Die Liebe ist das bevorzugte Thema in den Songtexten von Steiner & Madlaina. Das heißt aber nicht, dass es bei den Schweizerinnen nicht auch politisch wird. Davon konnte man sich am Freitag im Cotton Club der Lauterer Kammgarn überzeugen.
Die besten Ideen kommen manchmal unterwegs. (Nora) Steiner & Madlaina (Pollina) waren im vergangenen Jahr mal wieder mit Element of Crime auf Tour. Als Duo, ohne Band, traten sie im Vorprogramm von Sven Regener & Co. auf. „Die Konzerte erinnerten uns an unsere Anfänge, als wir noch jung waren und immer zu zweit auftraten, oft vor kleiner Kulisse“, erinnerte sich Nora Steiner. Und weil das so viel Spaß machte, beschlossen die beiden Zürcher Singer-Songwriterinnen, mal wieder im Duo auf Tour zu gehen. Zumal sich die Veröffentlichung der ersten Songs des Duos zum zehnten Mal jährte. Um ein bisschen den Bogen zu den eigenen Anfängen zu schlagen, wählten sich Steiner & Madlaina dafür eher kleine, intime Locations aus. Das Motto: „Nah dran“.
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Auch der Cotton Club der Kammgarn in Kaiserslautern gehörte zu diesen kleinen, aber feinen Veranstaltungsstätten, die sich die beiden auserkoren haben. Es war übrigens der erste Auftritt des Duos in der Barbarossastadt. Und um die Einheimischen besser kennenzulernen, wurde das Motto des Abends gleich in die Tat umgesetzt. „Kommt ruhig näher, wir beißen nicht“, lockte Pollina die über den Club verteilten Gäste vor die Bühne. Der Stimmung kam das zupass.
Neue Songs vorausgehört
Für ihr Auftauchen belohnt wurden die Konzertbesucher, da sich die Show sozusagen als Sneak-Preview entpuppte. Ein Early Listening, die Zuschauer wurden sozusagen in musikalische Geheimnisse eingeweiht. Denn im Gepäck hatten die Schweizerinnen auch viele Songs ihres nächsten Albums, an dem die beiden gerade gearbeitet haben und für das es noch keinen offiziellen Veröffentlichungstermin gibt. „Wir haben uns darauf musikalisch richtig ausgetobt“, sagen die beiden. Wie opulent das Ganze wird, ließ sich natürlich durch die Duo-Besetzung (mal zwei Gitarren, mal Gitarre mit Keyboard) jetzt noch nicht abschätzen. Aber einen Eindruck davon, was einen erwartet, bekam man schon. Es dürfte gut werden. Dafür spricht, dass neue Nummern wie „Überall“ oder „Da bist du“ zu den Glanzlichtern des Abends zählten. Sie bestanden locker neben den bekannteren Liedern der beiden Schweizerinnen, die auf ihren Platten für gewöhnlich zwischen Folk, Indie-Pop und Indie-Rock changieren.
Vielsprachig unterwegs
Dass die Künstlerinnen schon seit der Schulzeit miteinander musizieren, merkte man. Die beiden sind wunderbar eingespielt, kennen sich aus dem Effeff, geben sich gegenseitig Raum zum Strahlen. Die gute Stimmung auf der Bühne übertrug sich auch ins Auditorium, das man sich ehrlicherweise aber durchaus größer gewünscht hätte.
Gesungen wurde an diesem Abend vornehmlich auf Deutsch, das muss man bei Steiner & Madlaina durchaus dazu sagen, denn die beiden sind mehrsprachig unterwegs. Englisch, Griechisch, Italienisch und Schweizerdeutsch gehören zum Repertoire. Den Beweis ihrer Vielsprachigkeit erbrachten die beiden mit Songs wie „Hold“, „Reckless Love“ und „Glücklich sii“, im Zugabenteil wurde das „To Tango Tis Nefelis“ ausgepackt, ausnahmsweise ein Cover-Song. Im Original stammt die Nummer aus dem Jahr 1995 von der Griechin Haris Alexiou. „Ein wunderbarer Song, ich wünschte, wir hätten ihn geschrieben“, sagt Madlaina Pollina.
Loslösen von den Tech-Giganten
Politisch wurde es auch. Die Anmoderation zu „Ersetzbar“ (von der 2024er EP „Ich kann’s nicht glauben“) nutzte die Tochter von Pippo Pollina dazu, die Zuschauer dazu zu ermuntern, sich für den neuen Newsletter der beiden anzumelden. Ein Kniff, zu dem mittlerweile mehr und mehr Künstler greifen, um sich von den sozialen Medien unabhängiger zu machen. Auch Steiner & Madlaina haben die Nase voll von Zuckerberg, Musk & Co. „Sie drosseln die Sichtbarkeit, bestimmen über ihre Algorithmen, ob wir gesehen werden, möchten am liebsten Geld dafür, dass sie uns sichtbar machen. Das ist die Höhe“, ärgert sich Pollina, die den sozialen Medien am liebsten ganz den Rücken kehren würde, wenn sie sie nicht für die Arbeit bräuchte. „Zeitfresser. Wie die grauen Herren bei ,Momo’“, sagt sie lachend und erntet dafür großen Applaus.
Emotional wurde es, als sie davon erzählte, wie ein motivierter Kinderchor, mit dem die beiden Musikerinnen neulich zusammenarbeiteten, ihr wieder ein bisschen Hoffnung schenkte, nachdem sie sich unter anderem durch die Wiederwahl Trumps und die drohende politische Finsternis etwas runterziehen ließ. Bei „Das wirst du nie“ wurde der Chor folgerichtig (vom Band) eingespielt.
Der Abend endete buchstäblich „nah dran“. Steiner & Madlaina ließen sich von der Bühne herab und sangen die finale Zugabe „Das schöne Leben“ vor der Bühne, inmitten der Konzertgäste. Ein schöner Schlusspunkt unter ein Konzert, das Lust machte, auf das, was da von den Schweizerinnen noch kommen mag.
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