Was für ein Wochenende für OneRepublic. Die US-Band haben „FIRE“, ihren Titelsong zur Fußball-EM-2024, beim Finale in Berlin live vor einem Millionenpublikum performt. Und dann hat die Kapelle auch noch ein neues Album veröffentlicht: „Artificial Paradise“ folgt auf ihr letztes Werk “Human” aus dem Jahre 2021. Es enttäuscht aber auf ganzer Linie.
OneRepublic, die Band aus dem amerikanischen Colorado Springs, ist derzeit in aller Munde. Und das liegt natürlich auch an der Dauerbeschallung durch „FIRE“, den Titeltrack zur laufenden Fußball-Europameisterschaft, den die Amerikaner gemeinsam mit dem italienischen Electronica-Duo Meduza und der deutschen Pop-Sängerin Leony rausgehauen haben.
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Nachdem sich die Kapelle um Ryan Tedder ja in den vergangenen Jahren vor allem auf Stand-Alone-Singles spezialisiert hat, gibt es nun aber auch mal wieder ein neues OneRepublic-Album auf die Ohren. Offenbar hat die Gruppe schon 2016 angefangen, daran zu basteln. Ryan Tedder: „‚Artificial Paradise‘ begann eigentlich mit einem Song namens ,West Coast‘, den wir 2016 in einem Hotelzimmer in New Orleans aufgenommen haben. Dieser Song führte in den letzten acht Jahren zu einer Reihe von anderen, die zusammen keinen Sinn ergaben. Aber wir sammelten weiter Songs und schrieben weiter; wie wir es tun, in verschiedenen Hotelzimmern und Studios auf der ganzen Welt“.
Das Wahrhaftige unter all dem Künstlichen
Über die Jahre habe die neue Platte (ihre sechste!) dann Form angenommen. Inspiration fand die Kapelle in der Künstlichkeit der Welt, die sie umgab, gerade im digitalen Raum, in der so viele ihr vermeintlich perfektes oder perfekt inszeniertes Leben zur Schau stellen. In all dieser Künstlichkeit sei jeder auf der Suche nach einer wahrhaftigen Verbindung, nach der echten Liebe, nach echten Geschichten, so Tedder.
Klingt gut. Aber: Es mutet dann natürlich etwas ironisch an, dass OneRepublic ihre Suche nach dem Echten, dem Organischen am Ende dann in etwas wohlfeilen Mainstream-Pop gießen, der so auch von irgendeiner AI-App auf zusammengeschustert hätte werden können. Wo ist das Rohe, das Rauen, das Unpolierte? Das Echte? Was ist hier anders als auf den Vorgänger-Alben? Am Ende bleibt die Suche nach dem Echten musikalisch und inhaltlich eine bloße Behauptung. Es fehlt an Charakter. An Persönlichkeit. Rotem Faden. Hier wurden einfach zusammenhangslos Singles der letzten Jahre in ein Album gepackt. Lieblos.
OneRepublic haben komplett auf Autopilot geschaltet. Überraschendes ist auf „Artificial Paradise“ selten. „Singapore“, ein reines Instrumentalstück“, ist eine dieser erfrischenden Raritäten. „I Ain’t Worried“ (aus „Top Gun: Maverick“) und „West Coast“ gehen noch irgendwie klar, der Rest ist nach dem ersten Hören schon vergessen.
Übrigens: „FIRE“ gibt es nur in der Deluxe-Version des Albums zu hören.
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