Popkünstlerin, Aktivistin, Gründerin, Produzentin – die in Hamburg lebende Sängerin Onejiru ist eine Frau mit vielen Talenten. Gerade hat die in Nairobi geborene Musikerin, die einst von Helge Schneider entdeckt wurde, mit „Higher Than High“ ihr zweites Album vorgelegt. Auf diesem vermengt sie Pop-, Punk-, Rock- und Afro-Elemente zu einem stimmigen Ganzen.
Selbst ist die Frau: Zwar ging ihr bei der Musik der bekannte Produzent Matthias Arfmann, zu dessen Turtle Bay Country Club-Kollektiv sie gehört, zur Hand. Die Lyrics auf ihrem neuen Album aber hat Onejiru – in Kenia geboren, aber im Ruhrpott aufgewachsen – ebenso geschrieben wie schon jene für die „recomposed“-Werke des Projekts „Ballet Jeunesse“, das klassische Musik einem jüngeren Publikum näher bringen will. „Musik ist für mich ein Kommunikationsmedium“, sagt sie. „In einem Drei-Minuten-Popsong will ich meine Botschaft rüberbringen.“
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Onejiru ist Diplomgeografin. Das erklärt die ganzheitliche Sichtweise, aus der viele Songs des Albums geschrieben wurden. Onejiru nimmt das große Ganze, die Weltgemeinschaft, in den Blick. So schildert sie in „Jerusalem“ eine Welt voller Missverständnisse, auf der die Menschen den Dialog nicht mehr beherrschen. Das karibisch angehauchte „The Story Of My Life“ verhandelt ihre Reise aus Kenia nach Europa, wo man dem jungen Mädchen „Ami go Home“ zuruft. „Stop Foolin’“ ist ein Statement für Meinungsfreiheit. Die Songs handeln davon, wie Musik die Welt heilen kann („Soul Food“), Menschen ihre eigene Agenda in den Mittelpunkt stellen („Balance“), aber auch von Verlust („Zouk“) und enttäuschter Freundschaft („No Place To Hide“). Sommerlich klingende Songs also, die aber durchaus Tiefe haben.
Eine Mischung verschiedener Welten
Musikalisch geht es diesmal etwas gitarrenlastiger zu als auf Onejirus dub-lastigeren Album „Prophets Of Profit“. Unverkennbar punkige Akkorde steuert Matthias Arfmann bei, der ghanaische Gitarrist Hope Hormeku spielt singende wunderschöne Melodien dazu. „Wir wollten einen eigenen neuen Klang kreieren“, sagt Onejiru. Für den Groove sorgt dabei erneut Ali Busse, der ansonsten unter anderem bei Jan Delays Disko Nr. 1 am Bass brilliert.
Größte Überraschung auf der Platte: das Cover einer stampfenden Punkhymne der Flamin’ Groovies aus dem Jahr 1976. Onejiru holt „Shake Some Action“ mühelos in die Gegenwart. „Es ist diese Mischung verschiedener Welten, die mich ausmacht“, sagt Onejiru. Und wir schätzen sie dafür.
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