Frisch aus der Taufe gehoben: Unter dem Namen No Body hat Abay mit Thomas Götz (Schlagzeug unter anderem bei Beatsteaks, Musa Dagh oder NinaMarie) und Sascha Wiercinski ein Album aufgenommen. Das Besondere: Sascha ist in der Musikszene bisher ein (fast) unbeschriebenes Blatt. Erst seit 2017 macht der 50-jährige Wuppertaler Musik, bringt sich Instrumente und Produktion als Teil seiner Therapie autodidaktisch selbst bei. Seine instrumentalen Songs veröffentlicht er als „Old Nobody“ über die Streamingportale, mehr als tausend Streams erreichen nur wenige der atmosphärischen Stücke. Als Fan von Aydo Abays Werk schreibt Sascha den Sänger einfach über Facebook an, schickt ihm zwei seiner Songs, mit der Anfrage, ob er darauf singen möchte. Nach einer initialen Absage ist Aydo kurz darauf so fasziniert von Saschas Songs, dass er den Vorschlag macht, gleich ein ganzes Album gemeinsam aufzunehmen. Thomas Götz erklärt sich schnell bereit, die Schlagzeugspuren beizusteuern. Das Album „LOVES YOU“ erscheint nun am 7. März. Vorab stand uns Sascha für diese My-Soundtrack-Reihe Rede und Antwort.
Genesis – Mama
Als das Album rauskam, war ich kurz vor meinem zehnten Geburtstag. Ich saß damals mit meinen Eltern im Wohnzimmer, meine Mutter hat den Raum komplett abgedunkelt und dann haben wir den Song gehört. Das und der wunderbar düstere Einstieg haben mich wahnsinnig beeindruckt und mich nachhaltig dahingehend beeinflusst, Musik bewusst zu hören, ihr die ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Eine der wenigen aber wichtigsten positiven Erinnerungen an meine Kindheit, die ansonsten eher von Streitigkeiten geprägt war. Der Song hat deshalb eine spezielle Bedeutung für mich und ist auch heute noch etwas sehr besonderes.
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Depeche Mode – Never Let Me Down Again
Ein neuer Depeche-Mode-Song war damals ein echter Feiertag. Die Band hat auf mich so eine spezielle Anziehungskraft gehabt. Zum Glück fand mein Vater die Band auch klasse. Deswegen war ich froh, dass er sich das Album „Music for the Masses“ gekauft hat und ich mir dann auch diesen Song endlich in voller Länge anhören konnte, weil im Radio haben sie ja immer reingequatscht.
Mein Verhältnis zu meinem Vater war damals etwas schwierig, aber die Liebe zu Depeche Mode hat uns verbunden. Meine Mutter hatte die brillante Idee, uns Karten für das Konzert in Dortmund zu besorgen. Bis heute wohl eins der tollsten Geburtstagsgeschenke. So war ich mit 14 bei meinem ersten Konzert mit meinem Vater und es war so unglaublich euphorisierend.
„Never Let Me Down Again“ steht stellvertretend für dieses Erlebnis. Mein DM-Lieblingssong, den ich auch heute noch magisch finde.
Klaus Schulze – Bayreuth Return
Als Kind war das Radio mein bester Freund. In der Zeit, bevor das Formatradio mir das kaputt gemacht hat. Einen Fernseher hatte ich noch nicht, also saß ich in meinem Zimmer und wartete auf meine Lieblingssongs, um sie auf Kassette aufzunehmen, damit ich mir die immer wieder anhören kann. Viel zu spät, nämlich erst Ende 1989, entdeckte ich die wunderbare Sendung „Schwingungen“, die sich auf elektronische Musik spezialisierte. Sie wurde zu einem Ritual, immer donnerstags um 22 Uhr. Über diese Sendung lernte ich unter anderem die Musik von Klaus Schulze kennen. Sie hatte von Anfang an etwas Soghaftes, etwas, in dem man sich verlieren kann.
Irgendwann habe ich mir dann „Timewind“ besorgt, wo dieser Song enthalten ist. Die Musik hat mir ein Gefühl von verstanden werden vermittelt, was ich so damals im echten Leben nicht bekommen habe. Das Gefühl, dass Musik in der Lage ist, meine Emotionen zu verstehen und auszudrücken. Obwohl oder grade weil sie instrumental ist, bietet sie eine große Projektionsfläche.
Mich hat das nachhaltig beeinflusst und bietet auch heute noch eine Inspiration für die Ambient-Musik, die ich als The Sorsh mache. Und mit der ich auch versuche, meine Gefühle und Erfahrungen in Musik zu gießen.
The Smashing Pumpkins – For Martha
Das Album „Adore“ hat mich seinerzeit umgehauen. Es hat so eine psychedelisch-melancholische Stimmung. Mich haben auch die synthetischen Drums nicht gestört, bis ich ein Konzert der Pumpkins gesehen habe, bei dem die Songs von den echten Drums schon massiv profitiert haben. Deswegen verlinke ich die Live-Version.
Der Song „For Martha“ ist über die Jahre in meinem Gedächtnis geblieben. Besonders die Zeile „Someday I Follow You And See You On The Other Side“ hat es mir nachhaltig so sehr angetan, dass sie mir in den Sinn kam, als ich bei meinem Opa am Sterbebett im Krankenhaus saß – 2006. Ich habe ihm dann einen Auszug aus dem Song vorgesungen und ich habe dieses „See You On The Other Side“ nachhaltig gespürt und war damals voll überzeugt, dass wir uns irgendwann alle wieder sehen. Ich glaube das auch jetzt noch.
Casino Garden – Never Change
Mein 17 Jahre jüngerer Bruder spielte im Gegensatz zu mir schon als Kind Gitarre und macht jetzt schon seit vielen Jahren Musik in verschiedenen Bands. Er ist eine große Inspiration und auch Motivation für mich,e in Antreiber, der versucht, mich besser zu machen. Musik war ja schon immer mein Leben, aber erst 2017 habe ich den Schalter umgelegt, selbst welche zu machen. Mein Bruder hat mir im Grunde alles beigebracht und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Dieser Song ist stellvertretend für die spezielle Verbindung, die wir auch jetzt noch haben. Immer wieder liefert er Textpassagen, in denen ich mich wiederfinde. So wie hier in „Never Change“: „I Don’t Wanna See The One I See Staring From The Mirror Back At Me“ und „And I Wonder How It Works Because I’m Empty/Just As Empty As I Seem“.
Der Song ist live immer wieder ein absolutes Highlight und dürfte hintenraus gerne endlos weitergehen. Gleichzeitig euphorisierend und berührend
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