In den vergangenen Wochen machte Ozzy Osbourne vor allem mit Gerüchten um seinen Gesundheitszustand Schlagzeilen. Jetzt lässt der Prince Of Darkness musikalische folgen. Gerade hat er nach zehnjähriger Solo-Abstinenz sein neues Soloalbum „Ordinary Man“ vorgelegt. Das ist mehr Rock als Metal – und weiß durchaus zu überraschen.
„Wie krank ist Ozzy wirklich?“ – in den vergangenen Wochen verging kaum ein Tag, an dem die Boulevard-Presse diese Frage nicht auf die ein oder andere Weise stellte. Vorläufiger Höhepunkt: Vor wenigen Tagen musste der frühere Black-Sabbath-Sänger seine geplante Tour absagen. Noch immer leidet der Musiker unter den Folgen eines Sturzes und einer damit verbundenen Nacken-OP, zuletzt wurde ihm auch die Diagnose Parkinson gestellt. Osbourne selbst bezeichnet das zurückliegende Jahr als das schwerste seines Lebens.
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Umso schöner ist es, von ihm nun eine Art musikalisches Lebenszeichen zu bekommen, auf dem Ozzy beileibe nicht so wirkt, als müsse er irgendwie kürzer treten. Das ist schon zum Teil voll auf die Zwölf, was uns Ozzy hier so unter dem augenzwinkernden Titel „Ordinary Man“ anbietet. Er ist nun wahrlich alles, nur nicht ordinary. Den Spaß bei den Aufnahmen merkt man ihm hier wirklich an: „Es machte mir alles unglaublich viel Freude, die Platte unterscheidet sich stark von meinen bisherigen Alben“, erklärt Ozzy, und weiter: „Wir schnitten im Studio alles auf die Schnelle mit, was ich so seit der ersten Black-Sabbath-Scheibe nicht mehr getan habe. Den dadurch entstandenen Aufnahmeprozess genoss ich daher sehr.“
Viele bekannte Helfer
Produziert wurde das Album in Los Angeles von Andrew Watt, der auch die Gitarrenspuren übernahm. Am Bass half Duff McKagan von Guns N’Roses aus. Red-Hot-Chili-Peppers-Schlagzeuger Chad Smith schlug in die Felle. Neben der Kernband geben sich aber noch weitere namhafte Musiker die Klinke gegenseitig in die Hand. Neben Duffs GnR-Kollegen Slash konnte Ozzy für seine Platte noch Rapper Post Malone, Tom Morello von Rage Against The Machine sowie Sir Elton John (!) für sich gewinnen.
„Es passte einfach alles zusammen“, schwärmt Ozzy von seinen berühmten Gästen. „Slash ist wie Elton ein alter Freund von mir. Als ich ‚Ordinary Man‘ schrieb, erinnerte mich das Lied an einen alten Song von ihm. Ich fragte meine Frau, ob Elton das Stück wohl singen möge. Wir suchten ihn auf und siehe da, er sang nicht nur, sondern spielte auch Piano dazu.“ Der Song kann sich durchaus hören lassen. „Don’t know why I’m still alive … Yes, the truth is I don’t wanna die an ordinary man“. Wenn Ozzy diese Zeilen singt, geht das im Kontext wirklich unter die Haut. Erinnert ein bisschen an „Dreamer“-Zeiten.
Es ist allerdings nicht nur diese Ballade, die überzeugt. „Ordinary Man“ ist eine ziemlich runde Sache geworden. Mal kracht es deftig („Straight To Hell“, „Eat Me“), mal lässt es der Mann gekonnt ruhiger angehen („Ordinary Man“, „Holy For Tonight“). Mal beginnt es ruhig, um dann später zu explodieren („Under The Graveyard“, „Goodybe“). Einzig die Kollaborationen mit Post Malone „It’s Raid“ und „Take What You Want“ fallen irgendwie etwas ab, ohne jetzt aber auch komplett schwach zu sein. Stimmlich kann sich Ozzy hier auf jeden Fall hören lassen, da wurde diesmal augenscheinlich weniger in die Trickkiste gegriffen. Summa summarum: Ein würdiges Alterswerk.
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