Ein Film, der zwar nicht ganz ohne Klischees und Kitsch auskommt, dennoch aber ungeheuer spannend und unterhaltsam ist: „Persischstunden“ erzählt vom unbedingten Lebenswillen eines jüdischen KZ-Häftlings. Das Drama liegt nun fürs Heimkino vor.
1942. Gilles (Nahuel Pérez Biscayart), ein junger Belgier, wird zusammen mit anderen Juden von der SS verhaftet und in ein Lager nach Deutschland gebracht. Er entgeht der Exekution, indem er schwört, kein Jude, sondern Perser zu sein. Eine Lüge, die ihn zunächst rettet. Doch dann wird Gilles mit einer unmöglichen Mission beauftragt. Er soll Farsi unterrichten. Offizier Koch (Lars Eidinger), Leiter der Lagerküche, träumt nämlich davon, nach Kriegsende ein Restaurant im Iran zu eröffnen. Wort für Wort muss Gilles eine Sprache erfinden, die er nicht beherrscht. Als in der besonderen Beziehung zwischen den beiden Männern Eifersucht und Misstrauen aufkommen, wird Gilles schmerzhaft bewusst, dass ihn jeder Fehltritt auffliegen lassen könnte.
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Keine Frage: Mit „Persischstunden“ hat der ukrainisch-kanadische Regisseur Vadim Perelman ein hochspannendes Drama geschaffen. Der Stoff, der auf der Kurzgeschichte „Die Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase basiert, ist beklemmend. Jederzeit droht Gilles aufzufliegen und Opfer der deutschen Vernichtungsmaschine zu werden. Der Zuschauer fiebert mit, drückt ihm die Daumen. Die beiden Hauptdarsteller: herausragend. Eidinger gibt den neurotischen, teilweise auch menschelnden Nazi überaus überzeugend, Nahuel Pérez Biscayart brilliert als kreativer Überlebenskünstler. Der Schrecken des Holocausts, die totale Vernichtung menschlichen Lebens, wird hier zwar mehr angedeutet denn ausgiebig gezeigt, dennoch ist die Grausamkeit ständig präsent.
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