Marek Johnson (foto: Frederic Fisch)

Marek Johnson – Embrace The Glitch

Der Kölner Musiker David Helm alias Marek Johnson hat sein zweites Solo-Album in der Pipeline. Am 19. April soll „Mumbling On The Floor“ via Papercup Records/Rough Trade das Licht der Welt erblicken. Dieser Tage gab es mit „Embrace The Glitch“ einen Appetizer. Der Clip dazu: unser Video der Woche.

Der als vielseitiger Jazzmusiker bekannte David Helm bewegt sich mit seinem Pseudonym Marek Johnson mittlerweile auch verstärkt im Pop-Bereich. Durch dieses Alter Ego hat er seine Stimme wiedergefunden, die er verloren zu haben glaubte. Er hat das Korsett ausgeschnürt, das eine musikalische Ausbildung darstellen kann – die sich irgendwann eher wie eine Fessel anfühlt und Bewegungen einschränkt, wenn man sich dem Pop und seinen Verheißungen sowie seinen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten öffnen will.

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Die Einflüsse fielen wie Regen auf fruchtbaren Boden. Manche schlugen Wurzeln. Die Debüt-EP „Stay Low“ (2018) kann Spurenelemente von Elliott Smith, Robert Wyatt, Lennon/McCartney, Randy Newman oder Kings of Convenience enthalten. Das folgende Album „At home again, singing“ (2022) war von den späten Talk Talk und Mark Hollis ebenso inspiriert wie es von der Beschäftigung mit Helms persönlicher Situation und familiärer Geschichte durchdrungen wird.

Das alles kann eben auch Spurenelemente von David Helm enthalten. Aber Pop ist so anhänglich wie vergänglich. Der Singer/Songwriter-Sound des Albums „At home again, singing“ klingt noch nach, man erhebt sich mit ihm aus den Federn und taucht ein in „Mumbling On The Floor“ (VÖ 19. April). Der Übergang scheint fließend, doch muss man sich etwas umgewöhnen, als würden die Alben von einem DJ ex machina allmählich ineinander gemixt, aufeinander abgestimmt. Man lässt es kurz wirken und es klingt wie – Marek Johnson.

Eine Verkörperung von Konstellationen

Marek ist weniger eine Person, vielmehr eine Verkörperung von Konstellationen. Aus historischen Referenzen, gegenwärtigen Erfahrungen, realen Bezügen, zukünftigen Ideen. David Helm bleibt sich in diesem Geflecht auf der Spur und hat eine neue Selbstverständlichkeit entwickelt. Er habe, so sagt er selbst, „keinen Bock mehr auf halbgare Sachen.“  Die Konsequenz: Es darf auch mal weniger sein. Kein nervöses Gezupfe, weil die Pop-Nummer zu klein erscheint. Im Sinne von: Kein Gezupfe, weil der Anzug nicht passt. Dafür die Muße, einen Song wachsen zu lassen, in ihn hineinzuwachsen.  Wiederholen. Intensivieren. Loslassen.

Die Songs dürfen sich entfalten, finden ihren Weg aus der Melancholie heraus über ineinander verschlungene Pfade wie Dreampop, Indie, Sixties-Folk, Math Rock oder Trip Hop, und wir wandeln mit ihnen durch eine Art ätherisches Labyrinth. Das mag flüchtig sein, doch man entkommt ihm nicht – das ist die leise Magie dieser Kammerpsychedelica. Manchmal denkt man: Gleich singt Björk über diesen Matmos-Beats, und dann sind es doch David Helms unverkennbare Vocals. Nennen wir es fragilen Mumblecore voller utopischer Momente, der dich mit latent geisterhaften Stimmen, latent sich einschmeichelnden Melodien und latent vertrackter Schnörkellosigkeit – sowie der unterschwelligen Dynamik von Club-Tracks – auch nüchtern auf Wolken schweben lässt. Aber da ist immer ein Flüstern, das dich wieder auf den Boden zurückholt. 

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