Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Nun kommt Comedian Markus Maria Profitlich also doch noch mit seinem Programm „Schwer verrückt“ in diesem Jahr nach Eisenberg. Und das schon kommende Woche. Im Gespräch mit Benjamin Fiege verriet der TV-bekannte Künstler, wie er durch die erste Corona-Welle gekommen ist, was er vom Comedy-Nachwuchs hält und ob ihn das Fernsehen noch reizt.
Herr Profitlich, mit Corona beschäftigt uns alle das gleiche Problem, aber jeder geht anders damit um. Wie sind Sie durch die erste Welle gekommen? Und vor allem: Wie geht es Ihnen?
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Gesundheitlich gut, danke. Beruflich war das natürlich eine schwierige Zeit. Im Grunde war ich ja seit März arbeitslos, da ging dann lange gar nichts. Ich habe eine nackte Glühbirne im Keller gegen eine Lampe ausgetauscht, das war mein Corona-Projekt. In meiner Firma aber musste ich Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Von daher bin ich ganz froh, dass jetzt wieder das eine oder andere losgeht.
Hat die Politik die Veranstaltungs- und Künstlerszene da im Stich gelassen?
Ja, die Branche wurde – gemessen an ihrer Wirtschaftskraft – von der Politik doch recht stiefmütterlich behandelt. Das ist sehr schade. Da werden wohl leider auch einige auf der Strecke bleiben. Künstler, Veranstalter, Locations.
Lieber in Frührente als wieder ins Autokino
Sie haben ja irgendwie noch das Beste aus Corona gemacht und zwischenzeitlich ein paar Autokino-Auftritte absolviert. Gab es da vorher Berührungsängste? Oder sind Sie da direkt voller Motivation rein?
Ich war schon sehr motiviert. Aber ich muss ganz ehrlich sagen: Diese Autokino-Auftritte waren nichts für mich. Das waren meine ersten und meine letzten. Sollte es zu einer zweiten Corona-Welle und einem neuerlichen Lockdown kommen, gehe ich lieber in Frührente statt so etwas nochmal zu machen. Mir fehlt da einfach die Reaktion, das Lachen des Publikums. Man spielt komplett ins Leere. Für mich war das ganz furchtbar.
Es gibt ja so einige Fußballer, die sagen: Gar nicht so schlimm ohne Fans im Stadion, weil: weniger Druck.
Die spielen ja auch für sich selbst – und fürs Geld. Wir Bühnenmenschen spielen fürs Publikum.
Nach Eisenberg kommen Sie nun nochmal mit „Schwer verrückt“, einem Programm, das sie eigentlich vor wenigen Wochen schon abgeschlossen haben.
Ja, wir sind damit eigentlich schon durch. Im Sommer hatten wir es abgeschlossen. Es gibt aber noch ein paar Nachholtermine, das ist auch ganz nett, weil ich es wegen Corona nicht so beenden konnte, wie ich das gerne gehabt hätte und sonst auch immer mache: mit einer netten Dernière. Es wird aber auch eine Herausforderung, weil ich ja seit Wochen schon meinen Text für mein neues Programm lerne, ein Jubiläums-Best-Of, und ich damit ja auch schon vier Auftritte hatte.
Sie sind mit dem alten Programm mehr als zwei Jahre lang unterwegs gewesen. Ist so ein Set von Beginn an mehr oder weniger in Stein gemeißelt? Oder verändert sich das Programm über die Zeit?
Es verändert sich tatsächlich. „Schwer verrückt“ ist über die Jahre immer länger geworden, weil man hier und da noch die Idee für einen Gag, eine Mimik, eine Geste hatte. Und dann muss man immer wieder auch mal etwas rausstreichen, um im Rahmen zu bleiben.
Sie haben es bereits erwähnt: Ihr neues Bühnenprogramm hat ja auch schon Premiere gefeiert. Wird daraus etwas in Eisenberg zu sehen sein?
(lacht). Das wird man sehen, was an diesem Tag in meinem Kopf los ist. Vielleicht werfe ich ja beide Programme aus Versehen zusammen. Aber geplant ist das nicht, geplant ist „Schwer verrückt“. Denn dann habe ich ja auch einen Grund, mit dem neuen Programm wiederzukommen.
Sie stehen ja mittlerweile seit 35 Jahren auf der Bühne. Ganz schön lange für einen, der Comedy zumindest zwischenzeitlich als Hobby betrachtete. Vorher hatten Sie sich in diversen Berufen betätigt.
Ja, ich habe Schreiner gelernt, später Müll gepresst, war Bofrost-Fahrer, Schweißer auf einer Schiffswerft. Für meine Programme und die Figuren, die darin auftauchen, ist das heute Gold wert.
Hat sich denn schon jemand in ihren Programmen erkannt?
Wenn jemand etwas fülliger ist, keine Haare hat und nach der Show zu mir kommt, weiß ich: Er hatte jetzt das Gefühl, das Programm sei über ihn geschrieben worden. Das erlebe ich immer wieder. Oder jemand hat einen fülligen Onkel und fühlt sich auch direkt an ihn erinnert.
Das Fernsehen ist schlechter geworden
35 Jahre sind auf jeden Fall eine lange Zeit, in der sich gesellschaftlich auch viel verändert hat. Oft hat man das Gefühl, Dinge, die damals in den 90er Jahren humortechnisch im Fernsehen gingen, wären heute wahrscheinlich so unmöglich.
Man kann auf jeden Fall sagen, dass das Fernsehen schlechter geworden ist. Mir gefällt nicht, was ich dort oder auf Plattformen wie YouTube sehe. Das ist oft ziemlich platt. Da bin ich von den jüngeren Kollegen ehrlich gesagt auch ein bisschen enttäuscht.
Stichwort Fernsehen: Ist das ein Bereich, der Sie noch interessiert? Oder fühlen Sie sich auf Bühne, auf Tour mittlerweile besser aufgehoben?
Man soll ja niemals nie sagen. Ich hatte in der Zwischenzeit auch mal über zwei, drei TV-Projekte gesprochen, aus denen dann aber nichts geworden ist. Es hat sich ja auch bei den Sendern intern viel verändert. Kollegen, die man von früher kennt, sind nicht mehr da. Und dann sitzen da heute neue, jüngere Leute, die einem alten Hasen erklären wollen, wie Humor funktioniert. Da stehe ich lieber auf der Bühne. Auf der habe ich ja damals auch angefangen.
Klassische Sketchformate, wie Sie sie früher auch gedreht haben, sind derzeit auch eher Mangelware.
Ach, aber das kommt bestimmt alles wieder – so sicher wie die nächste Corona-Welle.
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