei Archers eigenem Label „Quiverdisc“. Ein Remix der Single „A Day Will Come“ war 2007 als MP3-Download verfügbar.

Die späte Karriere

In Folge arbeiteten Hughes und Archer vor allem für Film und Fernsehen, bastelten an Soundtracks mit – darunter etwa an jenem der britischen Seifenoper „EastEnders“.

DISCOGRAPHY

1992: Great Expectations

1996: Bloom

2002: On

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